Mietniveau in Bewegung. Neue Studien und Analysen

Wohnen wird schwieriger und teurer. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Studien, die jüngst im Rahmen der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ (ein Zusammenschluss von Baugewerbe-, Wohnungs/Immobilienunternehmens- aber auch MieterInnen-Lobbyisten) erschienen sind und über die in der Jungle world vom 14.3.2012 berichtet wird. In Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten wird sich der Mangel an Wohnraum, insbesondere bezahlbarem, in den kommenden Jahren verschärfen.

Schon jetzt ist dort ein Anstieg der Mieten zu verzeichnen, während der Anteil der geringen Einkommen wächst. ALG-2-EmpfängerInnen bekommen ihre Miete zwar oft vom Amt bezahlt, sind jedoch der Willkür eben jener ausgeliefert, wenn es um den Preis der Wohnung geht. Nicht selten finden sich nur noch in Randlagen KdU (Kosten der Unterkunft)- kompatible Wohnungen, in vielen Fällen heisst es für die Betroffenen aber auch Zwangsumzug.
Die jüngst veröffentlichte Analyse des Portals Immobilienscout 24 interessiert sich für solche Kriterien und Zielgruppen nicht. Nach einem Jahr Beobachtung der Mietpreisentwicklung progonostiziert das Onlineportal Leipzig ein niedriges Mietniveau. Dieses liege mit eine Kaltmiete von durchschnittlich 5,10 Euro/ Quadratmeter 1,90 Euro unter dem Bundes-Durchschnitt. Dass Leipzig laut Statistischen Bundesamt die Armutshauptstadt Deutschlands ist, das Niveau der Kostenübernahme für KdU mit 243,90 Euro im sächsischen Vergleich weit unten liegt und manche Viertel sich für nicht-finanzkräftige Bevölkerungsteile schliessen, nimmt die Analyse nicht in den Blick. Dafür bestätigt sie den Mietpreissteigerungstrend in Innenstadtnähe, wo die Nettokaltmiete im Schnitt 7,90 Euro beträgt.
Äpfel lassen sich nicht mit Birnen vergleichen. Die Immobilienscout24-Analyse stellt wie auch die Lokalredaktionen von LVZ und BILD das Mietpreisniveau in München (10,40 Euro/ qm) und das in Leipzig kommentarlos nebeneinander. So entsteht der Eindruck, dass es in Leipzig kein Problem gibt. Ausgeblendet wird allerdings die durchaus differente soziale Lage der beiden Städte. So liegt das Haushaltsnettoeinkommen in Leipzig bei 1414 Euro monatlich, in München bei 2.138 Euro. Das verfügbare Einkommen pro Kopf lag in Leipzig 2009  bei 15 157 und in München bei 23 550 Euro. Und auch wenn die vom Immobilienscout24 ermittelten Mietpreissteigerungen 2010/ 2011 mit durchschnittlich 10 Cent gering ausfielen, lässt sich ein Trend nach oben nicht verleugnen.

Aber es gibt auch Gutes zu vermelden: mittlerweile ist die Veranstaltung mit Andrej Holm und Romy Zischner (31.1.2012, Conne Island) online nachzuhören.
Außerdem widmet sich die Mitteldeutsche Zeitung am 18.3.2012 dem Thema Gentrifizierung in Leipzig.

Links:
„München ist überall“. Artikel von Andre Anchuelo in der Jungle world Nr. 11
Studie „Mietwohnungsbau in Deutschland“ des Eduard-Pestel-Instituts, Februarr 2012 (pdf)
Studie „Wohnungsbau in Deutschland – Zuständigkeiten von Bund, Ländern, Kommunen und Europäischer Union?“ von Prof. V. Eichener, Februar 2012 (pdf)
– Analyse von Immobilienscouts 24, März 2012 hier und hier
Mitschnitt Veranstaltung „Disneyland des Unperfekten“ am 31.1. in Leipzig
Farbbeutel treffen auf frisch sanierte Häuser (Dorothea Nitzsche, MZ, 18.3.2012)

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