Seit dem vergangenen Jahr sind sie nicht zu übersehen: LED-Leuchten in den Straßenlaternen in Teilen von Connewitz. Hintergrund: die Stadt Leipzig macht mit beim Projekt “Intelligente LED-Straßenbeleuchtung”, das den Einsatz”energieeffizienter, wirtschaftlicher und anpassungsfähiger” Straßenbeleuchtung erproben soll. Doch es gibt einen Haken: die Lichtintensität nervt einige AnwohnerInnen, Beschwerden finden keine Resonanz und es herrscht bei manchen Skepis über die Intention des Projektes, gerade in Connewitz
Vor diesem Hintergrund habe ich – mit freundlicher Unterstützung von Betroffenen – im Januar eine Anfrage an den Oberbürgermeister gestellt, deren Antworten unten dokumentiert sind. Die Antworten beruhigen wenig. Gerade bei Information und Beteiligung der AnwohnerInnen hapert es, auch scheint es keine Resonanz der Projektverantwortlichen auf Beschwerden über die nächtliche Ausleutung von Wohnungen durch viel zu helle LED-Straßenlampen zu geben.
Der Ausführung des Projektleiters Klaus Bastian ”Straßenbeleuchtung mit LEDs bietet enorme Vorteile: LEDs sind extrem energiesparend und sie strahlen punktgenau nach unten, blenden also die Anwohner nicht“ stimmt so offenkundig nicht. Des weiteren fragt sich ob die Potientiale der “Intelligenten LED-Beleuchtung” – nämlich die schnelle und individuelle Reaktion auf sich ändernde Anforderungen – nicht Einfallstor für eine stärkere Kontrolle des öffentlichen Raumes und der Menschen, die sich in jenem bewegen, sind.
Es ist angebracht. sich zu beschweren, wenn Lichtstärke oder Lichtsteuerung einem/ r auf die Nerven gehen, nämlich beim Netzwerk Intelligente LED Beleuchtungstechnik (evermind GmbH, c/o LED Netzwerk, Schorlemmerstraße 1, 04155 Leipzig, +49 341 253966-0, kontakt [at] led-netzwerk.de).
Zur Frage der Bearbeitung und Resonanz auf die Beschwerden hab ich derzeit eine Anfrage an das zuerständige Dezernat Stadtentwicklung und Bau gestellt (siehe unten). Das Ergebnis wird an dieser Stelle dokumentiert.
Antwort auf die Anfrage Nr. V/F 739 v, Testprojekt “Intelligente LED-Beleuchtung” in Connewitz
1. Welche Kenntnis hat die Stadt Leipzig über die Auswahl des Testgebietes für die „Intelligente LED-Straßenbeleuchtung“? Warum wurde der Ortsteil Connewitz ausgewählt?
Das Verkehrs- und Tiefbauamt erhielt 2011 eine Anfrage vom „Netzwerk Intelligente LED-Beleuchtungstechnik“ wegen des probeweisen Einsatzes neuer Kommunikations- und Steuerungssysteme in der Straßenbeleuchtung.
In diesem Netzwerk sind folgende Projektpartner zusammengeschlossen:
– evermind GmbH Leipzig – Projektmanagement, Softwareentwicklung
– TU Berlin – Lichttechnische Begleitung
– Caralux LED- Neonlichttechnik GmbH – Entwicklung & Produktion von LED-Leuchten
– HTWK Leipzig – Konzeption, Erprobung & Bewertung von Steuerungs-, Sensor-, Kommunikationslösungen
– GeoSys – Umwelttechnik und Geogeräte GmbH Leipzig -Entwicklung & Produktion
Das für den Test ausgewählte Areal umfasst nicht den gesamten Ortsteil Connewitz, sondern, neben der Wolfgang-Heinze-Straße (bis zur Brandstraße), die Herderstraße, Simildenstraße, Basedowstraße, Mathildenstraße sowie den Vorplatz an der Paul-Gerhard-Kirche.
Hauptkriterien für die Auswahl des Testgebietes waren die räumliche Nähe zur Hochschule sowie die komplexe Verkehrssituation auf der Wolfgang-Heinze-Straße, dem Kernstück des Projektes.
2. War die Stadtverwaltung an der Auswahl des Testgebietes beteiligt? Wenn ja, welche Ämter bzw. Gremien?
Die Auswahl des Testgebietes erfolgte durch das Verkehrs- und Tiefbauamt, gemeinsam mit der HTWK Leipzig.
3. Haben bei der Auswahl des Testgebietes Aspekte er Kriminalitätsprävention und der Unfallverhütung eine Rolle gespielt?
Gibt es in bezug auf Kriminalität in Connewitz einen erwiesenen Zusammenhang zwischen Lichtverhältnissen und Tat-Zeitpunkten?
Gibt es in Bezug auf das Unfallgeschehen in Connewitz einen erwiesenen Zusammenhang mit den Lichtverhältnissen?
Bei der Auswahl des Testgebietes haben Aspekte der Kriminalitätsprävention und der Unfallvermeidung keine Rolle gespielt.Zu den weiteren Teilfragen liegen der Verwaltung keine Erkenntnisse vor.
4. Wer finanziert das Projekt?
Die Finanzierung des Projekts ist nach Auskunft der Projektpartner vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) übernommen worden. Projektträger ist die AiF Projekt GmbH.
5. Wann endet das Projekt? Werden die LED-Leuchten nach Ablauf der Testphase wieder abgebaut? Werden die Bewohnerinnen des Stadtteils in diese Entscheidung einbezogen? Wenn ja, wie?
