Am 18.10.2014 gab es im Leipziger Osten eine neue Besetzung für einen Wagenplatz. Das Kollektiv „Rhizomia“ bezog eine Brachfläche in der Schultze-Delitzsch Str. Ecke Bennigsenstr. mit ihren Wägen.
Die Polizei wurde recht bald auf das Geschehen aufmerksam und zog nachmittags mit einem größeren Aufgebot auf. Der formulierte Vorwurf an die BesetzerInnen lautete „Hausfriedensbruch“, denn das Grundstück gehört der Deutschen Bahn.
Bereits vor fünf Monaten hatte die Gruppe Trailerpark ein Grundstück der Deutschen Bahn in der Schultze-Delitzsch-Straße in Besitz genommen. Seit geraumer Zeit laufen diesbezüglich Verhandlungen zwischen DB und Stadt Leipzig. Ziel ist die Legalisierung des Projektes auf einer Alternativfläche. Denn auf der in Rede stehenden Fläche, die auch die vom Kollektiv Rhizomia einschließt, soll perspektivisch ein Stadtteilpark entstehen.
Eine einvernehmliche Lösung wie im Fall des Trailerparks war diesmal nicht zu erwarten. Die Vertreter der Deutschen Bahn AG, die gegen 17 Uhr vor Ort eintrafen, ließen sich zwar auf Verhandlungen ein, nach mindestens zwei Stunden stand am Ende jedoch nur ein Aufschub: bis zum Mittwoch, 22.10.2014, 0.00 Uhr muss das Gelände geräumt sein. Strafrechtliche Konsequenzen wird es vorerst nicht geben.
Die Verhandlungen wurden von einer Kundgebung für Freiräume vor dem Grundstück umrahmt. Über die Zeit fanden sich bis zu 70 Menschen ein, die sich mit dem Anliegen von Rhizomia solidarisch zeigten.
Das Wagenplatz-Thema ist in Leipzig derzeit stark diskutiert. So wurde erst in der Ratsversammlung am Mittwoch, 15.10.2014 eine Anfrage der CDU zum Interimsplatz am Karl-Heine-Kanal beantwortet. Auf die abschätzig formulierten Fragen der Konservativen antwortete Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal mit der klaren Ansage, dass solche alternativen Wohnformen zu Leipzig gehören. (hier gehts zur Antwort als Audio) Für den im Ergebnis der Radwegbesetzung an der Giesserstraße im November 2012 temporär zur Verfügung gestellten Platz am Karl-Heine-Kanal steht in Kürze eine Alternativ-Fläche im Leipziger Westen zur Verfügung.
Auch für den Trailerpark ist eine Verhandlungslösung greifbar.
Die Zukunft der Fockestraße 80 in Leipzig-Connewitz dagegen bleibt ungewiss. Seit mehr als zwei Jahren laviert das Liegenschaftsamt herum. So ist der Abriss von Gebäuden auf dem Gelände geplant. Die Notwendigkeit dieses Schrittes wurde durch bauliche Gutachten allerdings nicht plausibel gemacht. Es mangelt außerdem an einer transparenten Kommunikation mit den BewohnerInnen.
Die anderen Plätze in Leipzig haben andere Lösungen gewählt, bspw. hat der Tote Arm in Großzschocher seine Fläche von der Stadt gepachtet. Die Scherbelburg in Kleinzschocher hat ihr Gelände gekauft, ebenso wie der Lindenhof in Connewitz.
Verschiedene Ansätze brauchen verschiedene Lösungen. Zudem ist in einer wachsenden Stadt auch ein wachsendes Interesse am Leben in Wagen zu erwarten. Dafür braucht es Platz. Die Stadt Leipzig tut gut daran auf Verhandlungslösungen zu setzen und dabei die Vielfalt der Szene zu respektieren.