Rassistisch motivierter Mord in Leipzig?

Die genauen Umstände des gewaltsamen Todes von Kamal K. in der Nacht vom 23. auf 24.10.2010 beginnen sich zu lichten. Ein rassistischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden und liegt zu allem Überfluss sehr nah

aktualisiert am 31.10.2010

Die genauen Umstände des gewaltsamen Todes von Kamal K. in der Nacht vom 23. auf 24.10.2010 beginnen sich zu lichten. Ein rassistischer Hintergrund kann nicht ausgeschlossen werden und liegt zu allem Überfluss sehr nah

Einer der mutmaßlichen Täter ist bereits im Zusammenhang mit einer neonazistisch motivierten Straftat aufgefallen. Wie der Journalist Michael Klarmann bei blick nach rechts berichtet, war K. jahrelang in der Naziszene aktiv. Zeitweise sei er Mitglied der eng mit der NPD verwobenen Neonazi-Bande „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) gewesen und habe an Aufmärschen und anderen Treffen teilgenommen haben. Bei seiner Festnahme kurz nach der Tat trug er ein Shirt mit der Aufschrift „Kick off Antifascism“.

Der 19-jährige, aus dem Irak stammende Kamal K.war in der Nacht vom 23. auf den 24.10.2010 auf dem Weg zu der Wohnung in der Nähe des Leipziger Hauptbahnhofes, in der er mit seiner Familie wohnt. Doch dort sollte er nie ankommen.

Der Tot eines Menschen ist für die Betroffenen immer schmerzhaft. Wenn es sich um einen politisch motivierten Mord, um ein Hassverbrechen handelt, wird ein solcher Fall zur öffentlichen Sache und nimmt die gesamte Gesellschaft in die Verantwortung.

Diskriminierungsdenken führt regelmäßig zur Verletzung der körperlichen Unversehrtheit von Menschen die von einer gesetzten Norm abweichen. In den vergangenen Jahren verzeichneten die Beratungsstellen für Betroffener rechts motivierter und rassistischer Gewalt sachsenweit 400 im Jahr 2008, 263 im Jahr 2009 bzw. 120 im 1. Halbjahr 2010 entsprechende Übergriffe. Betroffen waren in erster Linie MigrantInnen und nicht-rechte Jugendliche.

Fünf Menschen wurden in Leipzig seit 1990 ermordet, weil sie einen Migrationshintergrund hatten (Achmed B. 1996, Nuno L. 1998 ), weil sie homosexuell (Bernd G. 1996) oder sozial benachteiligt (Klaus R. 1994 , Karl-Heinz T. 2008) waren. Bundesweit waren es nach Recherchen des MUT-Portals der Amadeu-Antonio Stiftung und des Opferfonds Cura im selben Zeitraum 149 Menschen.

Sollte auch Kamal K. Aufgrund rassistischer Motive zu Tode gekommen sein, bedarf es nicht nur einer diesem Tatmotiv entsprechenden Verurteilung und Bestrafung der Täter, dann muss sich auch die Gesellschaft positionieren.
Rassismus und Diskriminierungsdenken sind tief in der Gesellschaft verwurzelt. Dies zeigen nicht nur die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung, nach der etwa 35 Prozent der Ostdeutschen tatsächlich ausländerfeindlich sind. Mit der laufenden „Zuwanderungs- und Integrationsdebatte“ wird das alltagsrassistische Klima weiter angeheizt. Widerspruch ist kaum zu vernehmen oder beschränkt sich auf die Forderung nach einfacheren Zuwanderungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten für „ausländische Fachkräfte“.

Das Problem sind also nicht nur die, die das Messer zücken und zustechen, sondern ein gesellschaftliches Klima, das durch Ausgrenzungs- und Abwertungsdenken geprägt ist sowie eine Politik, die Rassismus produziert.

Mein tiefstes Mitgefühl gilt der Familie und den FreundInnen des Ermordeten.

Links:
– LVZ am 26.10.2010 >>>
– Einer der Tatverdächtigen mit einem Shirt mit Aufschrift „Kick off Antifascim“ >>>

Ein Gedanke zu „Rassistisch motivierter Mord in Leipzig?“

  1. …war gestern als Besucher in Leipzig, bin zufällig am Tatort vorbei gekommen.
    Und war schockiert.
    Wann verschwinden diese NAZIS wieder in ihren Rattenlöchern?

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