Die verschwiegenen Toten – Einladung zum offenen Treffen des Initiativkreises Antirassismus

… am Dienstag, 11.1.2011, 20 Uhr im linXXnet, Bornaische Str. 3d, Leipzig …

Kamal K. wurde in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober 2010 in Leipzig erstochen. Zumindest einer der Täter war langjähriger Aktivist der Neonaziszene. Es ist davon auszugehen,dass die Tat ohne ein rassistisches Feindbild nicht passiert wäre.

Kamal wäre der 6. Mensch, der in Leipzig von Rechten ermordet wurde. Nur ein einziger dieser Morde wird jedoch offiziell von der Bundesregierung gezählt. Seit 1990 gab es bundesweit 150 Todesopfer rechter Gewalt. Offiziell sind es nur 47. Wie kommt es, dass der Hintergrund so vieler Morde verschwiegen wird – auch in Leipzig?
Das Problem liegt meist bei jenen Institutionen, die die Fälle bearbeiten, also Polizei und Justiz. Zwar wurde 2001 das Erfassungssystem reformiert – bis dahin zählten nur Morde, bei denen ein so genanntes extremistisches, also verfassungsfeindliches Tatmotiv eine Rolle spielte, die Zahlen in der Statistik schnellten jedoch auch nicht in die Höhe, als von nun an rassistische, sozialdarwinistische, antisemitische etc. Motive einbezogen wurden. Warum aber?

Wenn die Beamten oder Richter, die zu aller erst mit den Fällen betraut sind diese Morde und deren Motive nicht explizit als Taten einordnen, die einen gruppenbezogen menschenfeindlichen Hintergrund haben, also rassistisch, antisemitisch, sozialdarwinistisch oder homophob motiviert sind, dann tauchen sie in dieser Statistik nicht auf. Dabei kann es sein, dass alle Informationen auf eine solche Tat eindeutig hinweisen und bekannt sind, dennoch die Motive und Einstellungen der Täter verdrängt werden. So auch in den Fällen von Bernd Grigol (ermordet 1994),, Achmed Bachir (ermordet 1996), Klaus R. (ermordet 1994), Nuno Lourenco (ermordet 1998) und Karl-Keinz Teichmann (ermordet 2008), alle fünf wurden Opfer von Nazis in Leipzig.

Der Initiativkreis will die benannten Fälle aufarbeiten, wieder ins Gedächtnis rufen und die menschenverachtenden Motive der Taten – Rassismus, Sozialdarwinismus und Homophobie – herausarbeiten und gesellschaftlich einordnen. Ziel ist zu diesen Themen eine Broschüre zu erstellen und eine Veranstaltungsreihe zu organisieren.

Wer Interesse hat mitzuarbeiten kann zu den offenen Treffen des Initiativkreises kommen.
Ihr könnt euch bei Interesse auch unter initiativkreis@safemail.net melden.

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