Am Samstag dem 12.11.2011, einen Tag vor dem eigentlichen „Volkstrauertag“, organisierten Neonazis rund um das „Aktionsbüro Nordsachsen“ eine Demonstration in Wurzen. Eine Antifaschistische Kundgebung am Wurzner Bahnhof bot Raum für Protest gegen diesen geschichtsrevisionistischen Marsch.
Die von ca. 75 Personen besuchte Kundgebung wird von den Veranstalter_innen als voller Erfolg gewertet, da sich die Nazis nicht zum Bahnhof trauten und auf anderen Wegen anreisen mussten. Von den angemeldeten 200 Nazis fanden auch nur weniger als 100 den Weg nach Wurzen – ein weiterer Erfolg.
Die antifaschistische Kundgebung wurde jedoch nicht von allen Menschen aus Wurzen positiv aufgenommen. So veröffentlichte der Bürger_innenmeister Jörg Röglin wenige Tage vor der Veranstaltung eine Pressemitteilung in welcher er die Veranstaltung der Neonazis mit der linken Kundgebung gleichsetzte und davor warnte das Wurzen zum Spielball fremder Interessen werde. Dazu das Netzwerk Naunhof, Veranstalter der Kundgebung: „Wir werden uns Nazis immer entgegenstellen wenn wir es für nötig halten. Dies war am Wochenende der Fall. Dazu brauchen wir auch keine Einladung oder Genehmigung des Bürger_innenmeisters, sondern nehmen nur unser Grundrecht auf Versammlungsfreiheit in Anspruch.“
Weiterhin zeigt sich das Netzwerk Naunhof an einer Zusammenarbeit mit der Wurzener Zivilgesellschaft interessiert. „Prinzipiell sind wir an einer Zusammenarbeit mit verschiedenen Menschen und Initiativen vor Ort interessiert, knüpfen dies aber an eine Bedingung: Es muss der Wille vorhanden sein sich aktiv gegen Neonazis und ihre menschenverachtende Einstellung zu engagieren.“
Die Gedenkkundgebung der Stadt und weiterer Akteur_innen, welche am Sonntag dem 13.11. stattfand, wurde vom Netzwerk Naunhof mit Interesse verfolgt. Positiv hervorzuheben sei hier der Fokus auf die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus im Rahmen der Veranstaltung. Weiterhin wird aber eine kritische Auseinandersetzung mit dem „Volkstrauertag“ an sich gefordert: „Der Volkstrauertag erlebte im Nationalsozialismus einen zweifelhaften Höhepunkt. Aus diesem Grund sehen wir ein positives und unreflektiertes Anknüpfen an diesen Tag durchaus kritisch.
Netzwerk Naunhof, 14.11.2011