Die Häufung von Naziaktivitäten und diskriminierenden Ereignissen im Osten Leipzigs nahm das Ladenschluss-Aktionsbündnis gegen Nazis zum Anlass sich mit antifaschistisch und zivilgesellschaftlich Engagierten im Osten zusammenzuschließen, im März starten erste gemeinsame Aktionen
Seit Dezember 2011 ist der Leipziger Osten verstärkt als Aktionsfeld von Neonazis in den Fokus gerückt. Am Anfang stand die Eröffnung des Ladengeschäftes „Fighting catwalk“ im Täubchenweg 43b, in dem hauptsächlich Bekleidung der bei Neonazis beliebten Marke Thor Steinar verkauf wird. Wenig später erwies sich, dass bekannte Gesichter der Leipziger Neonaziszene in der Langen Straße 15 einen „Szene“-Treffpunkt errichten wollten. Weiterhin häufen sich rassistische und diskriminierende Ereignisse in diversen Lokalitäten im Stadtteil, z.B. in der Frankenstube in der Wurzner Straße. Nicht zuletzt wusste der Verfassungsschutz im November 2011 zu berichten, dass die neonazistischen „Freien Kräfte“ Räumlichkeiten in der Wurzner Straße als Treffpunkt nutzen, nachdem sie ihr Domizil im NPD-Zentrum in der Odermannstraße 8 in Lindenau geräumt hatten.
Diese Häufung von Ereignissen nahm das Ladenschluss-Aktionsbündnis gegen Nazis zum Anlass sich mit antifaschistisch und zivilgesellschaftlich Engagierten im Osten zusammenzuschließen und gemeinsam aktiv zu werden.
Mit der Öffentlichmachung des Nazitreffpunktes in der Langen Straße 15 konnte dabei ein erster Erfolg erzielt werden: der Eigentümerin des Hauses, die Kling-Group, gab dem öffentlichen Druck nach und kündigte den Nazimietern.
Da der Inhaber des „Fighting catwalk“ der Aufforderung des Ladenschluss-Bündnisses die Marke „Thor Steinar“ aus dem Sortiment zu nehmen nicht nachkam, hat das Ladenschluss-Bündnis inzwischen mit dem Eigentümer des Hauses Täubchenweg 43b aufgenommen. Dieser zeigte sich über das Sortiment seines Mieters wenig erfreut.
„Wir laden alle, die sich gegen organisierte Nazis, Alltagsrassismus und Diskriminierung engagieren wollen, zur Beteiligung an unseren Aktionen ein. Ein erstes Ziel dabei ist natürlich die Schließung des „Fighting catwalk.“, erklärt Stefanie Kesselbauer, Sprecherin des Ladenschluss-Aktionsbündnisses gegen Nazis. „Vielmehr aber geht es uns aber darum einen grundsätzlichen Bewusstseinswandel zu befördern. Nur wenn mehr Menschen bereit sind sich aktiv mit dem Naziproblem und mit weit verbreiteten diskriminierenden und menschenverachtenden Einstellungen auseinanderzusetzen, können diese Ideologien wirksam zurückgedrängt werden.
Leider verhallten antifaschistisches und zivilgesellschaftliches Gegenwirken bei einem Großteil der BewohnerInnen des Stadtteils ungehört, als der Leipziger Osten in der Vergangenheit zentrales Aktionsfeld von organisierten Nazis war. Im Gegenteil: 2008 schlossen sich zahlreiche Menschen den von Nazis angeführten Demonstrationen anlässlich eines Sexualmordes an einer Minderjährigen an und forderten Hand und Hand mit ihnen die „Todesstrafe für Kinderschänder“.“
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion sollen am 21.3.2012, 18:30 Uhr im 4rooms im Täubchenweg 26 die Entwicklungen im Osten nachvollzogen und Gegenstrategien gegen organisierte Nazis und gegen alltägliche Diskriminierung diskutiert werden. Im Podium sitzen: VertreterInnen der Bürgerinitiative Buntes Reudnitz, des Ladenprojektes Atari, eines MigrantInnenvereins sowie der Stadt Leipzig.
Am 24.3.2012 findet die Demonstration „Im Osten nichts Neues. Gegen Nazis und rechte Alltagskultur“ statt. Sie beginnt 12 Uhr am Friedrich-List-Platz und mündet in einem vom StudentInnenrat der Universität Leipzig veranstalteten Straßenfest im Lene-Voigt-Park. Dort gibt es für Vereine, Initiative etc. die Möglichkeit sich mit Infoständen und Angeboten zu präsentieren. Außerdem gibt es Redebeiträge, live-Musik und veganes Essen.
Pressemitteilung, 14.3.2012