Die Initiative gegen die Diskriminierung von Roma ruft am 8. Mai 2012 zu einer Kundgebung auf. Beginn ist 16 Uhr auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz (vor dem Hauptbahnhof) in Leipzig. Im Mittelpunkt steht die Erinnerung an den nationalsozialistischen Terror gegen Sinti und Roma und die Situation dieser Minderheit in der Gegenwart zu thematisieren
Aufruf
Am 8. Mai 2012 jährt sich der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus zum 67. Mal. An diesem Tag kapitulierte 1945 die deutsche Wehrmacht vor den Alliierten.
Der Tag der Befreiung bedeutete das Ende von Vernichtungs- und Arbeitslagern, von systematischem Terror gegen JüdInnen, Andersdenkende, Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen, Sinti und Roma und vielen anderen. Der Tag der Befreiung markierte allerdings nicht das Ende antisemitischer, rassistischer, völkischer und antiziganistischer Einstellungen. Im Gegenteil: Diese blieben weiterhin fester Bestandteil beider Teile Deutschlands – bis heute.
Wir wollen den 8. Mai 2012 dazu nutzen an den nationalsozialistischen Terror gegen die Minderheit der Sinti und Roma zu erinnern und dabei einen Bogen in die Gegenwart schlagen.
Roma wurden von den Nationalsozialisten zur „minderwertigen Fremdrasse“ erklärt und zu Hunderttausenden ermordet. Bevölkerung und Wissenschaft wurden dabei zu willfährigen HelferInnen einer staatlichen systematischen Ausgrenzung und Verfolgung.
Erst im März 1982 erkannte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt den rassistisch motivierten Völkermord an den Sinti und Roma offiziell an. Bis dahin wurde zahlreichen Betroffenen Entschädigung verwehrt, da ihre Verfolgung nicht „rassenideologisch“ motiviert gewesen wäre, sondern in deren „asozialer und krimineller Haltung“ begründet sei.
Auch heute sind Roma in ganz Europa Verfolgung und Ausgrenzung ausgesetzt. Gerade in jüngster Zeit gab es zahlreiche gewalttätige Ausbrüche gegen Angehörige der Minderheit bspw. in Frankreich, Italien, Bulgarien, Tschechien oder Ungarn. Jahrhundertelang gewachsene Stereotype bilden dabei die Basis von systematischer staatlicher Diskriminierung, sowie Unterdrückung und Gewalt durch Mehrheitsbevölkerung und Nazis. In Deutschland sind Roma aus den ehemaligen Teilstaaten Jugoslawiens derzeit verstärkt von Abschiebungen betroffen. Viele von ihnen, ca. 50 000, sind zu Zeiten des Kosovokrieges nach Deutschland geflohen und leben seitdem hier mit unsicherem Aufenthaltsstatus. Die sich derzeit häufenden Abschiebungen in die Balkanstaaten, zum Beispiel in den Kosovo oder nach Serbien, bedeuten für die Betroffenen die zwangsweise Rückkehr in bittere Armut und krasse Diskriminierung. Die vermeintlichen Heimatländer erkennen diesen Menschen in der Regel nicht einmal als StaatsbürgerInnen an und entziehen ihnen damit grundlegende Existenz- und Menschenrechte.
Wir wollen im Rahmen einer Kundgebung auf die Situation der Roma damals und heute hinweisen und uns klar gegen Diskriminierung und Abschiebungen aussprechen.
Zeigt euch solidarisch und kommt am 8. Mai auf den Kleinen Willy-Brandt Platz. Im Anschluss wollen wir gemeinsam zum Denkmal für die während des Nationalsozialismus Deportierten auf den Hauptbahnhof gehen.
2 Gedanken zu „Antiziganismus bekämpfen – Kundgebung am 8. Mai – Tag der Befreiung“