Spontane Nazidemo vor Asylnotunterkunft in Leipzig-Schönefeld – Kritik an Polizei

REWEPolizeischutz für Einschüchterungs-Aktion der Nazis gegen Asylsuchende/ „Elterngemeinschaft“ schürt weiter Ressentiments/ Übergriffe durch Nazis nach Auflösung

Am Abend des 18.12.2013 versammelten sich in Leipzig-Schönefeld ca. 30 Nazis zu einer spontanen Kundgebung. Angeführt wurden sie von Enrico B., Kommunalwahlkandidat der NPD in Leipzig 2009.

Kurz vorher war die Willkommenskundgebung des Bündnisses „Refugees welcome“ abgebaut worden.

Die Nazis konnten sich zuerst mit Fackeln und Transparenten ungestört am Eingang der Unterkunft versammeln und wurden dann von der Polizei auf die Grünfläche an der  Ecke Löbauer Straße/ Volksgartenstraße verwiesen, wo sie eine Kundgebung abhielten. Auf ihrem Abmarsch in Richtung des REWE-Marktes wurden sie dann wiederum unmittelbar am Eingang der Unterkunft vorbeigeführt.

Juliane Nagel, Stadträtin der LINKEN, übt scharfe Kritik an der Polizei: „Es ist mir unerklärlich wie die Polizei diese Bedrohung der Asylsuchenden zulassen konnte. Dass der Rückweg der Nazis in direkter Nähe zum Eingang der Notunterkunft gewährt wurde, zeugt nicht nur von mangelndem Fingerspitzengefühl, sondern von Ignoranz der gezielten Einschüchterungs-Aktion der Nazis.

Glücklicherweise fanden über 70 Menschen in kurzer Zeit den Weg nach Schönefeld um den Nazis Paroli zu bieten und ihre Unterstützung mit den Geflüchteten zu zeigen.“

Am heutigen Tag tauchte zudem ein Brief einer anonym bleibenden „Elterngemeinschaft“ auf, in dem sich gegen den geplanten Dialog zwischen den BewohnerInnen der Asylunterkunft und SchülerInnen der Astrid-Lindgren-Grundschule ausgesprochen wird. Die Grundschule plant sowohl eine Begehung der Unterkunft als auch einen Austausch im Rahmen des Ethikunterrichtes. Die „Elterngemeinschaft“ führt dagegen mangelnde Sprachkenntnisse der Asylsuchenden und eine vermeintliche TBC-Ansteckungsgefahr ins Feld.

„Ich hoffe, dass die Grundschule sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lässt. Aus dem ominösen Brief sprechen Empathielosigkeit und Ressentiments. Wir dagegen müssen den eingeschlagenen Weg der Offenheit und Unterstützung weitergehen.“ so Juliane Nagel.

Es ist stark zu vermuten, dass die NPD auch die kommenden Monate nutzen will, um Stimmung gegen Asylsuchende zu machen und das Bedrohungsszenario gegen die BewohnerInnen der Notunterkunft in Schönefeld aufrechtzuerhalten. Diesen Versuchen muss offensiv und gemeinsam entgegengetreten werden.

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3 Gedanken zu „Spontane Nazidemo vor Asylnotunterkunft in Leipzig-Schönefeld – Kritik an Polizei“

  1. Ja, ich schreib ja, dass sie sich dort versammelt haben, dann wurden sie aber auf die Wiese an der Kreuzung Löbauer/ Volksgartenstraße verwiesen und sind beim Abmarsch in Richtung REWE wieder am Eingang vorbei geführt worden.

  2. Nachtrag:

    Im Anschluss an die aufgelöste Nazizusammenrottung gab es an mindestens drei Stellen Übergriffe von Nazis auf AntirassistInnen:

    – Am Stannebeinplatz wurden Personen beim Aussteigen aus der Straßenbahn von Nazis beleidigt, angeschrieen und geschlagen,
    – an derselben Stelle wurden 2 FahrradfahrerInnen mit Steinen beworfen
    – am Torgauer Platz soll eine Gruppe mit Böllern bedroht wurden sein

    Die Polizei blieb in den beiden ersten Fällen, trotz Präsenz, untätig!
    Weitere Berichte könnt ihr gern an refugeeswelcome at riseup.net senden.

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