LVB – „Wir wollen keine Neonazis auf unserem Fest“

Eigentlich soll der jährliche LVB-Familientag eine fröhliche Party für Kinder und Familien sein. Der städtische Verkehrsdienstleister lud Groß und Klein am 19. September 2010 auf den Sportplatz „Neue Linie“, um mit buntem Rahmenprogramm über sein Angebot zu informieren. Leider war nicht allen Besuchern nach Feiern zu Mute. Der Grund: Unter den Sicherheitskräften befanden sich zwei bekannte Neonazis.

von Patrick Limbach, Leipziger Internetzeitung, 21.10.2010

Der Wurzener Michael W. (36) fiel im Zusammenhang mit dem Überfall auf Spieler und Fans des Roten Stern Leipzig im Oktober vergangenen Jahres in Brandis auf. Sein Leipziger Kollege Tommy H. (25) gehört zum engsten Umfeld des hiesigen JN-Stützpunkts in der Odermannstraße 8. „Als ich die beiden sah, beschlich mich sofort ein mulmiges Gefühl“, berichtet eine 53-jährige Besucherin, die nicht namentlich genannt werden möchte. „Wir sind kurz darauf gegangen. Nach Feiern war uns nicht mehr zumute.“

Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben zeigt man sich ob der Neonazi-Präsenz überrascht. „Die Position der LVB gegenüber Extremismus ist klar“, erklärt Pressesprecher Reinhard Bose. „Wir wollen keine Neonazis auf unserem Fest.“ Allerdings seien die LVB nicht in der Lage, das Personal der beauftragten Sicherheitsfirma zu überprüfen. Ohnehin habe seine Firma die Zwenkauer Veranstaltungsagentur Anni Bieber mit der Durchführung der Verkehrsparty beauftragt. Hätte Bohse vor Ort von der Neonazi-Präsenz erfahren, hätte er nach eigenen Worten sofort durchgegriffen.

Da er jedoch erst fünf Tage später von dem politischen Hintergrund der beiden Security-Mitarbeiter erfuhr, konnte er nur noch im Nachgang der Veranstaltungsagentur mitteilen, dass sich der Vorfall keines Falls wiederholen dürfe.

In Zwenkau möchte man sich nicht zu dem Vorgang äußern. Trotz mehrfacher Nachfrage, wen wiederum sie mit dem Sicherheitsdienst für die LVB-Veranstaltung beauftragt habe, bekommt L-IZ.de wochenlang keine Erklärung. Auch nicht auf die Frage, warum sich unter den Sicherheitskräften gewaltaffine Neonazis befanden. Auf telefonische Nachfrage teilt man uns eine Mitarbeiterin der Veranstaltungsfirma schon Anfang Oktober mit, Frau Bieber sei bis zum Ende der Herbstferien im Urlaub.

Doch auch nach Schulbeginn lässt sie mehrere E-Mail-Anfragen seitens unserer Redaktion weiterhin unbeantwortet.

Erst eine Ratsanfrage von Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke) gibt Aufschluss. Das Dezernat für Stadtentwicklung und Bau teilt in seiner Antwort vom 20. Oktober, welche L-IZ.de vorliegt, mit, dass die Agentur Bieber die Lützschener Firma „A&S LAVAL Sicherheit + Dienstleistung GmbH“ mit der Absicherung des Events beauftragt hatte. Bei der Veranstaltungsagentur ist man sich offenbar der politischen Tragweite des Ereignisses bewusst geworden. Denn Anni Bieber hat den LVB zwischenzeitlich auf direktem Wege schriftlich versichtert, mit der Firma „Laval“ eine Auswertung des Vorgangs vornehmen zu wollen, um bei künftigen Veranstaltungen die Sicherheit zu haben, dass sich unter den Sicherheitskräften keine Neonazis befinden.

Und was sagt „Laval“ zu den braunen Kameraden in seinen Security-Reihen? Gar nichts. Geschäftsführer Gerhard Straßenburg und seine Mitarbeiter hüllen sich gegenüber L-IZ.de in Schweigen. Fragen zu dem Vorfall blieben ebenso unbeantwortet wie die Frage, inwieweit sich nun personelle Konsequenzen im Beschäftigungsverhältnis der beiden Mitarbeiter für die Sicherheit, Ruhe und Ordnung auf Veranstaltungen ergeben.

Es ist also mit Datum von heute nicht auszuschließen, dass die Kunden des einstigen Generalmajors, der bis zur Wende die Leipziger Volkspolizei befehligte, weiterhin damit rechnen dürfen, dass ihre Events von braunen Kameraden abgesichert werden.

Immerhin steht auf der Firmenseite des Sicherheitsanbieters und Hotelbetreibers Laval in großen Lettern geschrieben: „Sicherheit gibt Vertrauen. Jahrelang passiert nichts. Alles hat seine Ordnung. Alles geht seinen Gang. Eine Garantie dass es immer so bleibt, gibt es jedoch nicht.“

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