Beef im Seniorenwohnpark in Leipzig -Connewitz

4349Nach EigentümerInnen- wechsel droht ein bewährter Pflegedienst aus dem Seniorenwohnpark in der Biedermannstraße in Leipzig-Connewitz zugunsten eines neuen, rentableren verdrängt zu werden. Dies sorgt unter den BewohnerInnen für Unmut.

Das als SeniorInnenwohnheim genutzte Haus in der Biedermannstraße 40 ist verkauft worden. Die laut LVZ „hochbetragte“ Eigentümerin hat das Objekt mangels Alternativen an die Gesellschaft Leyendecker Leipzig KG verkauft, einen Ableger der Leyendeckergruppe in Frankfurt/Main. Dieser „Verbund aus privaten Investment-Unternehmen“ zählt „Investitionen in entwicklungsfähige Immobilien und Grundstücke, klassische Unternehmensfinanzierungen und Industriebeteiligungen“ zu ihrem „Kerngeschäft“. Die Leipziger KG formuliert als Geschäftsgegenstand die „Verwaltung eigenen Vermögens, insbesondere die gewinnbringende Verwaltung, Vermietung und Verwertung von Grundbesitz in Leipzig.“
Das alles passt kaum zu einem gediegenen Wohnen für SeniorInnen.

Dass die neue Eigentümerin kein Interesse an Kontinuität und Wohlfühlen der betagten BewohnerInnen hat, zeigt die schnelle Kündigung der Mietverträge für Begegnungsstätte, Pflegedienstbüro und Pflegebad, die (derzeit noch) von der Caritas betrieben und betreut werden. Seit 14 Jahren betreut die Caritas die über 100 in dem Wohnheim lebenden Menschen als Pflegedienst. Stattdessen brachte die Leyendecker KG einen eigenen Pflegedienst mit: die VitaMed Leipzig GmbH. Diese betreibt u.a. in Leipzig-Grünau ein „Pflege-Hotel“.

Laut Berichterstattung der LVZ hat der durch die neue Eigentümerin angekündigte „Wechsel des Pflegedienstes“ nicht nur für Aufruhr unter den BewohnerInnen geführt, sondern ist auch noch rechtlich bedenklich. Denn: Pflegedienste können nach Gesetz selbst bestimmt werden.
Sprich ist die Weiterführung der Pflegeverträge mit der Caritas grundsätzlich möglich. Durch die Kündigung der Räumlichkeiten – Begegnungsstätte, Pflegebad und Büro – würde die Arbeit des bisherigen sozialen Trägers zum Teil verhindert und die Nutzung der Angebote durch die BewohnerInnen deutlich erschwert werden.

Die neue Hauseigentümerin setzt scheinbar auf die mangelnde Mobilität und Flexibilität der Seniorinnen und Senioren.

An einer bruchlosen Fortführung der bewährten Betreuung gab es offenkundig kein Interesse, was den Verdacht nährt, dass es hier ums Geschäft geht. Denkbar ist, dass der neue Pflegedienst höhere Entgelte nimmt, Zusatzkosten in Anschlag bringt oder auf neue BewohnerInnen setzt, die die Vorgeschichte nicht kennen.

Die negativen Auswirkungen der Immobilien-Deals ziehen im Leipzig Süden – und nicht nur dort – ihre Kreise und haben nun eine soziale Einrichtung erreicht. Klar ist, dass es in diesem Fall nicht um das Lobbying für einen bestimmten Pflegedienst gehen kann. Vielmehr geht es darum die Interessen und Beteiligung derer zu stärken, „die in den Häusern wohnen“.

Informiert euch über die aktuellen Entwicklungen im Seniorenwohnpark in der Biedermannstraße 40, 04277 Leipzig, unterstützt die BewohnerInnen!

Bild: http://www.stefan-liebich.de, in Berlin haben sich SeniorInnen 2012 erfolgreich gegen die Schließung ihrer Begegnungsstätte in der Stillen Straße 10 gewehrt.

