Knapp eine Woche bevor Nazis in Leipzig am 16.10. ihre geschichtsrevisionistische und menschenverachtende Ideologie mit vier Demonstrationen auf die Straße tragen wollten, wurde im ein Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Todesmärsche 1945 in der Kamenzer Straße 10 im Leipziger Nordosten zerstört
Pressemitteilung, 2.11.2010
Die unbekannten Täter entfernten Wegezeichen und Gedenktafel, die auf das an dieser Stelle gelegene größte der 8 Leipziger Außenlager des KZ-Buchenwald hinwiesen und brachten zwei Zeichen mit der Bezeichnung „ Buchenwald“ und „Stalingrad“ und der entsprechenden Kilometerangabe an. Zudem wurde Teer über die Befestigungen der Tafeln gegossen.
Bereits Ende August 2010 wurde das im Rahmen des diesjährigen Gedenkmarsches zur Erinnerung an die Todesmärsche 1945 in Leipzig errichtete Wegezeichen samt Gedenktafel entfernt und durch ein Panzerstraßenschild ersetzt.
„Ich verurteile die wiederholte Entwürdigung des Gedenkortes in der Kamenzer Straße. Wegezeichen samt Gedenktafel waren kaum wieder errichtet, schon vergriffen sich unbekannte Täter wiederum daran. Dass es sich hier um eine neonazistisch motivierte Tat handelt, liegt nah. Ich erinnere zum wiederholten Mal daran, dass der Besitzer des Geländes Kamenzer Straße 10, auf dem zwischen 1944 und 1945 über 5000 Frauen für die HASAG Panzerfäuste herstellen und Granaten abfüllen mussten und auf dem 800 KZ-Häftlinge untergebracht waren, enge Kontakte ins Neonazimilieu pflegt. In der Vergangenheit fanden in der ehemaligen Werkhalle auf dem Gelände Rechtsrockkonzerte statt.“
Die beim Bund der Antifaschisten angesiedelte Gruppe Gedenkmarsch will den Gedenkort im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus der Amadeu-Antonio-Stiftung wiedererrichten.
Bereits am 9.11.2010 ruft die Gruppe zum stadtweiten Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht auf. An den Stolpersteinen zu Ehren der im Nationalsozialismus Ermordeten werden am 9.11.2010 zwischen 18.00 und 18.30 Uhr Mahnwachen abgehalten.
„Ich wünsche mir, dass es gelingt auch in der Kamenzer Straße ein dauerhaftes und würdiges Gedenken an die über 17.000 ZwangsarbeiterInnen, die im Nationalismus in Leipzig ausgebeutet wurden, zu schaffen. Polizei bzw. Staatsanwaltschaft fordere ich auf ihre Ermittlungen wegen des neuerlichen Zerstörungsaktes zu intensivieren, damit es nicht wieder zu einer ergebnislosen Einstellung kommt.“