Die Leipziger Verkehrsbetriebe rufen am 10. April 2011 dazu auf, Leipzig ohne Auto zu entdecken. Dazu gibt es auf dem Augustusplatz ein Straßenfest mit vielen Ständen von Umweltorganisationen und Parteien. Parallel wird eine Critical Mass stattfinden, die mehr als symbolische Aktionen einfordert
Aufruf zur Critical Mass (Start am 10.4.11, 14:30 Uhr vor der Oper am Augustusplatz)
Der motorisierte Individualverkehr kann in seiner derzeitigen Größenordnung nicht ökologisch gestaltet werden. Unsere Gesellschaft braucht nicht mehr Autos, sondern eine alternative Verkehrspolitik!
Gerade im Zusammenhang mit einer der größten globalen Herausforderung des Menschen, dem anthropogenen Klimawandel, wird die Antiquiertheit des Autos besonders deutlich. So trägt der Verkehrssektor in Deutschland mit ca. 20% erheblich zu den Treibhausgasemissionen bei, wobei die private Autonutzung den größten Anteil hat. Dies ist insofern besonders dramatisch, weil die CO2-Emissionen im Verkehrssektor, im Gegensatz zu anderen Bereichen in Deutschland, kontinuierlich ansteigen.
Darüber hinaus hat das Auto viele weitere negative ökologische und gesundheitliche Folgen. Beispiele dafür sind die Flächenversiegelung sowie die Zerschneidung von Lebensräumen und wertvollen Biotopen. Der hohe Ausstoß von Feinstaub, Stickstoffoxiden, Benzol, und flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffen wird vor allen in den Städten zu einer starken gesundheitlichen Belastung.
Trotz der offensichtlichen Schäden für Natur und Gesellschaft hält die Politik an der Bevorzugung des Autos gegenüber anderen Transport- und Fortbewegungsmitteln fest. Die eklatant ungleichen Investitionen in die verschiedenen Infrastrukturen werden fortgeführt. So stellt der Bund für den Straßenbau jedes Jahr aufs Neue viel mehr Geld zur Verfügung als für das Schienennetz. Darüber hinaus wurden in Zeiten knapper öffentlicher Gelder mehrere Milliarden für die Abwrackprämie ausgegeben. Funktionierende Autos wurden so gegen neu produzierte – teilweise umweltschädlichere – ersetzt. In Sachsen, wo 2010 im Haushalt drastische Einschnitte bei sozialen Einrichtungen gemacht wurden, zeigen sich die gleichen Tendenzen.
Dass diese Politik Unterstützung erfährt, kann man nicht allein auf individuelle Präferenzen von Menschen zurückführen. In der Außendarstellung dominiert die Inszenierung des Autos als Statussymbol. Dabei bedient man sich einer naiven Fortschrittsideologie und schreckt vor sexistischen Elementen nicht zurück. Quasi als Feigenblatt werden ökologische Entwicklungen angepriesen und vermarktet. Selbstverständlich fahren viele Leute gerne Auto und andere wiederum gönnen sich einen Sport- oder Geländewagen. Aber dass das Auto als Statussymbol gilt, liegt an der langjährigen Stärke der Automobilindustrie und der systematischen, finanziellen wie symbolischen, Förderung durch die Politik.
Darüber hinaus hat sich die Gestaltung des öffentlichen Raumes jahrzehntelang am Auto ausgerichtet. Ohne Autos gäbe es keine Einkaufszentren am Stadtrand, wodurch eine künstliche Abhängigkeit vom Automobil entsteht. In Städten entstehen so Konkurrenzsituationen zwischen Autofahrer_innen, Radfahrer_innen und Fußgänger_innen. Dabei wird durch die Infrastruktur, die Verkehrsführung und die Verwaltung das Auto systematisch bevorzugt.
Deshalb fordern wir eine nachhaltige und sozial gerechte Verkehrspolitik, die auf die Bedürfnisse der Menschen und nicht der Autos ausgerichtet ist. Die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und des Fahrradverkehrs muss konsequent vorangetrieben werden. Erste Schritte dazu wären ein kostenloser ÖPNV, mehr Radwege und Spielstraßen sowie die Einführung einer Citymaut.
Unsere Gesellschaft hat sich auf das Auto eingestellt – mit fatalen Folgen. Fordert mit uns eine andere Verkehrspolitik für eine sozialere und ökologischere Gesellschaft und lasst uns die Straßen zu Chill-Out-Zonen umwandeln!