Jugendarbeit in Zeiten von Corona – mit Frederik Schwieger vom Stadtjugendring Leipzig

In der 10. Folge der »linXXnet-talXX« habe ich mit Frederik Schwieger vom Stadtjugendring Leipzig gesprochen. Im Mittelpunkt des Gespräches stehen die Situation von Kindern und Jugendlichen und von Träger der Jugendhilfe.

Der Stadtjugendring ist als Dachverband von Jugendverbänden, -vereinen und Initiativen Lobbyist für die Belange von Kindern und Jugendlichen und ihren Selbstorganisationsstrukturen. Die Mitarbeiter*innen versuchen in diesen Zeiten mit allen betroffenen Akteur*innen in der Kinder- und Jugendarbeit in Kontakt zu bleiben und dabei zu helfen, Angebote trotz der Einschränkungen aufrecht zu erhalten. So gibt es digitale Jugendclubs, digitale Gruppenstunden, Challenges zum Beispiel von den Pfadfindern oder aber Telefonsprechstunden. Alle Akteure versuchen das Beste aus der Situation zu machen, aber die Einschränkungen sind einschneidend und auch digitale Angebote haben ihre Grenzen.

Der Stadtjugendring hat bereits Ende März eine Stellungnahme veröffentlicht, in der auf verschiedene Schwerpunkte der Kinder- und Jugendpolitik in Corona-Zeiten hingewiesen wird:  https://www.stadtjugendring-leipzig.de/startseite/news/stellungnahme-corona-03302020/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=a5c5bfa11be7a133ac1b751c6f88a27c

Einen besonderen Fokus legt Frederik Schwieger im Gespräch auf soziale Verwerfungen, die sich durch die Corona-Krise verstärken. Die Hartz-4-Regelsätze reichen gerade jetzt für die Versorgung einer Familie, von Kindern und Jugendlichen, die jetzt zu Hause bleiben müssen, nicht aus. Für die Ärmsten der Armen ist in der Konzeption und Umsetzung der Hilfsprogramme am wenigsten passiert. Hieraus ergibt sich der politische Auftrag in Krisenzeiten wie derzeit, aber auch generell, stärker für die Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, zu kämpfen.

Auch wenn die Situation der sozialen Infrastruktur inklusive der Kinder- und Jugendhilfelandschaft in der aktuellen Situation recht stabil ist, stehen mittelfristig Kämpfe an. Vor allem nach der Corona-Krise sind Verteilungskämpfe zu erwarten, um die Finanzierungslücken die durch ausbleibende Steuereinnahmen aufgerissen wurden, wieder zu schließen.

Frederik Schwieger geht in diesem Kontext davon aus, „dass in der ganzen Bundesrepublik die sozialen Verwerfungen durch die Folgen von Corona verstärken werden“ und teilt an dieser Stelle die Einschätzung von Prof. Klaus Dörre (Professor Soziologie/ Universität Jena, Link: https://jacobin.de/artikel/klaus-dorre-corona-krise-chance/?fbclid=IwAR0eGPRw6CYxMdEBTys17DFoM9aXIx2_jKopmJM0RhRe9murpw5zg2v6r8o/ ). Wenn nicht die gesellschaftliche Solidarität gestärkt wird und es nicht zu einer stärkeren Einkommensumverteilung kommt, dann wird der von Armut bedrohte Teil der Gesellschaft noch größer, als dieser eh schon ist.

Es bleibt der Wunsch, dass es für ökonomisch benachteiligte Familien endlich einen stabilen Corona-Hilfsbonus gibt und individuelle Hilfen auf den Weg kommen. Ein Beispiel hierfür wäre eine Kindergrundsicherung.

Das ausführliche Gespräch mit Frederik kann hier nachgeschaut werden: https://youtu.be/M0aRtgst4QM

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