Im Stadtrat wurde am 16.7.2014 über die Infrastruktur für SkaterInnen in Leipzig diskutiert. Die LINKE hatte beantragt, die bestehenden Anlagen instand zu setzen und sich auch dauerhaft um die Nutzbarkeit zu kümmern. Denn das ist in Leipzig nicht gegegeben. Außerdem sollte mit dem Antrag die Einrichtung eines großflächigen Skate-Parks geprüft werden.
Meine Rede zum Antrag.
Skaten ist aufgrund seiner Niedrigschwelligkeit und der Möglichkeit, dies zwanglos und kostenfrei im öffentlichen Raum auszuüben, eine unter jungen Menschen sehr beliebte Freizeitbetätigung.
Wie bei allen vergleichbaren Freizeit- und Sportarten stellt sich die Frage nach den infrastrukturellen Voraussetzungen. Hier setzt der Antrag der Linksfraktion an, der in enger Kommunikation mit PraktikerInnen entstanden ist.
Nach einer Bestandsaufnahme des Vereins Urban Souls, der das Heizhaus in Grünau betreibt, stehen im städtischen öffentlichen Raum ca. 20 Anlagen, davon 16 in kommunaler und 4 in privater Trägerschaft. Nur etwa die Hälfte ist tatsächlich nutzbar. Die restlichen sind beschädigt oder aufgrund ihrer baulichen Beschaffenheit für Skateboard- oder BMX-Nutzung untauglich. Die Anlage am Jugendclub Arena in Grünau ist wegen gravierenden Schäden seit geraumer Zeit gesperrt.
Mit dem Antrag wollen wir den Blick auf die Belange der nicht zu unterschätzenden jugendlichen Skaterszene richten.
Der Verwaltungsstandpunkt geht zwar auf das Anliegen der regelmäßigen Ertüchtigung der Anlagen ein und nennt Maßnahmen an einzelnen Anlagen.
Die eigentlich neuralgische Frage – nämlich wann eine Anlage nutzbar ist oder nicht – wird hier nicht tangiert. Aus Sicht von Skaterinnen und Skatern ist beispielsweise die erwähnte Sanierung der Skateanlage im Clara-Zetkin-Park keinesfalls ausreichend. Hier wurde der Asphalt erneuert, aber kein neues oder saniertes skatebares Element angebracht.
Auch die großzügig erscheinende Investition am Skatepark in der Parkallee in Grünau, sprich am Heizhaus, ist eher Schadensbegrenzung als Aufwertung und Reaktion auf den großen Bedarf von Kindern und Jugendlichen.
Um eine Verständigung zwischen Experten der Verwaltung und Experten der Skaterszene über die infrastrukturellen und baulichen Anforderungen von Skateranlagen herbeizuführen, war unser Antrag mit dem expliziten Auftrag versehen erfahrene Akteure aus dem Bereich der Jugendarbeit einzubeziehen. Genau jene, kümmern sich ehrenamtlich um die Dokumentation der Anlagen, deren Zustand und Mängel. Die gewünschte Konsultation ist augenscheinlich nicht erfolgt. Darum bleiben die Aussagen des Verwaltungsstandpunktes im Grunde unbefriedigend.
Der 2. Punkt des Antrages – die Einrichtung eines Skateparks mit über 1.500 qm Fläche zu prüfen – mag manchen von ihnen wie eine Luxus-Forderung vorkommen. Doch großflächige Skateparks sind in vielen Städten Normalität. Auch in Leipzig ist zu beobachten, dass an gut ausgestatteten Anlagen großer Andrang herrscht. Diese bieten allerdings für nicht mehr als 20 Menschen gleichzeitig Platz.
Vergegenwärtigen wir uns die wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen, kann von einem wachsenden Bedarf ausgegangen werden. Und wir wissen selbst, dass Freiflächen in der Stadt knapp werden. Den Vorschlag Skaten und auch die Idee eines Skateparks in die Erarbeitung des Sportprogramms 2016 – 2024 zum implementieren, finden wir gut. Wir erwarten dann aber eine ernst gemeinte Prüfung.
Nicht nur weil das IOC angekündigt hat, dass Skatboarding ab 2016 olympisch werden soll. Sondern weil Skaten ein wichtiger Faktor für viele Jugendliche ist, die sich in ihrer Freizeit auch vereinsungebunden selbstbestimmt betätigen und erproben wollen.
Die Abstimmung erfolgte zum Verwaltungsstandpunkt. Er wurde angenommen.
Bild: Conne Island Skatepark
Randgeschichte: BMX-Fahrer hatten viele Jahre eine Indooranlage in Halle 14 der Baumwollspinnerei. Da die Halle 14 mit öffentlichen Geldern saniert wurde und wohl auch als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen ist, hätte es sich angeboten, den Standort zu erhalten. Doch die BMX-Fahrer mussten dem Kunstpublikum weichen. Ein spekulativer, alles andere als wohltätiger „Artist Pension Trust“ zog ein. Steigende Zahlungsforderungen vertrieben längst auch kunstnahe Nutzer.
Das hätte alles keinen Beigeschmack, wären da nicht massiv öffentliche Gelder reingeflossen.