Am 14.9.22 wurde im Leipziger Stadtrat über den Vorschlag der Linksfraktion zum Start eines kommunalen Modellprojektes Drug Checking entschieden. Drug Checking ist eine wirksame Methode der Schadensminimierung beim Konsum illegalisierter Substanzen, die laut Bundeskoalitionsvertrag zukünftig auch in Deutschland ermöglicht werden soll.
Der Stadtrat folgte dem inhaltlichen Anliegen:
Berauschende Substanzen werden in dieser Gesellschaft konsumiert, egal ob erlaubt oder nicht. Die Verbotslogik führt zu mehr Problemen als sie Konsum eindämmt. Seit mehreren Jahrzehnten ist Drug-Checking als erfolgreiches Instrument eines schadensminimierenden Ansatzes in den Gesundheitswissenschaften und in der Drogen- und Suchtberatung bekannt. Es umfasst die chemische Analyse von Substanzen in dafür geeigneten Laboren. Potentielle Konsument:innen können sich über die Zusammensetzung der Substanzen informieren und vor gesundheitsschädlichen Präparaten gewarnt werden. Im Idealfall ist Drug-Checking mit einer kompetenten Beratung verbunden, die nicht nur die Aufklärung über Inhaltsstoffe, sondern auch Risiken des Konsums umfasst.
Mehrere Versuche derartige Projekte in Deutschland zu etablieren scheiterten bisher an einer Blockadehaltung in der Politik. Dabei gibt es in Österreich und der Schweiz sehr erfolgreiche Praxisbeispiele. Auch das Land Thüringen nutzt mit einem Pilotprojekt seit vergangenen Jahr rechtliche Spielräume, das Land Berlin macht sich auf den Weg.
Angesichts der auf Bundesebene angekündigten Ermöglichung von Drug-Checking-Projekten schlagen wir mit unserem Antrag vor, sich als Stadt Leipzig schon jetzt auf den Weg zu machen und ein eigenes Modellprojekt zu entwickeln, das starten kann, sobald die entsprechenden bundesgesetzlichen Weichen gestellt wurden. Und Expertise und Untersuchungen zur Wirkweise von Drug-Checking sind vorhanden, können in ihrer ganzen Dimension aber erst sichtbar gemacht werden, wenn es auch hierzulande erprobt werden kann!
Das zu erarbeitende Modellprojekt soll gemeinsam mit Trägern der Drogenhilfe und der Universität Leipzig entwickelt werden. Es soll aus einem stationären Labor und auch mobilen dezentralen Annahmestellen bei Trägern bzw. Anlaufstellen bestehen, wo die Beratung stattfinden soll.
Die Stadt Leipzig ist besonders geeignet für ein Drug-Checking-Pilotprojekt. Es gibt einen erheblichen Anzahl an intravenös-Konsumierenden und eine große, vielfältige Partyszene mit einem Konsum von Szenedrogen. In den vergangenen Jahren sind zudem vermehrt hochpotente (vor allem Ecstasy mit extrem hohem MDMA-Anteil) und verunreinigte Substanzen (vor allem mit synthetischen Cannabinoiden versetztes Cannabis) im Umlauf. Weiterhin bergen neue psychoaktive Substanzen, die zum Teil über das Internet vertrieben werden, zahlreiche neue Risiken in sich.
Es gibt Gründe genug: Machen wir uns heute gemeinsam auf den Weg!