Die autoritäre Transformation Ungarns

Am 11.3.2013 hat die ungarische Regierung eine höchst umstrittene Verfassungsänderung durchs Parlament gebracht. Mit dieser werden u.a. die Kompetenzen des Verfassungsgerichtes erheblich eingeschränkt. Außerdem sieht sie Einschränkungen bei Bildungspolitik, dem Wahlrecht, der Familienpolitik und im Umgang mit Obdachlosen vor.  Im Interview ordnet der Publizist und Historiker György Dalos die Verfassungsnovelle in die grundlegenden Veränderungsprozesse, die sich in Ungarn seit geraumer Zeit vollziehen, ein

Die aktuelle  Verfassungsnovelle scheint ein vorläufiger Höhepunkt der autoritären Transformation des Landes.
Die Beschneidung der Pressefreiheit, die reaktionär gefärbte Novellierung des Grundgesetzes, die institutionelle Diskriminierung von Roma etc hatten in der Vergangenheit zu heftiger Kritik vor allem der internationalen Zivilgesellschaft und auch der EU geführt.
Welche fragwürdigen Veränderungen sieht  die Verfassungsnovelle vor, wie ordnet sie sich in die durch die durch die nationalkonservative Regierungspartei Fidesz vollzogene grundlegene Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse ein, welche Rolle spielt die Finanz- und Wirtschaftskrise, gibt es progressive Kontrapunkte?
Diese und weitere Fragen stellten wir dem Publizisten und Historiker György Dalos.

>>> Interview anhören (linksdrehendes radio, 15.3.2013)

 

György Dalos wurde 1943 in Budapest geboren.
Von 1962 bis 1967 studierte er Geschichte an der Moskauer Lomonossow-Universität und arbeitete anschließend als Museologe in Budapest. 1964 – in diesem Jahr erschien sein erster Gedichtband – trat er in die Ungarische Sozialistische Partei der Arbeit ein, wurde aber 1968 wegen „maoistischer Umtriebe“ aus der KP ausgeschlo ssen und zu einer siebenmonatigen, zur Bewährung ausgesetzten Haftstrafe verurteilt. In den siebziger Jahren gehörte Dalos zur Budapester Dissidentenszene und schlug sich als Übersetzer durch. Während er in seiner Heimat fast zwanzig Jahre lang mit Publikationsverbot belegt war, gelang es ihm, in Deutschland und Österreich Gehör zu finden, wo er sich seit Mitte der achtziger Jahre immer öfter aufhielt und Zeitungen wie Rundfunkanstalten mit klugen Beiträgen belieferte.
Nach längerem Aufenthalt in Wien lebt György Dalos seit 1995 als freier Publizist in Berlin, wo er von 1995 bis 1999 das Ungarische Kulturinstitut leitete.
Für sein Werk, mit dem er u.a. die Transformationsprozesse in Europa 1989/ 90 und die ungarische Geschichte thematisiert, erhielt er u,a. die Goldene Plakette des Präsidenten der Republik Ungarn (2000), das Verdienstkreuz der Republik Ungarn (2006) undden  Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2010). 2012 hielt er im Rahmen des Lichtfestes in Leipzig die Rede zur Demokratie in der Nikolaikirche.

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