Vier Jahre ist es her, dass Kamal im Park vor dem Leipziger Hauptbahnhof erstochen wurde. Der erst 19-jährige ist eines von über 150 Todesopfern rechter Gewalt in Deutschland. Das politische Tatmotiv wurde vom Gericht und in der Folge von der Bundesregierung anerkannt.
Vier Jahre nach dem Mord hat sich in Leipzig in Sachen Erinnerungskultur für Opfer rechter Gewalt einiges getan. Dabei geht es nicht allein um Kamal. Es geht in Leipzig um acht Menschen und bundesweit um mehr als 152 Menschen, die sterben mussten, weil sie nicht-deutsch aussahen, weil sie sozial benachteiligt waren, weil sie homosexuell oder alternativ lebten, oder weil sie politisch aktiv waren.
Vor einem Jahr, am 3. Todestag Kamals, wurde im Müller-Park, dem Tatort, ein Gedenkstein eingeweiht. In diesem Jahr ist eine Ausstellung entstanden, die die Dimension rechter Gewalt in Leipzig und darüber hinaus sichtbar zu machen. Diese Ausstellung wurde bei der so genannten „Leipziger Rede“ am 20.10.2014 zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Die „Leipziger Rede“ ist Bestandteil der diesjährigen Veranstaltungen zu rechten Morden und der Erinnerung an Kamal. Sie ist konzeptionell an der „Möllner Rede“ orientiert, in deren Rahmen seit 2009 an die Opfer des Brandanschlages von 1992 erinnert wird. Es sind von Rassismus Betroffene, die hier eine Stimme bekommen. Sie sind es, die wissen was Rassismus und Diskriminierung bedeuten. Gewalt ist dabei der letzte Schritt. Es beginnt im Alltag, auf Ämtern, in der Straßenbahn, aber eben auch in Umfeldern, in denen mensch sich eigentlich gleichbehandelt fühlt.
Ein Perspektivenwechsel ist nötig, um zu verstehen was Rassismus bedeutet und in welchem Maße Menschen dadurch verletzt werden. Kamal K., Achmed B., Nuno L. und all die anderen Opfer rechter Gewalt stehen mahnend, nicht wegzuschauen und nicht zu vergessen. Auf offizieller Ebene hat sich auch nach dem Aufdecken der rassistischen Mordserie des NSU nichts getan. Die Zahl der offiziellen anerkannten Todesopfer stagniert bei 63.
„Wir schauen hin, denn die vielen Toten rechter Gewalt verpflichten zu einer Auseinandersetzung mit den Ursachen rechter und rassistischer Gewalt. Der Zustand dieser Gesellschaft, der diese Gewalt möglich macht, gehört auf allen Ebenen bekämpft und abgeschafft!“ so der Initiativkreis Antirassismus, der für den 25.10.2014 ab 14 Uhr zu einer Demonstration unter dem Motto „Erinnern heißt kämpfen!“ aufruft.
>>> Aufruf zur Demonstration „Erinnern heißt kämpfen“ am 25.10.2014
>>> Interview „4 Jahre nach dem rassistischen Mord an Kamal – Erinnerungskultur in Leipzig“ (Radio blau, 10.10.2014)