Rahmen sprengen – gegen Rassismus und rechte Alltagskultur im Leipziger Osten, wie überall.

150 Menschen folgten am 4. Mai 2013 dem Aufruf des Ladenschlussbündnisses zu einer Fahrraddemo durch den Leipziger Osten. Die Form einer antifaschistischen Fahrraddemonstration war für Leipzig ein Novum und im Ergebnis ziemlich cool.

Zahlreiche Menschen, die sonst eher nicht auf Demos anzutreffen sind, schlossen sich an. Der Fahrradlauti war ein kleines Meisterwerk, Schilder mit Slogans wie „Refugees welcome“ schmückten die Räder, die Stimmung war entspannt, nur die Polizei konnte es nicht lassen zweimal mit übertriebenen Maßnahmen gegen Demoteilnehmende vorzugehen.

Ein Anlass der Aktion war die Schließung des Bekleidungsladens „Fighting catwalk“ im Täubchenweg 43b, der vorrangig die bei Neonazis beliebte Marke „Thor Steinar“ in seinem Sortiment führte. Die Schließung ist Ergebnis einer Räumungsklage, die wiederum auf die Intervention des Ladenschlussbündnis zurückgeht. Ebenso gelang es im vergangenen Jahr die Etablierung eines Anlaufpunktes der lokalen Naziszene in einem Wohnhaus in der Lange Straße im Zentrum-Ost zu vereiteln.
Dass diese Erfolge gegen Nazis und deren Strukturen kein Grund dafür sein dürfen sich zurückzulehnen, war die andere zentrale Message der Fahrraddemo. Rassistische Einstellungen sind keine Sache des so genannten rechten Randes, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Diskriminierung und Ausgrenzung gehören auch in Leipzig zum Alltag von MigrantInnen. Wie tief Vorurteile verankert sind, zeigte nicht zuletzt die Debatte um die Neuorientierung bei der Unterbringung von Asylsuchenden in Leipzig. Auch in Reudnitz regte sich Widerstand gegen die geplante Unterkunft in der Riebeckstraße, der mit rassistischen Ressentiments gegen Flüchtlinge garniert wurde. Dabei wurde nicht einmal vor juristischen Mitteln gegen die Nutzung des Gebäudekomplexes als Wohnstätte für Asylsuchende zurückgeschreckt.

Die Demo-Route führte vom Lene-Voigt-Park durch den Täubchenweg zum ehemaligen „Fighting catwalk“, wo jetzt eine Tafel mit der Aufschrift „Ladengeschäft zu vermieten“ hängt. Das Ladenschlussbündnis resümierte die Proteste des vergangenen Jahres, die sich nicht nur gegen den Laden, sondern eine ganze Anhäufung von Naziereignissen richteten. Das Ladenprojekt Atari sprach über seine Existenz als vielseitiger emanzipatorischer Freiraum inmitten einer rechten Alltagskultur.
Weiter ging es über die Prager Straße zur seit kurzem bewohnten neuen Unterkunft für Asylsuchende in der Riebeckstr. 63. Der Initiativkreis Menschenwürdig rekapitulierte an dieser Stelle die rassistisch gefärbten Proteste gegen die Neurorientierung bei der Unterbringung von Flüchtlingen in Leipzig, übte aber auch Kritik an dem konkreten neuen Objekt, wo über 100 Menschen wohnen sollen. Bei allen kleinen Verbesserungen, die mit der Schließung der Sammelunterkunft in der Torgauer Str. 290 und dem Umzug in kleinteilige Häuser im Stadtgebiet verbunden sind, bleibt die rassistische Sondergesetzgebung für Flüchtlinge bestehen. Grundsätzlich können Flüchtlinge z.B. nicht entscheiden wo, wie und mit wem sie wohnen wollen. Auch in der Riebeckstraße wird es beispielsweise einen professionellen Wachschutz geben.
Weiter führte die Route quer durch Reudnitz bis zur Eisenbahnstraße, die aufgrund des hohen MigrantInnenanteils rassistischen Mehrheits-LeipzigerInnen nicht selten als negative Projektionsfläche dient. Ein Redebeitrag zum Thema 20 Jahre faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl von „Rassismus tötet“ Leipzig“ schloss den Reigen der inhaltlichen Beiträge ab.
Im Lene-Voigt-Park angekommen fand die Demo ihr Ende und einen smoothen Ausklang. Danke an alle, die mit in die Pedalen getreten haben.. Erfolge gegen Nazis und deren Strukturen sollten auch mal gefeiert werden, Alltagsrassismus gehört immer wieder und weiter bekämpft und alternative Freiräume müssen erhalten werden. Im Osten wie überall!

Ladenschlussbündnis, 4.5.2013

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