Antifaschistische Demonstration gegen Vortrag mit Ex-Wehrsportgruppe-Hoffmann-Anführer. Kampf gegen menschenverachtende Einstellungen und Gewalt muss Alltagsaufgabe sein – Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig anerkennen!
Pressemitteilung, 23.11.2011
Am 26.11.2011 will der verurteilte Rechtsterrorist und Gründer und ehemalige Anführer der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ auf Einladung der NPD-Jugendorganisation JN in Leipzig einen Vortrag halten. Neben der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ soll in diesem Rahmen nach Eigenangabe Hoffmanns auch die „ Oktoberfestlegende“ Thema sein. Bei diesem rechts motivierten Terroranschlag starben 1980 13 Menschen, 211 wurden zum Teil schwer verletzt. Der Täter soll mit der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ in Verbindung gestanden haben.
Die Leipziger Neonazis, die Hoffmann in das NPD-Zentrum in der Odermannstraße 8 in Leipzig-Lindenau eingeladen haben, zeigen wie erwartet sich unbeeindruckt von der breiten Kritik an und Mobilisierung gegen die Veranstaltung mit dem verurteilten Rechtsterroristen. Auf der Facebookseite des Nazizentrums wird munter für die Vortragsveranstaltung, die von 17 bis 20 Uhr stattfinden soll, geworben. Hoffmann äußert sich dort selbst und kündigt an das Thema „Zwickauer Zelle“ aufzunehmen und unter dem Punkt „Arbeitsweise der Geheimdienste“ einzuordnen. Allein das zeigt wessen Geistes Kind er ist. An selber Stelle fordert er die VeranstalterInnen und BesucherInnen seines Vortrages auf sich an diesem Tag „untypisch“ zu verhalten. Damit kann er nur meinen, dass die Nazis diesmal nicht provozieren oder gar tätliche Angriffe starten sollen.
Etwas anderes wird den Nazis am 26.11. auch nicht übrig bleiben. Zwei antifaschistische Demonstrationen werden am Tag zusammen in die Odermannstraße ziehen und dem Treiben im Nazizentrum die Stirn bieten.
„Es ist wichtig am 26.11.2011 auf die Straße zu gehen. Die Morde des „Nationalsozialistischen Untergrund“ haben die Ausmaße neonazistischer Gewalt einmal mehr deutlich gemacht.
Die breite öffentliche Debatte schärft hoffentlich das Bewusstsein, dass der Kampf gegen menschenverachtende Einstellungen und Gewalt von höchster Priorität ist. Denn Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Sozialdarwinismus sind schon lange und im Alltag präsent – nicht erst seit der Mordserie der so genannten „Zwickauer Zelle“.
Vor über einem Jahr wurde in Leipzig der erst 19-jährige Kamal K. von zwei Neonazis umgebracht. Er ist einer von insgesamt sechs Menschen, die in Leipzig seit 1990 durch Neonazigewalt zu Tode kamen. 182 Todesopfer rechter Gewalt zählen JournalistInnen und Opferberatungsstellen für die Bundesrepublik für den selben Zeitraum, von denen die Bundesregierung nur 48 offiziell anerkennt. Es bleibt zu hoffen, dass Bundesinnenminister Friedrich seine jüngste Ankündigung diese Zahlen einer kritischen Prüfung zu unterwerfen wahr macht und Opfer und Hinterbliebene – auch in Leipzig – zu später Gerechtigkeit kommen.
Die, die den Vortrag des Ex-Wehrsportgruppe Hoffmann-Chefs am 26.11.2011 in Leipzig organisieren und besuchen, verhöhnen jedes einzelne Opfer rechter Gewalt.
Wer allerdings neonazistische Propaganda und Gewalt oder den Aufbau einer „NS-Ersatzorganisation“ (wie der sächsische NPD-Vize, Mitbegründer des „Freien Netzes“ und mutmaßliche „NSU“-Mitwisser Maik Scheffler den Zusammenschluss „Freies Netz“ im unlängst veröffentlichten internen Naziforum nannte) toleriert oder zumindest unbeachtet lässt, der macht sich mitschuldig. Dessen sollten sich auch die sächsische Regierung und Behörden bewusst sein.“