Die Debatte um den Trägerwechsel beim Fußballfanprojekt in Leipzig kommt nun ins Finale. Der von Stadt und Koordinationsstelle Fanprojekte/ DFB ausdrücklich gewollte und fachlich versierte neue Träger Outlaw hat per Pressemitteilung verkündet, dass er auf eine Entscheidung bis zum 14.10.2011 drängt. Dieses Ultimatum ist berechtigt. Bereits über zwei Jahre währt der Prozess der Übergabe der Trägerschaft. Durch die ablehnende Haltung des Freistaates Sachsen hat Leipzig seit 1. Juli 2011 kein Fussball-Fanprojekt und keine Perspektive auf einen Neuanfang mit der Outlaw gGmbH.
Dazu ist nur noch eins zu sagen bzw. zu wiederholen:
Der alte und langjährige Träger des Leipziger Fussballfanprojektes, die Leipziger Sportjugend, ist fachlich und in Bezug auf Transparenz seiner Arbeit in die Kritik geraten. Er hat u.a. gewaltaffinen und rechtsorientierten Fans keine klare Grenzen gesetzt. Der Trägerwechsel ist überfällig und aus fachlicher und politischer Sicht gewollt. Der Freistaat muss den Weg für eine neue, an Toleranz, Antidiskriminierung und sozialpädagogischen Essentials orientierte Ausrichtung der Fanarbeit in Leipzig freimachen. Es wäre fatal den kompetenten Träger Outlaw zu verlieren.
Dokumentiert: Pressemitteilung der Outlaw gGmbH, 19.9.2011
Fan-Projekt Leipzig, die Letzte
Es ist jetzt oft genug gesagt worden, in Leipzigs Fußball Fan Szene spielt sich eine Posse ab, die als provinziell bezeichnet werden muss. Diese Posse ist der Stadt und dem Gegenstand der Diskussion gegenüber unwürdig.
Ich resümiere noch einmal im Schnelldurchlauf die Faktenlage. Vor mittlerweile fast drei Jahren sind wir gebeten worden, uns um die neu ausgeschriebene Fan-Arbeit in Leipzig zu bewerben, offenbar wurde ein Trägerwechsel angestrebt.
Mit uns sind andere Träger der Jugendhilfe in Leipzig ebenfalls angefragt worden. Wir waren aus dem Kreis größerer Träger der Kinder- und Jugendhilfe die einzige Einrichtung, die sich an der Ausschreibung beteiligt hat. Zunächst blieb das Verfahren ergebnislos, es gab keine deutliche Mehrheit für OUTLAW, der bisherige Träger hat seine Arbeit, gefördert von Stadt, Land und DFB, fortgesetzt. Zur neuen Saison sollte der Wechsel erfolgen, so hat es die Stadt Leipzig beschlossen, der DFB ist ebenfalls für den Wechsel. Die Haltung des Landes ist mehrfach in den Medien kommuniziert. Auf den von OUTLAW gestellten Förderantrag vom April 2011 gibt es allerdings, trotz mehrfacher ernsthafter Aufforderungen tätig zu werden, bisher keine Antwort.
Stattdessen werden Gerüchte verbreitet, wonach unser Antrag Formfehler enthalte. Trotz mehrfacher Aufforderung ist uns bisher nicht mitgeteilt worden, welcher Art diese Fehler seien. Der Pressesprecher des Innenministeriums sagt laut Süddeutscher Zeitung, man habe uns aufgefordert, unseren Antrag nachzubessern.
Uns liegt eine solche Aufforderung nicht vor. Richtig ist, dass man uns gar nichts mitgeteilt hat. Auf diesem Niveau bewegt sich das, was in Leipzig ‚Auseinandersetzung’ genannt wird. Es verwundert nicht, dass auch aus dem Umfeld des bisherigen Trägers mehr oder weniger kluge Einlassungen gemacht werden. Zuletzt wurde vorgeschlagen, doch die Fanszene aufzuteilen, in eine rechte und in eine linke, zwei Fan-Projekte könnten dann jeweils eine Gruppierung übernehmen. Ein interessantes Modell für die Kinder- und Jugendarbeit insgesamt. (Das ist ironisch gemeint.) Vielleicht ist es auch übertragbar auf Schulen, Kitas, Jugendzentren etc. Später habe ich erfahren, dass dieser Vorschlag eigentlich vom Innenministerium kam. Nun gut.
Die Situation ist bis heute unverändert, es gibt keinen Bescheid vom Freistaat, damit ist für uns keine Finanzierung der Fan-Arbeit gegeben. Bis jetzt haben wir sehr ruhig und geduldig abgewartet. Die OUTLAW gGmbH hat über 850 Beschäftigte in einem großen Teil der Republik. Wir haben also genug zu tun, und wir haben auch in Leipzig genug zu tun. Wir betreiben innovative Kitas und haben ebenso innovative Angebote im Bereich der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe. Die Beschäftigung mit dem Fan-Projekt hat uns bisher Arbeit gebracht, wir haben Konzepte verfertigt, wir haben hervorragendes Personal gefunden, wir werden von der Öffentlichkeit angefragt. Diese Arbeit wird natürlich nicht vergütet. Auch unser sehr weitgehender Vorschlag, mit einem reduzierten Programm die Arbeit mit der Finanzierung durch Stadt und DFB aufzunehmen, ist nicht positiv aufgenommen worden.
Jetzt läuft die ganze Geschichte Gefahr, zu einer never-ending-story zu werden. Sich im Kreise zu drehen ist aber nicht unsere Lieblingsbeschäftigung. Ebenfalls befürchte ich, dass durch die von interessierten Kreisen geradezu kopflos geführte Diskussion der Fan-Arbeit Schaden zufügen wird. Ich habe in einer Stellungnahme am 16. August deutlich dargelegt, was aus unserer Sicht ein Fan-Projekt ausmacht und was wir wollen. Offenbar ist das im Moment nicht realisierbar.
Wir halten unsere Bereitschaft, der Stadt Leipzig, seinen Fußballfans, dem Land und dem DFB bei der Realisierung einer demokratischen, auf Toleranz, Solidarität und Integration basierenden Fan-Arbeit zu helfen, bis Mitte Oktober, genau bis zum 14. 10.2011, aufrecht. Danach stehen wir für diese Aufgabe nicht mehr zur Verfügung.
Ich weiß, dass es Kommentare geben wird, die besagen, dass OUTLAW aufgibt oder resigniert. Das ist keineswegs der Fall, man kann sich auf unserer Homepage www.outlaw-jugendhilfe.de davon überzeugen, wie vielfältig, bunt und kreativ die Aktivitäten von OUTLAW sind. Wir gestalten gerne, aber wir erkennen auch, wenn etwas offenbar nicht geht.
Theo Boomgaarden
Geschäftsführer OUTLAW gGmbH