Was noch vor einem Jahr als alarmistische Phantomdebatte bezeichnet wurde – dass das bundesweit in Großstädten steigende Mietniveau auch in Leipzig zu Problemen führt – wird nun durch neue Zahlen belegt.
Der Immobilienvermittler Jones Lang LaSalle weist in einer aktuellen Marktanalyse nach, dass die Angebots-Kaltmieten in Leipzig im vergangenen Jahr um 5 % gestiegen sind. Deutliche Preissprünge gibt es demnach in den innenstadtnahen Vierteln und im Südwesten und Südosten von Leipzig. Auch die Südvorstadt ist heiß begehrt, wodurch die Mieten hier anziehen.
Auch wenn das Mietniveau in der Messestadt im Vergleich zu anderen Städten niedrig ist, lassen sich innerstädtisch Segregationstendenzen erkennen. In bestimmten Vierteln haben einkommensschwache Haushalte kaum mehr eine Chance, neue Wohnungen anzumieten. Es darf nicht vergessen werden, dass Leipzig nach Dortmund die Armutshauptstadt Deutschlands und das allgemeine Einkommensniveau vergleichsweise niedrig ist. Vor diesem Hintergrund fallen Mietsteigerungen ungleich schwerer ins Gewicht.
Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass es dringend bundespolitischer Instrumente wie einer Mietpreisbremse für Neuvermietungen bedarf. Dieses Instrument hatte die Bundesregierung bei der 2013 in Kraft getretenen Mietrechtsnovelle außer Acht gelassen. Der Stadtrat hat den Oberbürgermeister im September 2013 auf Antrag der Fraktion DIE LINKE beauftragt, sich auf Bundesebene für die Einführung dieses Instrumentes stark zu machen.
Auch im Bestand sind Mieterhöhungen zu beobachten, die zur Verdrängung von MieterInnen führen, wie auch Jones Lang LaSalle bekundet. Um hier tätig zu werden, braucht es jedoch detaillierterer Daten. Es ist zu empfehlen, dass die Stadt kleinräumige Analysen in Bezug auf die Entwicklung von Bestandsmieten und Verdrängungseffekte vornimmt. Die Ergebnisse sollten in die Fortschreibung des Wohnungspolitischen Konzeptes einfließen, die ebenfalls auf Antrag der Fraktion DIE LINKE derzeit erfolgt.
Wir dürfen nicht zulassen, dass Leipzig auseinanderdriftet – Wohnen muss für alle und im gesamten Stadtgebiet langfristig bezahlbar sein.
Dass der Freistaat jüngst der Förderung des sozialen Wohnungsbaus eine Absage erteilt hat, ist vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Leipzig nicht hinnehmbar. Soziale Wohnraumförderung mit langfristigen Mietpreisbindungen ist für die sächsischen Großstädte angesichts der Mietpreis-Aufwärtsspirale unabdingbar. Segregation und Verdrängung wird DIE LINKE nicht hinnehmen!
PM Juliane Nagel, 6.3.2014
Wenn die Mieten in Leipzig tatsächlich in einigen Gegenden um 5% steigen, dann ist dies im Vergleich zu anderen Großstädten immer noch wenig; dazu noch von einem sehr niedrigen Niveau.
Jeder findet die Statistik und Auswertung die er sucht. So auch in diesem Fall.
Die Zahl der leerstehenden, renovierten Wohnungen und die niedrigen Mietkosten sprechen eigentlich schon für sich. In kaum einer anderen Stadt hat ein Mieter diese Auswahl an schönen Wohnungen zu solchen Preisen. Dadurch haben Mieter noch immer ein enormes Druckmittel gegenüber Vermietern die mit monatelangen Leerständen kämpfen und die Maklergebühren zahlen.
In den meisten anderen Städten ist es doch so, dass ein Mieter nicht nur höhere Mieten für schlechter renovierten Wohnraum zahlen muss, sondern zusätzlich auch noch die Kosten für den Makler selber trägt. In einigen Städten ist es mittlerweile üblich „Schmiergeld“ an den Vermieter zu zahlen um unter zig „Bewerbern“ überhaupt in die engere Auswahl zu kommen.
Man findet durchaus auch Statistiken die aussagen, dass in Leipzig der prozentuale Anteil der Miete an den gesamten Lebenshaltungskosten am geringsten ist. Was ist daran so selbstverständlich?
„Wohnen muss für alle und im gesamten Stadtgebiet langfristig bezahlbar sein“
… mit welcher Begründung sollte/muss dies so sein? Ein Blick nach z.B. Berlin zeigt, dass es ganz normal ist, dass bestimmte Stadtteile teurer und begehrter sind wie Andere.
Auch ein „Porsche“ wird von vielen begehrt, aber trotzdem muss man doch nicht dafür sorgen, dass sich jeder einen leisten kann.
Es gibt Luxus den sich nicht jeder leisten kann. Dazu gehören auch bestimmte Lagen; wenn sich die „Betuchten“ ihr eigenes Getto bauen wollen – lasst sie doch.
Meiner Meinung nach sollte es nicht darum gehen die Mietpreissteigerung zu verhindern, sondern darum, das Steigen der Einkommen zu fördern.
Ebenso sollte durchaus der soziale Wohnungsbau gefördert und damit die Versorgung der Bedürftigsten sichergestellt werden. Eine Mietpreisbremse zu Lasten von Immobilien-Besitzern halte ich für ein falsches Signal.
Nur am Rande: Mal sollte auch mal die andere Seite anschauen. Unter den Immo-Besitzern in Leipzig finden sich viele Privatpersonen die viel Geld durch den Erwerb von überteuerten (Schrott-)Immobilen verloren haben und dann noch viel Geld in ordentliche Renovierungen gesteckt haben, damit die Wohnungen überhaupt vermietbar sind.
Abgezockt durch falsche Berater, Banken, Vertriebsorganisationen und sog. Mitternachtsnotare wurden viele Privatpersonen – ohne Schutz durch den Gesetzgeber – in die Insolvenz getrieben. Diejenigen kämpfen oft heute noch mit der Rückzahlung hoher Darlehen, mit Leerstand, Mietnomaden, … und wohnen nicht selten in kleineren und schlechteren Wohnung wie ihre eigenen Mieter in Leipzig.