Weltnest fragt nach der auch in Leipzig schon lange debattieren Idee nächtliche Tempo 30-Zonen an Hauptverkehrsstraßen einzurichten
Martin fragt:
In mehreren Großstädten wird derzeit mit Tempo 30 bei Nacht experimentiert. Dadurch soll den Anwohnern von Hauptverkehrstraßen ein geruhsamer Schlaf garantiert werden. Wäre eine solche Maßnahme auch etwas für Leipzig?
Meine Antwort:
Keine schlechte Idee, aber auch nichts Revolutionäres, in Leipzig auch immer mal wieder in der Diskussion und möglicher Teil des Lärmaktionsplanes. In dessen Leipziger Variante von 2013 ist diese Maßnahme zwar benannt, aber es fehlt an konkreten Untersetzungen. Obwohl ein nicht unerheblicher Teil der BewohnerInnen durch Nacht-Auto-Lärm belastet ist.
Tempo 30-Zonen kann die Kommune nach §45 1c StVO einrichten, dafür ist jeweils eine Einzelfallprüfung nötig. Geht also zumindest für die Straßen, die keine Straßen des überörtlichen Verkehrs (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) sind.
Warum in Leipzig zu den benannten Tageszeiten und Straßenvarianten nichts passiert, ist mir schleierhaft. Denn es geht bei Tempo 30 auch um Verkehrssicherheit und Minderung der Umweltbelastung! In einigen Wohngebieten wurde gehandelt und auch für die Straßenbereiche an Kitas und Schulen wird nun die Einrichtung von Tempo 30 Zonen geprüft.
Populär sind solche Maßnahmen in der Breite der Bevölkerung meines Erachtens nicht, denn die Autoversessenheit und der Druck schnell zu sein, sind weiterhin zu groß. Dies zeigt sich an regelmäßigen Meinungsmachen gegen FahradfahrerInnen oder Unfällen durch zu hohe Geschwindigkeit oder Unachtsamkeit.
Zum Thema Tempo 30 braucht es meines Erachtens einen größeren Wurf: so schlägt der wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur vor, Tempo 30 als innerstädtische Regelgeschwindigkeit einzuführen. Statt Ausnahmen also die Regel, von der mit Begründung wieder Ausnahmen – also eine höhere Fahrtgeschwindigkeit – möglich wären.
Nichts desto trotz muss so ein Tempo 30, ob nachts oder ganztags, ob an Hauptverkehrsstraßen oder in Wohngebieten, mit einem Werben für einen grundlegenden verkehrspolitischen Paradigmenwechsel – weg vom motorisierten Individualverkehr und hin zu einer gesellschaftlichen Entschleunigung – verbunden sein.