Der 8. April ist der Internationale Tag der Roma. Mit dem 1990 vom Welt-Roma-Kongress ins Leben gerufenen Aktionstag soll auf die Situation der Roma aufmerksam und ihre Bürger*innenrechte stark gemacht werden. Mit Beschluss des Stadtrates auf Initiative von Linksfraktion und der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen vom 19. Januar 22 wird von nun an an diesem Tag die Roma-Fahne am Neuen Rathaus gehisst. Meine Rede:
Die Geschichte der Rom*nja und Sinti*ze ist die Geschichte von Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung, die ihren traurigen Höhepunkt im nationalsozialistischen Genozid fand. Auch hier in Leipzig.
Auch heute noch sind Angehörige der Minderheit in Europa von krasser Diskriminierung betroffen. Die Armut der Rom*nja und Sinti*ze ist auch Ergebnis der verfestigten Ausgrenzungsmechanismen.
Ich will kurz zu dem von Katharina Krefft gesagten hinzufügen, dass gerade die Corona-Krise für Roma aufgrund der krassen Armut, dem Ausschluss aus ordentlicher gesundheitlicher Versorgung und Wegfall von informellen Einnahmequellen besonders bedrohlich war und ist. Roma-Siedlungen in der Slowakei, Ungarn, Rumänien oder Bulgarien wurden im vergangenen Jahr von der Polizei abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt. Konzertierte Hilfsmaßnahmen und soziale Unterstützung dagegen: Fehlanzeige. Auch viele Leipziger*innen engagieren sich für die Belange Europas größter Minderheit und versuchen das Elend zu lindern.
Rom*nja und Sinti*ze leben aber auch unter uns, in dieser Stadt. Nicht unbedingt sichtbar. Und trotzdem nährt sich das Vorurteil aus den unreflektierten Erzählungen über diese Minderheit und führt auch zu Diskriminierung und Ausschluss.
Das Hissen der Romafahne ist ein deutliches Zeichen, dass die Situation dieser Menschen ernst genommen und Antiromaismus eine klare Absage erteilt wird. Wir freuen uns, dass die Verwaltung und auch die SPD ihre Meinung geändert haben und diesen Schritt mitgehen. Noch vor drei Jahren waren wir mit unserem Anliegen gescheitert.
Ich möchte zum Ende aber noch darauf hinweisen: Rom*nja und Sinti*ze allein als deklassierte und diskriminierte Menschen darzustellen, wird der Vielfalt ihrer Lebensrealitäten nicht gerecht. In Tschechien bspw. konnte ich erleben, wie Angehörige der Romaminderheit erfolgreich als Juristen oder Wissenschaftler*innen wirkten, einzelne schaffen es aus den scheinbar vorgeprägten Wegen von Marginalisierung und Ausgrenzung auszubrechen und werden für ihre communities wichtige Vorbilder. Auch diese Wege sollten wir im Blick behalten wenn es um die Sichtbarmachung Förderung der auch hier lebenden Rom*nja und Sinti*ze geht.