Zukunft des ehemaligen Black Triangle: Was daraus wird, liegt auch in unserer Hand

Ende August 2019 ging die LVZ damit an die Öffentlichkeit. Überraschend und etwas überfahrend für die Menschen, die seit mehreren Monaten an dem Projekt arbeiten und die, die sich vielleicht schon lange gefragt haben, was nun folgt: Die Zukunft des Areals des ehemaligen Black Triangle.
Nur aufgrund von Beharrlichkeit und sicher auch wegen äußerer Umstände war es gelungen das Grundstück von der Deutschen Bahn zu erwerben. Erklärtes Ziel war und ist dies in eine gemeinwohlorientierte Struktur zu überführen.
Mit der Gründung und Genehmigung der Stiftung soll dieser Plan realisiert zeitnah finalisiert werden. Beteiligt an dem Projekt sind der Freiraum e.V., der Platz für alternative und nichtkommerzielle Nutzungen schaffen wird, die Galerie Kub, denen Ateliers und Ausstellungsflächen vorschweben sowie TV Club und Distillery. Beide Clubs werden an ihren bisherigen Standorten von großen Investoren verdrängt, sie müssen den beiden großen neuen Stadtquartieren am Eutritzscher Freiladebahnhof einerseits, dem Bayerischen Bahnhof andererseits weichen.
Umstritten ist der Fakt, dass besagte Verdränger, Stadtbau AG und CG-Gruppe Geld in das neue Projekt geben. Ich meine, dass das Mindeste ist, was geschehen kann. Beide Kapitalisten erwerben damit keinen Anspruch auf Mitsprache, sondern finanzieren das Stiftungskapital. An der Stiftung sind nur o.g. Akteure gleichberechtigt beteiligt.

Das Vorhaben ist ein Mega-Projekt. Herzstück des Areals ist das Haupthaus des ehemaligen Umspannwerkes, das marode ist und unter Denkmalschutz steht. Hier wird viel Energie und Ausdauer nötig sein um die vielen Ideen und Vorhaben realisierbar zu machen. Auch finanziell wird das Ganze eine Herausforderung. Der Illusion, dass dies alles nicht-kommerziell auf den Weg zu bringen ist, darf mensch sich nicht hingeben. Eine andere Frage ist die des späteren Betriebs. Klar ist, dass es eines Selbstverständnisses bedarf, das Ideologien der Ungleichwertigkeit und Diskriminierungen jeder Art ausschließt. Und dass Raum für politische und soziale Projekte geschaffen werden, die über das Bestehende hinausweisen. Klar ist aber auch, dass der überwiegende Teil der Beteiligten keine originär politischen Akteure sind. Insbesondere die Distillery ist ein Unternehmen, das den Regeln der freien Marktwirtschaft unterliegt, während Kultur und Freiräume versuchen jenseits kommerzieller Logiken zu wirken.
Wie in der Infoveranstaltung am 17. September im UT Connewitz bekräftigt wurde, liegt es an allen potentiellen Nutzer*innen wie politisch das Projekt sein wird. Anspruch des beteiligten Freiraum-Vereins ist es genau diesen Part in dem Gesamtgefüge zu stärken.

Zwei Kritikpunkte wurde in der Info-Veranstaltung geäußert:
1. Der Umgang mit den Anwohner*innen. In direkter Nachbarschaft des Areals befinden sich insgesamt vier Wohnhäuser und einige Kleingärten. Hier gilt es Kommunikationsstrukturen zu etablieren und Lösungen zu finden, um die Belastung der Nachbarn so gering wie möglich zu halten. Schall- und Lärmschutz und alternative Zuwegungen sind nötig.
2. Das nahtlose Anknüpfen des Projektes an eine jahrelange Besetzung.
Im Juni 2016 wurde das verwaiste Areal besetzt. In der Folgezeit wurde es Anlaufpunkt für viele Connewitzer*innen und linke Menschen, Ort von Kultur und Kommunikation. Das war eine gute Zeit. Nicht zu verschweigen und bereits öffentlich kommuniziert ist, dass es in der Endzeit zu Konflikten kamen, die verhärtet statt aufgelöst wurden. Die Schuld daran liegt vor allem in der internen Struktur des besetzten Projektes. Den Schritt für eine Perspektive jenseits der puren Besetzung zu kämpfen wurde niemals beschritten, Mitstreiter*innen zum Teil auch gewaltsam vergrault statt gemeinsam an einer Zukunft zu arbeiten.

Auch ich war lange Unterstützerin des Black Triangle. Die Räumung am 15. Januar 2019 erwischte mich kalt, war doch erst kurz vorher durch die DB ein Mediationsprozess angestoßen worden, der auch eine Legalisierung des Projektes als Option enthielt. Die DB hat diesen Prozess einseitig aufgekündigt und damit nicht nur die Nutzer*innen sondern auch Multiplikator*innen wie mich belogen.

Nichts desto trotz hielten wir an der Option fest das Gelände nicht dem freien Immobilienmarkt zu überlassen. Das Ergebnis ist nun öffentlich kommuniziert.

Der Weg wird weit, aber das Ergebnis kann ein Gutes werden. Für den Stadtteil, für alle Beteiligten und das Gleisdreieck so auch tatsächlich Ort für alternative Gesellschaftsvisionen werden.

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