Am 8. Mai 2010 jährte sich in diesem Jahr der 65. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus. Auch in Leipzig wurde diesem herausragenden Ereignis, dem militärisch erzwungenen Ende einer 12 Jahre dauernden Vernichtungsherrschaft, die Millionen Menschen das Leben kostete, verschiedentlich gedacht
Auch in Leipzig wurden Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma, KommunistInnen, SozialistInnen SozialdemokratInnen und andere zu „Volksschädlingen“ und „Untermenschen“ Erklärte von „normalen“ Menschen verraten, wurden verfolgt, deportiert und zu Arbeit gezwungen, jüdisches Eigentum wurde „arisiert“. Leipzig war eine der wenigen Städte, in denen während des Nationalsozialismus so genannte Kindertötungseinrichtungen vorhanden waren, in denen behinderte Kinder ermordet wurden.
„Der 8. Mai hat den Ostdeutschen nicht die Freiheit gebracht“, so der CDU Mdb Feist in einem unsäglichen Artikel in der LVZ vom 6.5.2010. Und er hat ungewollt recht: keineswegs verschwanden antisemitische, rassistische, antiziganistische oder autoritär orientierte Denkweisen. Sie blieben Bodensatz in den westlichen wie östlichen Besatzungszonen. Im Gegensatz zum Westen konnten TrägerInnen des NS-Systems nicht in führende Positionen in Politik oder Wirtschaft kommen.
Thomas Feist allerdings wollte, wie auch Ex-SPD-MdB Gunter Weissgerber („Gemeinsam mit Feinden von Freiheit und Demokratie gegen andere Feinde von Freiheit und Demokratie streiten? Das ist Neues aus der Anstalt“, gemeint sind der Bund der Antifaschisten und die DKP, die zu den Aufrufenden für das Gedenken an die Befreiung vom NS und gegen das Nazizentrum in der Odermannstrasse aufgerufen hatten) der Totalitarismustheorie das Wort reden, die zum Schluss kommt, dass Nationalsozialismus und Kommunismus gleichzusetzen seien. Genau wie die darauf basierende, auf politische Bewegungen angewendete Extremismusthese, untersucht die Totalitarismustheorie Formen und Strukturen politischer Systeme, aber nicht Inhalte und Ziele und muss damit als unwissenschaftlich klassifiziert werden. Eine vereinheitlichte Jugendorganisation, die auf die Überwindung des Kapitalismus oder für internationale Solidarität eingeschworen wird, ist eben nicht dasselbe wie eine, die auf Hass und Verfolgung von JüdInnen oder Anders Denkenden gepolt wird.
„In der DDR gab es eben keine Holocaust“, brachte es der Historiker Wolfgang Wippermann im Rahmen der von der LINKEN Sachsen veranstalteten Konferenz auf den Punkt (siehe auch: Vorabdruck aus: Wolfgang Wippermann: Dämonisierung durch Vergleich: DDR und Drittes Reich. Rotbuch Verlag, Berlin 2009. 160 Seiten, 9,90 Euro in der Jungle world 10/ 2009).
Den Tag der Befreiung würdig zu begehen, bedeutet eben nicht automatisch die DDR zu verherrlichen. Wer die kritikable Ära des real existierenden Sozialismus DDR explizit am 8. Mai, vor allem aber grundsätzlich mit dem System der systematischen Ermordung von Menschen gleich macht, macht sich des Geschichtsrevisionismus und der Verharmlosung des Nationalsozialismus schuldig und ist kaum besser als die neuen und alten Nazis, die sich am 8. Mai 2010 nicht zu doof waren, sich vor dem Nazizentrum in Leipzig-Lindenau zu postieren und Parolen zu skandieren.
Ein Gedanke zu „„In der DDR gab es eben keinen Holocaust!““