Pünktlich zum Internationalen Kindertag am 1. Juni 2011 berichtete das Leipziger Uni-Radio Mephisto 97,6 von einem Treffen im Leipziger Rathaus, bei dem das Amt für Jugend, Familie und Bildung gegenüber freien Trägern der Jugendhilfe die Idee präsentierte zukünftig die Kita-Betreuungszeit für Kinder von Erwerbslosen herunterzusetzen. Ein 9-Stunden-Platz solle demnach nur noch Kindern von Erwerbstätigen zustehen. Ob es konkret um Krippen- oder Kindergarten-Plätze geht, ist nicht zu konkretisieren.
Bis dato stehen in Leipzig Vollzeit-Kinderbetreuungs-Plätze allen Kindern zur Verfügung. Die Stadt gewährt für Alleinerziehende, Geschwisterkinder oder Eltern in prekären sozialen Lagen Befreiung von oder Ermäßigungen der Elternbeiträge für die Kinderbetreuung.
Die Idee der Einschränkung von Betreuungszeiten für Kinder von Erwerbslosen, die die politischen Gremien des Stadtrates noch nicht offiziell erreicht hat, würde vermutlich eine beachtliche Anzahl von Kindern betreffen. Fast 18.000 der unter 15-jährigen in Leipzig lebten 2010 von Sozialgeld, die Gesamtzahl der Arbeitslosen betrug zum 31.3.2011 in Leipzig 35 773.
Hintergrund der Überlegungen den Zugang zu Kita-Plätzen sozial selektiv zu gestalten dürfte der schleppende Ausbau von Betreuungsplätzen sein. Nur ein Bruchteil der mit der Kita-Bedarfsplanung 2011 beschlossenen Erweiterung von Plätzen um 1425 (davon 502 Krippen-, 591 Kindergarten- und 332 Hortplätze) ist bisher realisiert worden (siehe Antwort auf eine Anfrage der SPD-Fraktion, RV am 18.5.2011). Gleichzeitig steigt die Zahl der zu betreuenden Kinder stetig an.
Für die Linksfraktion steht heute wie schon im Jahr 2003, als die Stadt den Zugang zu Kinderkrippen-Plätzen für Erwerbslose einschränken wollte, fest: die Betreuung in Kinderkrippe, Kindergarten und Hort muss allen Kindern uneingeschränkt offen stehen und darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Eine Einschränkung der Betreuungszeiten für Kindern von Erwerbslosen würde soziale Selektion bedeuten und die strukturelle Benachteiligung von ärmeren Kindern fortschreiben, übrigens auch in bildungspolitischer Hinsicht, denn Kindertagesbetreuung hat einen expliziten Bildungsauftrag.
Verwiesen sei nicht zuletzt auf den Sächsischen Bildungsplan, der besagt, dass „Sächsische Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen […] allen Kinder – unabhängig von Geschlecht; Alter; sozialer, religiöser, ethnischer und kultureller Herkunft; physischen und psychischen Besonderheiten; Sozialisations- und biographischen Erfahrungen – soziale Übergänge eröffnen und Unterstützungsformen bieten [sollen], die ihnen einen Einstieg in das gesellschaftliche Leben mit seinen Herausforderungen und eine Ergänzung zu ihrer privaten Lebensumgebung ermöglichen.“
omg… was ist denn in dieser stadt los? solche vorschläge vom amt für j., f. u. b.? –> merkwürdig unangenehm
ja. schlechter vorschlag, gabs wie gesagt 2003 schon mal. die finanznot (v.a. durch die landespolitik verursacht) insbesondere im kinder/jugendbereich ist immens, aber so gehts nicht.
die linksfraktion reicht nächste woche ne offizielle anfrage an den obm ein, um die pläne transparent zu machen..
Zitat eines Bekannten: „Solange sie [die Bürger, meine Anmerkung] noch maulen, leben sie noch!“
Ich möchte hinzufügen: „Schaut auf damals und die große Demo vor dem Leipziger Rathaus. Es hieß damals: Leipzig 2012 – Kinderfreie Zone!“