Der Vortrag des verurteilten Rechtsterroristen Karl-Heinz Hoffmann im NPD Zentrum in der Odermannstraße 8 in Leipzig wurde von der NPD abgesagt. Der Gründer der 1980 verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann wollte am 26.11. dort u.a. über die von ihm so bezeichnete „Oktoberfestlegende“ referieren. Bei diesem von einem Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann verübten Attentat kamen 1980 in München 13 Menschen ums Leben.
An der antifaschistischen Demonstration „Nazis entwaffnen: Rechten Terror bekämpfen, “Freies Netz” zerschlagen!“ nahmen am 26.11. 900 Menschen teil
Zur Absage schreibt Hoffmann auf seiner Website, dass der Vorstand der Leipziger NPD Druck auf ihre Jugendorganisation JN, die als Veranstalterin fungieren sollte, ausgeübt hätte den Vortrag abzusagen. Die Absage sei mit den breiten Debatte um die „Zwickauer Zelle“ begründet worden. Angesichts dessen können sich die NPD solche Veranstaltung nicht erlauben.
Dazu erklärt Juliane Nagel, Stadträtin in Leipzig:
„Die Absage ist ein Ergebnis der kraftvollen antifaschistischen und zivilgesellschaftlichen Mobilisierung gegen den Vortrag von Karl-Heinz Hoffmann.“
Die Kampagne „Fence off“ hielt genauso wie wie die BürgerInneninitiative Plagwitz/ Lindenau am Plan des Protestes fest. An der Fence off-Demo nahmen 900 Menschen teil. In Redebeiträgen wurden u.a. die Rolle des Verfassungsschutzes als „NPD-Aufbauorganisation“ und die jahrelange Bagatellisierung des Problems neonazistischer Einstellungen und Gewalt kritisiert.
„Es macht fassungslos, dass gerade zu dem Zeitpunkt, an dem die mörderische Spur des so genannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ zutage tritt, der Ideengeber für menschenverachtende Gewalt, der Gründer der Wehrsportgruppe Hoffmann, in Leipzig ein Podium bekommen soll. Bekanntermaßen waren sowohl der Urheber des rechts motivierten Anschlages auf das Oktoberfest 1980 als auch der Mörder des jüdischen Verlegers Shlomo Levin 1980 Mitglieder dieser paramilitärischen Gruppe.
Die Absage durch die NPD darf allerdings nicht irre führen. Sie ist ausschließlich strategisch motiviert. Offensichtlich geht es der neonazistischen Partei darum sich vor dem Hintergrund einer breiten gesellschaftlichen Debatte um die Dimension rechter Gewalt selbst aus dem Fokus zu nehmen.“
Die Spuren des „Nationalsozialistischen Untergrund“ allerdings führen in das Milieu der NPD. So waren die drei Mörder des „Nationalsozialistischen Untergrund“ im „Thüringer Heimatschutz“ aktiv, dessen Nachfolgeorganisation das „Freie Netz“ Thüringen ist. Dieses wiederum ist ein Bestandteil des „Freien Netzes“, das seinen Aktionsschwerpunkt in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hat. Insbesondere das „Freie Netz“ Leipzig pflegt enge Kontakte zur NPD und dominiert die parteieigene Jugendstruktur JN. Der Mitbegründer des „Freien Netzes“ Maik Scheffler, der den Leipziger Ableger tatkräftig mitaufgebaut hat, ist seit dem Sommer stellvertretender Vorsitzender der sächsischen NPD.
„Seit vielen Jahren kämpfen Initiativen gegen Neonazismus und warnen vor der Dimension rechter Gewalt. Sie erhalten dafür viel zu wenig Resonanz. Insbesondere die sächsische Staatsregierung übt sich in Kriminalisierung und Denunziation.
Ich verbinde die aktuelle Debatte mit der Hoffnung, dass die Dimension des Neonazismus, der auch in Leipzig zum Alltag gehört, und die kontinuierliche Arbeit gegen menschenverachtende Ideologien ernster genommen werden, sowohl von staatlichen Instanzen als auch von der breiten BürgerInnenschaft.“ sagt Juliane Nagel abschließend.
Interview Radio Corax zu Motivation & Hintergrund der Antifaschistischen Demo (24.11.2011)