Urteil im Fall des getöteten André K. ignoriert mögliches sozialdarwinistisches Tatmotiv – Demo am Samstag, 26.1.

In Gedenken an die von Neonazis ermordeten André K., Karl-Heinz T., Klaus R. und alle seit 1989 aus sozialdarwinistischen Motiven Getöteten. Demonstration am Samstag 26.1.13 17:00 Uhr, Karl-Liebknecht-Str./Ecke Emilienstr.

Am Freitag, 25.1.2013 wurden die Urteile gegen sechs Männer gesprochen, gegen die wegen der gewaltsamen Tötung des wohnungslosen Andre. K. am 26.5.2011 in Oschatz über ein Jahr am Leipzig Landgericht verhandelt wurde.
Zwar sind die verhängten Strafen hoch – die beiden Hauptäter, der Neonazi Ronny S. und Sebastian B. wurden zu 13 bzw. 10 Jahren Haft verurteilt, die drei angeklagten Jugendlichen zu zwischen 3 Jahren und 2 Jahren/ 9 Monaten – das Gericht verurteilte jedoch wegen gemeinschaftlichen Totschlags und nicht, wie es die Nebenklage für die beiden Haupttäter gefordert hatte, wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen. Die damit auch verknüpfte Forderung Überprüfung einer sozialdarwinistischen Tatmotivation, lehnte die zuständige Kammer ab. Dabei weisen sowohl Tathergang als auch die rechte Einstellung von mindestens zwei Tätern darauf hin, dass André K. sterben musste, weil er wohnungslos war und den Tätern als minderwertig galt.
Der sechste Angeklagte wurde wegen unterlassener Hilfeleistung zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt.

Um die Kritik am Urteil und der Ignoranz des möglichen Motivs zu üben, ruft die „AG Sozialdarwinismus“ zusammen mit der Kampagne „Rassismus tötet!“ Leipzig zu einer Demonstration „Gegen jeden Sozialdarwinismus“ auf. Die Demonstration war ursprünglich für den Tag der Urteilsverkündung geplant, wurde jedoch aufgrund der späten Verkündung desselben um einen Tag verschoben.

André K. ist bei weitem nicht das erste Opfer sozialdarwinistischer Gewalt in Sachsen: Seit 1990 sind fünf sozial Benachteiligte von Neonazis getötet worden. In Leipzig waren es Klaus R., der 1994 in seiner Wohnung in Leipzig-Lindenau von sechs Nazis zu Tode geprügelt wurde und Karl-Heinz T., der 2008 am Schwanenteich in der Innenstadt von einem Nazi so schwer zusammengeschlagen wurde, dass er zwei Wochen später an seinen Verletzungen starb.

„Diese Demonstration soll einerseits an die von sozialdarwinistischer und neonazistischer Gewalt betroffenen Menschen erinnern und andererseits die in der Gesellschaft weit verbreitete Diskriminierung sozial Benachteiligter aufzeigen. Wir wollen gesellschaftliche Zustände, die solche Taten ermöglichen kritisieren. Denn Täter sozialdarwinistisch-motivierter Gewalt setzen lediglich um, was Politik und Medien propagieren und gesellschaftlich akzeptiert ist.“

Die Demonstration wird um 17:00 Uhr von der Karl-Liebknecht-Str./Ecke Emilienstr. aus starten. Die Route geht weiter über den Peterssteinweg – Str. des 17. Juni – Harkortstr – Martin-Luther-Ring – Rathaus – Petersstr. – Grimmaische Str. (Zwischenkundgebung) – Neumarkt/Reichsstr. – Ritterstr. – Schwanenteich (Abschlusskundgebung Todesort Karl-Heinz T.).

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