Am 1. Juni 2012 veranstalten das Oschatzer Bündniss für Demokratie, Toleranz & Menschlichkeit, die Opferberatung der RAA Sachsen e.V. sowie das Netzwerk 360 Grad in Oschatz eine Veranstaltung in Erinnerung an den vor einem Jahr gewaltsam zu Tode gekommenen André K.Im Anschluss findet ein Vortrag zum Thema „Obdachlosenfeindlichkeit und Sozialdarwinismus“ statt
* 18:00 Uhr Gedenkzeremonie
Am 27. Mai 2011 wurde der Wohnungslose André K. am Oschatzer Südbahnhof von fünf Männern so brutal zusammengeschlagen, dass er wenige Tage später, am 1. Juni, seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus erlag. Mit Tritten und Schlägen hätten die ortsansässigen Täter ihm Opfer massive Verletzungen am Kopf zugefügt. In Gedenken an André K. veranstaltet das Netzwerk „Mein Name ist Mensch“ in Kooperation mit dem RAA Sachsen e.V. sowie dem Netzwerk 360° am ersten Todestag eine Gedenkzeremonie (18:00 Uhr) am Oschatzer Südbahnhof.
* Ab 19:00 Uhr findet im Thomas-Müntzer-Haus eine Veranstaltung mit Lucius Teidelbaum – Macher von berberinfo.blogsport.de und antizig.blogsport.de – mit dem Titel „Obdachlosenfeindlichkeit und Sozialdarwinismus“ statt:
Die Zahl obdachloser Todesopfer rechter Gewalt in der Bundesrepublik ist schwer zu bestimmen. Die offizielle Statistik der Regierung scheidet auf Grund ihr nachgewiesenen Ignoranz grundsätzlich aus. Die alternative Opfer-Chronik der Zeitung „Die Zeit“ verzeichnete von 1989 bis 2010 mindestens 28 ermordete Obdachlose durch rechte Gewalt. Aber auch das scheint zu niedrig gegriffen. Nach Angaben des Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) wurden von 1989 bis 2011 mindestens 167 wohnungslose Menschen von Tätern außerhalb der Wohnungslosenszene getötet. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich sehr viel höher, da der BAGW sich auf eine systematische Presse-Auswertung stützt, es aber Fälle geben dürfte, die es nicht einmal zum Dreizeiler im Lokalteil schafften. Natürlich ist unklar welche Motive im Einzelnen eine Rolle bei den 167 Morden spielten, aber obdachlos lebende Menschen sind eindeutig das Objekt eines besonders ausgeprägten Hasses. Obdachlosenfeindlichkeit ist eine Ausprägung von manifestem und latentem Sozialdarwinismus bzw. Sozialchauvinismus. Dieser Sozialdarwinismus richtet sich gegen die vermeintlichen Verlierer_innen der Konkurrenz- bzw. Leistungsgesellschaft, die in der Markthierarchie der ökonomischen Nützlichkeit ganz weit unten angesiedelt sind. Befeuert und biologisiert werden sozialdarwinistische Diskurse durch Vererbungs- und Überlegenheitstheorien wie die von Thilo Sarrazin. Der Vortrag soll versuchen diese Gewalt gegen obdachlose Menschen in ihr unterschiedlichen Form darzustellen, zu analysieren und die Ursachen zu benennen.
>>> Hintergrundinformationen & Prozessbeobachtung Mord an Andre K.