Es ist vorgesehen, dass die neuen LED-Leuchten nach Projektende in den Straßen verbleiben. Diese Entscheidung soll allerdings von der Auswertung der Anwohnerumfrage abhängig gemacht werden.
Im August 2012 wurde bereits eine Anwohnerumfrage in der W.-Heinze-Straße und den Nebenstraßen über die Beleuchtungssituation vor dem Umbau durchgeführt. Nach der Umrüstung der W.-Heinze-Straße ist eine weitere Umfrage geplant, um die Neugestaltung der Straße zu bewerten. Auf dieser Bewertung kann die Entscheidung basieren, ob die LED-Leuchten in den Straßen bleiben oder demontiert werden sollen.
>>> Artikel in der Leipziger Internetzeitung vom 30.1.13
>>> Leserinnenbrief der projektbeteiligten evermind GmbH in Reaktion auf den Artikel
>>> Info der Stadt Leipzig
Neue Anfrage (7.3.2013)
Beschwerden zum Testprojekt “IntelligenteL ED-Beleuchtung” in Connewitz
Zum oben genannten Testprojekt werden von Anwohnerinnen und Anwohnern des betroffenen Wohngebietes immer wieder Beschwerden aufgrund der enormen Helligkeit geäußert.
Im Zusammenhang mit Ihrer Antwort auf meine Anfrage V/F 739 bitte ich Sie ganz herzlich um ergänzende Informationen.
1. Wer ist in Bezug auf das Projekt die für Beschwerden und Nachfragen zuständige Stelle in der Stadtverwaltung?
2. Gab es bereits Beschwerden, wenn ja, wieviele und in welcher Hinsicht?
3. Wie wird mit Beschwerden verfahren? Gibt es diesbezüglich einen Austausch zwischen Stadtverwaltung und dem „Netzwerk Intelligente LED-Beleuchtungstechnik“ sowie der HTWK Leipzig?
4. Ist es möglich die Lichtintensität der LED-Straßenbeleuchtung zum mindern ohne das Projekt zu gefährden?
5. Wurden die Ergebnisse der Befragung der AnwohnerInnen der Wolfgang-Heinze-Str. und der angrenzenden Straßen aus dem Juli 2012 bereits ausgewertet und publiziert?
Also ich würde doch um etwas mehr Toleranz gegenüber diesem Forschungsprojekt bitten. Irgend wo muss diese Art der Beleuchtung ja getestet werden. Jetzt hört es sich so an, als ob ein Test zwar ok ist, aber bitte nicht in meinem Viertel. Warum kommt mir diese Aussage so bekannt vor?? Ach ja es gibt Stadtteile in Leipzig wo andere „Experimente“ mit den Anwohnern durchgeführt werden sollen. Die Laufzeiten dieser „Experimente“ belaufen sich auf min. 10 Jahre. Hier kommt aus Connewitz der Aufruf zu Toleranz. So ist das halt mit der Toleranz. Sie wächst mit dem Abstand. Ich fordere mehr LED Beleuchtung in Connewitz!
Gute Nacht.
Aber aber, Falk, Menschen mit technologischen Experimenten zu vergleichen.. ich weiss ja nicht, ob die Parallele nicht schief ist..
Tja, an welcher Stelle zieht man die Grenze für Toleranz… Wie gesagt, aus der Ferne ist es viel einfacher…
an welcher stelle zieht mensch die grenze zwischen humanistischem anspruch und dem fehlen desselben, scheint mir die geeignetere Frage. Zuerst fand ich ihre Einlassung ja witzig, aber beim weiteren nachdenken..
Lichter, deren Helligkeit stört und denen mensch eine überwachende Funktion zuschreiben kann, sind etwas anderes als Menschen, denen negative Eigenschaften zugeschrieben werden.
Sie beschweren sich bezüglich der LED Beleuchtung über eine WAHRSCHEINLICHE Störung der Nachtruhe und über einen GEFÜHLTEN Anstieg der Kontrolle, der aus dem mehr an Licht resultiert.
Im Grunde ist das Resultat ähnlich dem, welches hier befürchtet wird. Es ist zu erwarten, dass die Polizeipräsenz steigen wird. Es ist zu erwarten, dass 40 junge Männer nicht 22 Uhr im Bett liegen. Somit erwarten wir ähnliche Einschränkungen unserer Lebensqualität, wie es das LED Licht in Connewitz verursacht.
Sollte dies nicht so eintreten wären alle zufrieden und glücklich.
Die Frage ist nur, was wenn es doch Eintritt? Dann wird es keinen Fragebogen geben. Es wird keinen Rückbau geben. Es wird min. 10 Jahre bestehen bleiben.
In Connewitz hat auch jeder der Anwohner die Möglichkeit sich der gegebenen Situation zu entziehen. Er wechselt einfach seinen Wohnort. Diese Option besteht für einen Eigenheimbesitzer nicht. Ich habe ja inzwischen gelernt, dass Ihnen fremdes Eigentum egal ist. Daher haben Sie dafür sicherlich kein Verständnis.
Das ist doch eine tolle Idee und zeigt wie modern auch eine große Stadt in Sachen Straßenlaterne werden kann!
Naja, ich kanns verstehen, dass man sich durch Helligkeit auf der Straße gestört fühlt. Ich könnte das noch aushalten, aber wenn ich mich dadurch kontrolliert fühlen würde, nicht.