Redebeitrag auf der Global Space Odyssey

Im Rahmen der diesjährigen Global Space Odyssey hielt das Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz einen Redebeitrag zur Mobilisierung gegen die Nazikundgebung am 20.8. und für das Einstehen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung im Alltag

„Geschlagen in einem Monat wird in Leipzig am Völkerschlachtdenkmal eine Veranstaltung stattfinden, die nicht den kritischen und bunten Charakter tragen wird, der die Global Space Odyssey heute prägt. Nazis wollen am 20.8. in Leipzig wiederum den öffentlichen Raum mit ihren menschenverachtenden und antidemokratischen Ideologien füllen. Diese stehen unseren Vorstellungen von Leben und Gesellschaft diametral gegenüber.

Am 20.8. werden Redner – darunter sowohl NPD-Funktionäre als auch Protagonisten aus den so genannten Freien Kameradschaften – Rechtsrockbands und der Nazi-Liedermacher Frank Rennicke in dieser Stadt versuchen Stimmung gegen Migrantinnen und Migranten, gegen ein friedliches und solidarisches Zusammenleben und gegen die europäische Integration zu machen. Ihre Kundgebung ist Teil einer bundesweiten Kampagne gegen den Euro und damit die Europäische Union. Mit dieser Kampagne wollen sie sich volksnah geben und an auch in der hiesigen Bevölkerung schwelende Ressentiments gegen das hochverschuldete Griechenland anknüpfen.Dabei ist die Schuldenkrise, die unsere südlichen Nachbarstaaten erfasst hat, keineswegs selbst verschuldet sondern Resultat einer globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Nazis wollen diese krisenhafte wirtschaftliche Situation mit einem zurück zum Nationalstaat beantworten. Einer internationalen Wirtschaftsgemeinschaft und Weltgesellschaft stellen sie das Motiv einer abgeschotteten und repressiven Volksgemeinschaft gegenüber. Dies ist nicht nur weltfremd, sondern vor allem auch gefährlich.
In einer Welt, die von den Nazis, die in Leipzig am 20.8. aufmarschieren wollen, gestaltet wird, würde es solche Demonstrationen wie die GSO nicht mehr geben. In dieser Volksgemeinschaft würde jede und jeder aussortiert werden, die und der kein deutsches Blut hat, jede und jede der bzw. die nicht so funktioniert wie es ein vermeintlicher Volkswille vorgibt.
Weil wir genau das nicht wollen, werden wir und hoffentlich auch ihr, am 20.8. in großer Zahl zum Völkerschlachtdenkmal kommen um die Demonstration neonazistischer Ideologie zu verhindern.

Mehrfach sind die Nazis in Leipzig mit ihren Aufmarschversuchen bereits gescheitert: zuletzt machte der entschlossene und kreative zivilgesellschaftliche und antifaschistische Protest zahlreicher Menschen den 17.10.2009 und 16.10.2010 für die Nazis zu schwarzen Tagen.
Viele Beteiligte machten zum ersten Mal die Erfahrung, dass durch kollektive gewaltfreie Aktionen eine politische Intervention möglich ist.
Sich gegen Naziaufmärsche zu widersetzen bedeutet Demokratie ernst zu nehmen und nicht alles den Behörden zu überlassen. Schließlich wird das Verbot einer Nazi-Veranstaltung oder einer Nazipartei nicht dazu führen, dass entsprechende Denkweisen verschwinden.

Es ist und bleibt für uns alle eine wichtige Herausforderung denen offensiv zu widersprechen, die das Leben von Menschen infrage stellen. Vor nicht einmal einem Jahr wurde in Leipzig der erst 19jährige Kamal von zwei Nazis ermordet, vor ein paar Wochen traf es in Oschatz einen Obdachlosen, den ein paar rechte Jugendliche als lebensunwert befanden.
Fast täglich werden in der sächsischen Provinz Menschen bedrängt und bedroht die erkennbar links sind oder einen Migrationshintergrund haben. Nicht selten werden die Opfer dieser An- und Übergriffe von politisch Verantwortlichen zu Tätern gemacht. Zum Beispiel in Limbach-Oberfrohna bei Zwickau, wo junge Leute ein Wohnprojekt errichten wollten, auf das Nazis einen Brandanschlag verübten. Für den dortigen Bürgermeister sind die jungen Leute das Problem, weil sie anders aussehen und leben wollen als der kleinstädtische Mainstream und die Nazis damit ja herausfordern würden.

Wir sind heute hier weil wir für Vielfalt und Selbstbestimmung stehen, weil wir die Menschenwürde zutiefst achten und denken, dass jede und jeder unabhängig von Aussehen, Herkunft und Lebensweise gleichberechtigt in dieser Gesellschaft leben können muss.

Für diese Prinzipien einzustehen kann jedoch nicht nur heißen gegen Nazis zu sein. Es geht darüber hinaus darum sich und sein eigenes Umfeld, seine eigene Szene immer wieder kritisch zu betrachten und zu schauen ob sich nicht doch diskriminierende Mechanismen eingeschliffen haben. Sind wir selbst wirklich frei von rassistischen, nationalistischen oder sexistischen Denkweisen?

In diesem Sinne – tretet immer und überall gegen Vorurteile und Diskriminierung auf, sei es im Supermarkt, auf dem Amt oder in euren persönlichen Zusammenhängen.
Und geht mit uns auf die Straße wenn die Nazis am 20.8. ein weiteres Mal aufmarschieren wollen.

Denn wir selbst sind verantwortlich für die Stadt und die Gesellschaft, in der wir leben.“

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