3 Gedanken zu „Beef im Seniorenwohnpark in Leipzig -Connewitz“

  1. Soziale Einrichtungen müssen von der öffentlichen Hand finanziert werden. Und zwar so, daß es für Eigentümer von Immobilien attraktiv ist – und bleibt.
    Ergo: Wieviel Miete müsste gezahlt werden, damit der Treff bleibt?
    Die Alternative ist mehr staatlicher Immobilienbesitz und Verwaltung.

    Das Problem ist nicht, daß private Firmen Geld verdienen wollen. Dieses Prinzip ermöglicht uns erst den Wohlstand und die technische Entwicklung.

    Hier ist die Politik gefragt, falls in dem Gebiet eine Unterversorgung für Senioren vorhanden ist muss die Stadt sich damit beschäftigen!

    Beste Grüsse,
    Dirk Neumann

  2. Guten Tag, Frau Nagel,

    auch ich habe davon in der LVZ gelesen. Und ich finde es sehr engagiert, dass und wie Sie das Thema hier aufgreifen. Ich schließe mich Herrn Neumann an: private Unternehmen, welche hier zum gesamtgesellschaftlichen Wirken/Funktionieren einbezogen sind, müssen bei „Strafe ihres Untergangs“ damit natürlich Geld verdienen. Ich befürchte aber, dass (auch) in diesem Fall „Verwertungsgrundlagen“ vom Immobilienunternehmen vorgegeben werden, welche sich eben nicht mehr mit einem sozialen unternehmerischen Verantwortungsgefühl vereinbaren lassen; während noch vor Jahrzehnten ein Unternehmer mit einer einstelligen Rendite hochzufrieden war – wenn es allen Beteiligten damit (auch) gut ging, geht es wohl in unserer heutigen Zeit um höchstmögliche Gewinne in kürzester Zeit, egal, ob und wer dabei auf der Strecke bleibt. „Verwertungswahn“ haben Sie das gipfelnd schon einmal genannt.. Woran das letztendlich liegt, kann nicht ausschöpfend hier diskutiert werden. Staatliche oder andere öffentliche Kontrollen scheint es nur noch zu geben, wenn arge Missstände an der Tagesordnung sind. Was wird denn aus den Bereichen Begegnungsstätte, Pflegebad und Büro? Übernimmt das der neue Pflegedienst oder werden die Bereiche gar „fremdvermietet“? So etwas soll es schon gegeben haben. Sicherlich helfen an dieser Stelle nur juristischer Beistand und Öffentlichkeitsarbeit (ggf. auch Unterschriftensammlungen, wenn die Zukunftsperspektiven: keine Nutzung der bisherigen Orte Pflegebad etc. klar sind) . Es wäre schön, wenn Sie weiterhin an diesem Thema bleiben und mich/ uns informieren.

    Beste Grüße
    Iris Baum

  3. Hallo,
    der neuste „Schrei“ ist ja nun, dass die Bewohner des Seniorenwohnparkes, die mit dem neuen Pflegedienst kein Betreuungsvertrag abeschlossen haben, Drohbriefe erhalten.
    Alles schön umschrieben, aber der Inhalt ist in kurz und einfach gesagt, wenn sie nicht den Betreuungsvertrag mit der Gesund Wohnbau GmbH/Vitamed abschließen werden wir den Mietvertrrag kündigen, da wir noch genug andere Interessenten haben die sofort einziehen möchten.
    Das das rechtlich natürlich garnicht möglich ist, weiß ich, aber die älteren Leute über 70 ……
    bekommen natürlich erstmal Angst und Panik.
    Hier werden nur Geschäfte gemacht, es geht hier natürlich nur um Geld………..um nichts anderes.
    Ich werde an diesem Thema auf jeden Fall (auch aus persönlichem Interesse) drann bleiben.
    Ich glaube es ist wichtig das diese Leute merken, das die älteren Leute auch noch Verwandte und Bekannte haben, die sich um so etwas kümmern und nicht alles ungefragt hinnehmen.

    Beste Grüße
    ………..

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