Für & Wider: Von Rüpelradlern, Bürgersteigbarbaren & Amok-Autofahrern

In dieser Woche fragt Weltnest nach dem Leipziger „Reizthema“ Straßenverkehr

Martin fragt:

Auf Leipzigs Straßen herrscht Krieg. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man sich eine Pressemitteilung der CDU durchliest. Stadtrat Konrad Riedel möchte, dass nicht nur Polizei, sondern auch das Ordnungsamt gegen Radfahrvergehen, wie fahren auf dem Bürgersteig, vorgeht. Es ist ein Reizthema.

Wo Bürgersteig aufhört und Fahrradweg anfängt, kann man zumindest vor dem Hauptbahnhof kaum erkennen. ADFC und LVB würden die Straße gerne um eine Spur reduzieren, um Platz für einen Radfahrstreifen und eine Haltestellenvergrößerung zu schaffen. Darum stellt sich heute die Frage:

Wie können wir den Verkehr so gestalten, dass alle zufrieden sind?

Meine Antwort:

In Leipzig herrscht wohl mehr Auto-„Terror“ als Fahrrad“Krieg“, wenn ich im militaristisch-reißerischen Duktus bleiben soll. Will ich aber nicht. 
Ich reformuliere mal meine Position aus früheren Beiträgen: der Anteil des motorisierten Individualverkehrs muss gesenkt werden. Das geht nur wenn alternative Verkehrsarten gefördert werden: ÖPNV muss für alle bezahlbar oder sogar kostenfrei sein und der Radverkehrsanteil muss erhöht werden, u.a. durch die Schaffung der infrastrukturellen Voraussetzungen. Hier müssen Prioritäten gesetzt und auch Geld in die Hand genommen werden. Äußerungen wie die von Herrn Riedel (CDU) sind da wenig hilfreich. Er verzerrt durch Einzelbeispiele individuellen Fehlverhaltens, was es sicher gibt, die Realität. Laut Leipziger Radverkehrsbeauftragtem hat die Zahl der Unfälle in den letzten Jahren abgenommen.

Mit dem konkreten Beispiel Hauptbahnhof kommen natürlich auch die FußgängerInnen ins Spiel, die als VerkehrsteilnehmerInnen oft aus dem Blick fallen. Zwar hat die Verwaltung in der letzten Ratsversammlung bekundet, dass hier kein Unfallschwerpunkt existiert. Aber klar, bei dem Menschenaufkommen am Hauptbahnhof, gibt es hier durchaus gefährdende Situationen, bei denen die oberste Prämisse im Verkehrsgeschehen – die gegenseitige Rücksichtnahme – unter den Tisch fällt. Ich finde es gut und auch symbolisch, wenn an dieser Stelle ADFC und LVB quasi gemeinsam für eine Entspannung des Verkehrsraumes eintreten. Und wenn wir einmal dabei sind, könnte doch der gesamte Ring wieder für den Radverkehr freigegeben werden. Den Ausschluss hat vor gut zweieinhalb Jahren die AutofahrerInnenlobby maßgeblich mitinitiiert. Jetzt wäre die Chance sich vom Hauptbahnhof aus quasi vorzuarbeiten und eine sichere, radfahrfreundliche Variante zur Umfahrung der Innenstadt zu finden. Diese ist ja seit 2009 in großen Teilen tabu für Radfah ende (anstatt nach einem kooperativen Modell Fuß/Radverkehr gesucht zu haben.. ach mensch), während das Konzept autoarme Innenstadt nur halbherzig umgesetzt wird. Es gibt also noch einiges zu tun.

>>> zum gesamten Beitrag

Ein Gedanke zu „Für & Wider: Von Rüpelradlern, Bürgersteigbarbaren & Amok-Autofahrern“

  1. Um das Ganze mal zu dokumentieren. Fahrrad-Krieg ist da wohl eher das richtige Wort. RadfahrerInnen enthalten sich zum größten Teil der allg. Straßenverkehrsordnung und sorgen mit ihrer Art und Weise für Chaos im Verkehr. Von gegenseitiger Rücksichtnahme ist da nichts zu spüren. Wenn RadfahrerInnen auf den Fußwegen unterwegs sind, dann müssen die FußgängerInnen noch aufpassen nicht selbst zum Opfer zu werden.

    Radwege zu errichten ist dagegen eine sehr gute Sache, nur sollte immer darauf geachtet werden, dass der motorisierte Verkehr nicht zum Stillstand kommt. Ist es doch gerade letztgenannter, der die Versorgung bis in die kleinsten Winkel unserer Stadt garantiert.

    Für die Finanzierung von Radwegen schlage ich eine Art Steuer vor. Pro Fahrrad 50,-€ im Jahr. Aus diesem Top können dann Radwege gebaut und Verkehrsituationen entschärft werden.

    Die Karl Heine Straße ist ebenfalls ein sehr gutes Beispiel, wie Radfahrer den Verkehrsfluß regelrecht behindern. Es sind aber auch keine separaten Radwege vorhanden, dafür ein 3m breiter Fußweg.

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