Endlich Konsequenzen aus aggressiven Ausfällen und diskriminierendem Verhalten bei Fahrausweiskontrollen ziehen

Mein Statement zu dem aktuellen Gewaltvorfall bei einer Fahrausweiskontrolle in Leipzig und den Debatten um Konsequenzen:

Der gewalttätige Ausfall des Kontrolleurs, der durch aufmerksame Journalisten dokumentiert wurde, ist erschreckend.  Noch erschreckender ist allerdings die diskriminierende Haltung des Angestellten eines städtischen Beteiligungsunternehmens.
Ich habe mich in den vergangenen Jahren wiederholt mit der LVB über das Problem diskriminierender Kontrollen in den Straßenbahnen und Bussen auseinandergesetzt. 

Zuletzt im Mai 2019 als mir ein Vorfall zugetragen wurde, bei dem Kontrolleure aggressiv und rassistisch aufgetreten sind. Am 28. Mai 2019 seien demnach zwei Migranten von einem Kontrolleur angeschrien, körperlich bedrängt und mit dem Spruch „Geht zurück in euer Land, euch braucht hier keiner“ beschimpft worden.

In Antworten auf meine Stadtratsanfragen (Antwort auf Stadtratsanfrage aus dem Juni 2019: https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1013563 und Antwort auf Nachfrage aus September 2019: https://ratsinfo.leipzig.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1013563) wiegelte die LVB das Problem aggressiven und diskriminierenden Verhaltens durch Kontrolleur*innen eher ab. Die erlebte Realität zahlreicher Betroffener ist eine andere. Das Dokumentationsprojekt chronikle.org veröffentlichte mehrere Erfahrungsberichte: https://www.chronikle.org/dossier/diskriminierung-fahrkartenkontrollen-lvb, auch an mich wendeten sich immer wieder Betroffene.

Auffällig ist, dass die LVB offensichtlich nicht über ein qualifiziertes Beschwerdemanagement verfügt, mit dem sich Betroffene mit ihren Anliegen ernst genommen fühlen.
Zudem lassen die Schulungen der Mitarbeiter*innen insbesondere zur Erlangung interkultureller Kompetenzen zu wünschen übrig. Eine freiwillige Schulung, wie sie in der Antwort auf meine letzte Anfrage angeführt wird, reicht nicht aus! Es braucht regelmäßige, verpflichtende interkulturelle Fortbildungen. Vorbildhaft geht hier der Eigenbetrieb Stadtreinigung voran.

Fremdsprachenkenntnisse sollten in einer Migrationsgesellschaft, wie sie in Leipzig Realität ist, ein größeres Gewicht bekommen. In einem Kontrolleur*innenteam sollte mindestens eine Person über Fremdsprachenkenntnisse verfügen.

Ein stressiger Job und manchmal angespannte Kontrollsituationen entschuldigen keine Kompetenzüberschreitungen und kein diskriminierendes Verhalten!
Es müssen endlich tiefgreifende strukturelle Veränderungen auf den Tisch.
Gerade Sicherheitspersonal hat in seiner herausgehobenen machtvollen Position eine besondere Verantwortung im Umgang mit Menschen. Darum gehören sie durch ihre Auftraggeber besonders geschult, kontrolliert und auch psychologisch begleitet.

PM 19. Juli 2020

Bildquelle: leipzig.de

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