Provinzposse oder Politikum? Sächsisches Innenministerium blockiert qualifizierte Fanprojektarbeit in Leipzig

Vor mehr als 2 Jahren fiel im Nachgang einer öffentlichen Ausschreibung die Entscheidung für einen Trägerwechsel beim Fußball-Fanprojekt in Leipzig. Der bis dahin langjährige arbeitende Träger Leipziger Sportjugend war mit seiner Arbeit in die Kritik gekommen. Grund für die Kritik sind u.a. die mangelnde Abgrenzung zu Neonazis, eine unzureichende sozialpädaogische Ausrichtung der Fanarbeit und Intransparenz in der Arbeit der Leipziger Sportjugend.
Sowohl die Stadt Leipzig als auch die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Deutschen Fußball-Bund finanzierte und bei der Deutschen Sportjugend angesiedelte Koordinierungsstelle Fanprojekte (KOS) sprachen sich klar für den neuen Träger Outlaw gGmbH aus, der ein qualifiziertes, auf Gewaltprävention und Antidiskriminierung ausgerichtetes Konzept und entsprechende Referenzen aufwies. Obwohl der Trägerwechsel von diesen beiden starken und kompetenten Partnern ausdrücklich gewollt, begründet und auf den Weg gebracht wurde, blockiert der Freistaat Sachsen diesen Schritt. Die vorgesehene Drittelfinanzierung von Fanprojekten macht eine Zustimmung des Freistaates jedoch unabdingbar, denn die Finanzierung von Fanprojekten erfolgt zu gleichen Teilen durch die Kommune, den DFB und das Land.

Das sächsische Innenministerium, in dessen Zuständigkeit Fußballfanprojekte fallen, hält aber an einer Trägerschaft der Leipziger Sportjugend fest. Zuletzt wurde bekannt, dass der Freistaat für eine Weiterführung der Fanarbeit der Sportjugend mit dem Fanklientel des 1. FC Lok Leipzig und die Betreuung der Fans der beiden „grün-weissen“ Landesliga-Vereine, Sportgemeinschaft Leipzig-Leutzsch und BSG Chemie durch die Outlaw gGmbH plädiere.
Dieser Vorschlag wurde am vergangenen Montag vom Jugendhilfeausschuss der Stadt Leipzig zurückgewiesen. Der Ausschuss votierte einstimmig, mit nur einer Enthaltung, zum wiederholten Mal ausdrücklich für einen Trägerwechsel, wies damit den nur informell kommunizierten Vorschlag des Freistaates zurück und beauftragte den Sozialbürgermeister der Stadt sich mit diesem klaren Votum an den Innenminister zu wenden.

Dazu erklärt Juliane Nagel, Mitglied des Landesvorstandes der sächsischen LINKEN:

„Die Übergabe der Trägerschaft für das Fußball-Fanprojekt in Leipzig entwickelt sich von einer Provinzposse zum Politikum. Fachliche Erwägungen und politischer Wille gelten dem Innenministerium scheinbar nichts, dafür aber persönliche Beziehungen und ordnungspolitische Interessen. Dafür setzt Herr Ulbig sich über das Votum der Experten aus der Jugendhilfe in Leipzig und den Experten der bundesweiten Fanprojekt-Koordination hinweg.
DIE LINKE Sachsen fordert den Freistaat und explizit den Innenminister auf, den Weg für eine neue und progressive Ausrichtung der Fanarbeit in Leipzig freizumachen, eine Fanarbeit, die sich tatsächlich am Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS) orientiert.
Als Stadträtin in Leipzig und Mitglied des Jugendhilfeausschusses bin ich überzeugt, dass der avisierte neue Träger, die bundesweit tätige und anerkannte Outlaw gGmbH, das bessere Konzept für die Arbeit mit problematischem Fanklientel hat.
Gewaltaffinen und rechtsorientierten Fans müssen klare Grenzen gesetzt werden. Hier hat die Leipziger Sportjugend offensichtlich versagt. Der Trägerwechsel ist überfällig und wird von der Linksfraktion im Sächsischen Landtag wie auch der Linksfraktion im Stadtrat zu Leipzig ausdrücklich unterstützt.“

Pressedienst DIE LINKE. Sachsen 73/2011,  15. September 2011

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