Regelmäßig habe ich in den letzten Jahren den Umgang der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft mit unsanierten Beständen im Leipziger Süden (Connewitz und Südvorstadt) abgefragt. Im März antwortete die LWB auf meine neuerliche Anfrage zum Stand der Sanierungen und Planungen.
Fazit: Der stille Leerzug geht weiter, Kommunikation mit allen betroffenen Mieter*innen über Beteiligung an den Planungen und Zukunft der Häuser findet nicht statt.
Zum Hintergrund:
2016 wurde öffentlich, dass die LWB verschiedene Häuser, bspw. in der Kochstraße, Richard-Lehmann-Straße, Teichstraße (komplette Liste der Adressen, siehe unten) leer zieht, d.h. Wohnungen nicht mehr vermietet und zum Zweck der Sanierungen Mieter*innen zum Auszug bewegt. In den vergangenen Jahren organisierten sich Teile der Mieter*innen der betroffenen Häuser und forderten 2017 in zwei Briefen die Beteiligung an den Planungen, sozialverträgliche Mieten auch nach Sanierungen bzw. Instandsetzungen und den Bezug der leer stehenden Wohnungen.
Die ersten Sanierungen hatten extreme Mietsteigerungen zur Folge: Im Komplex Brandvorwerkstraße 62 – 64 und der Hardenbergstraße 4 – 6 erhöhte sich die Miete nach der Sanierung von 3,71 Euro auf zirka 10 Euro. (siehe hier)
Aus dem Objekt Richard-Lehmann-Straße 39 – 43, das derzeit saniert wird, sind zahlreiche MieterInnen durch den mangelnden Substanzerhalt, mangelnde Reparaturen und infolge der Sanierungsankündigung ausgezogen, weitere verließen ihre Wohnungen kurz vor dem Start der Sanierung. Dies war Resultat der mangelnden transparenten Kommunikation und Zusagen durch die LWB für die Zukunft und Preisentwicklung in den eigenen Wohnungen geschuldet.
Derzeit plant die LWB die Sanierung der Häuser Kurt-Eisner-Straße 76, 76A und 78 und ermöglicht den Bestandsmieter*innen nach eigenem Bekunden den Umzug in baugleiche Objekte, zum Beispiel in der Richard-Lehmann-Straße oder im Objekt selbst.
Zudem ist in der Teichstraße 17/19 in Connewitz der Einbau einer Heizungsanlage geplant. Auch hier gibt es bereits jetzt Kommunikationsschwierigkeiten, von Transparenz und Mieter*innenfreundlichkeit seitens der LWB kann nicht gesprochen werden.
Neben diesen bereits sanierten, sich in Sanierung befindlichen bzw. konkret zur Sanierung vorgesehen Objekten gibt es derzeit in Connewitz und Südvorstadt weitere 263 Wohneinheiten, von denen etwa die Hälfte leer steht. Eine Vermietung ist nicht vorgesehen und wann sich dort etwas bewegt bleibt offen.
Damit lässt die LWB Wohnraum leer stehen, den Menschen dringend brauchen und das auf eine ungewiss lange Zeit. Hinzu kommt, dass die Gebäudesubstanz in dieser Zeit weiter leidet, dass Reparaturen und Instandsetzungen unterbleiben. Kommunikation und Zukunftsplanungen auf Augenhöhe scheinen wie auch in der Vergangenheit nicht ins Repertoire der LWB zu gehören. Leidtragende sind die Mieter*innen der Häuser, die so mehr oder weniger subtil zum Auszug gedrängt werden.
Wichtig ist und bleibt die Organisierung der betroffenen Mieter*innen. Neben zwei Offenen Briefen gab es bspw. im Jahr 2018 einen Einwohner*innenanfrage.
Wer betroffen ist oder sich für den Erhalt bezahlbaren Wohnraums engagieren will, ist herzlich eingeladen sich zu melden: vernetzung-sued@protonmail.com.
>>> Antwort der LWB auf meine Anfrage (März 2019)
Liste der betroffenen Objekte:
August-Bebel Straße 30, 30a, 81, 83 |
Bornaische Str. 94-98 (Wohnprojekt des Jugendhaus e.V.) |
Brandvorwerkstraße 62 – 64 (saniert)
Brandvorwerkstraße 68/ Steinstraße 6 |
Hardenbergstraße 4,6,8,10 (saniert) |
Karl-Liebknecht-Str 109/ Scharnhorststraße 17 – 19 (saniert) |
Kochstraße 13, 15, 59, 61, 63 |
Kurt-Eisner-Straße 76, 76a und 78 |
Mühlholzgasse 44, 46, 48 |
Richard-Lehmann-Str. 39-43 |
Teichstr. 17-19 |