Am 24. August 2021 fand die erste Heroes-Leipzig-Zertifizierungsfeier statt. Die erste jungen Menschen wurden dort offiziell zu „Heroes“ im Sinne von Botschaftern für Menschenrechte und Demokratie ernannt. Ich hatte die Ehre ein paar Worte zu sagen, die ich hier dokumentiere:
Seit ich im zum ersten Mal im Jugendhilfeausschuss 2018 vom Projekt Heroes gehört habe, war ich mir sicher: Wir brauchen dieses Projekt in Leipzig.
Denn es ist doch klar: Wenn wir Gleichberechtigung, demokratische Prinzipien und die Menschenrechte als Leitschnur dieser unseren Gesellschaft nachhaltig verankern und auf eine breite Basis stellen wollen, müssen wir auch etwas dafür tun. Und das nicht nur einmal, in einer kurzen Projektlauzeit, mit einer abgegrenzten Gruppe, sondern fortwährend. Und hier setzt das Projekt Heroes mit der Ausbildung von Multiplikatoren an. Neemat, Andreijs, Shivan, Hasan, Aluh, Ismail und Mohammad, ihr seid die, die nach einer langen Ausbildung – auch durch Corona erschwert – nun diese wichtigen Grundlagen unseres Zusammenlebens weitertragen werdet. Als Helden, als Multiplikatoren, als Botschafter. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Der Mangel an Wertschätzung der Würde des Menschen, der Rechte von Frauen, Unterdrückung von selbstbestimmten Lebensentwürfen ist ganz klar kein Problem von Menschen mit Migrationsbiografie. Nein, auch in vielen Familien und Zusammenhängen, die ihre Ursprünge hier haben, sind diese Probleme vorhanden. Schauen wir uns die hohe Zahl von sexuellen Übergriffen an, von denen vor allem Mädchen und Frauen betroffen sind, die Unterdrückung von Homosexualität oder die Verbreitung von Ungleichwertigkeitsvorstellungen bis hin zu Gewalt gegen Menschen auch anderer Herkunft.
Aber: das Konzept von Heroes besticht, weil es eben auch darum gehen muss Identitätskonflikte und Traditionen im migrantisch geprägten Milieu anzugehen. Studien belegen, dass insbesondere die Kinder von Eingewanderten oft in Konfliktsituationen aufwachsen, hin- und her gerissen zwischen Rollenvorstellungen und Lebensentwürfen der Herkunftsgesellschaft und der Aufnahmegesellschaft. Diesen Konflikt produktiv zu machen und zu bearbeiten, das ist der richtige Weg. Und es ist klar, dass die Kehrseite der Stärkung der Selbstbestimmung und Gleichstellung von Mädchen und Frauen, die Arbeit mit Jungen und Männer ist. Wie es Heroes macht und jetzt über ein Jahr mit euch, jungen Männern, erprobt hat. Denn klar, gerade Jungen und Männer aus migrantischen Kontexten sind oft mit gesellschaftlichen Projektionen aber auch starken Rollenerwartungen konfrontiert. Es ist richtig hier anzusetzen.
Und ich möchte doch den aktuell notwendigen Punkt machen und den Blick nach Afghanistan richten. Dort wo Menschenrechte, wo Frauenrechte und Demokratie derzeit massiv unter Beschuss stehen. Und ich bitte Sie und euch, die ihr so aktiv im Kleinen für die Verteidigung dieser Essentials des Zusammenlebens arbeitet, auch Anteil an dieser Situation zu nehmen und euch dafür einzusetzen, dass Menschen jetzt Schutz bekommen, damit sie eben nicht unterdrückt werden, sowohl Frauen als auch Männer oder Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten.
Zu guter Letzt will ich auch dem Heroes-Team, Neli, Fouad und Baraa danken. Ihr leistet hier ganz wichtiges, und dass ihr das mit Herzblut tut, konnte ich in den letzten Monaten immer wieder erleben. Zum Jahresende 2020 stand das Projekt vor dem Aus, aber es ist gelungen eine Anschlussfinanzierung zu sichern. Und in Richtung der Integrationsbeauftragten Frau Andrich möchte ich hier kurz unterstreichen, dass ich es für einen wichtigen Versuch halte, Heroes über den kommunalen Haushalt abzusichern. Vielleicht können wir hier an einem Strang ziehen. Denn wer ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben in Leipzig gestalten möchte, kann auf ein Projekt wie Heroes nicht verzichten.