Die NPD in Leipzig – Reaktivierung auf Messers Schneide

Nachdem es etwa ein Jahr lang auffallend ruhig um die Leipziger NPD war, macht sie sich derzeit verstärkt bemerkbar. Mit den Themen Moscheebau und Asyl versucht sie, an stadtpolitisch heftig diskutierte Themen anzudocken. Es geht auch für den lokalen Ableger der Nazipartei um die eigene Existenz. Ein Jahresrückblick samt kleinem Update.

Phase der Lethargie

Nach einem Verjüngungs- und Aktivitätsschub ab 2007 fiel die NPD Leipzig samt ihren Anhängseln aus dem Spektrum des „Freien Netz“ Ende des Jahres 2011 in eine Phase der Lethargie. Die bundespolitischen Auseinandersetzungen um das Konzept der „seriösen Radikalität“ und sich in diesem Kontext vollziehende Personalveränderungen an Bundes- und Landesspitze zeitigten auch in der lokalen Partei ihre Wirkungen. Die Folge waren Differenzen zwischen Partei-Establishment und jungen, aus dem „Freien“ Umfeld stammenden Akteuren, die ein eher instrumentelles Verhältnis zur Partei pflegten und mit dem „Freien Netz“ den Aufbau „einer NS-Ersatzorganisation“ vorantrieben. (1) Protagonisten, die der NPD Leipzig seit 2007/08 wieder Leben eingehaucht hatten, wie der ehemalige Landesvorsitzende der JN Sachsen Tommy N., kehrten der Partei den Rücken zu. Andere gingen in der Hooligan-Szene auf und entfernten sich vom politischen Kerngeschäft. (2)fahnelangestrasseklein

Zum Jahreswechsel 2011/2012 wurde der Versuch, in der Langen Straße im Zentrum-Ost einen zur Lindenauer Odermannstraße alternativen Treffpunkt zu schaffen, durch antifaschistische Intervention vereitelt. (3) Anschließend wurde es endgültig still um die Szene. Das „Nationale Zentrum“ in der Odermannstraße wartete 2012 nur mit wenigen Veranstaltungen auf, sonstige öffentlichkeitswirksame Aktionen gab es nicht. (4)

Auf Brandstifter-Tour

Erst mit der bundesweiten, so genannten „Deutschland-Fahrt“ wagte die NPD im August 2012 in Leipzig wieder einen öffentlichkeitswirksamen Aufschlag. Die Kundgebung in der Goethestraße, bei der allerlei Prominenz aus der Bundes- und Landespartei auffuhr, war Ausdruck des Zustands der lokalen Nazipartei. Es fanden sich lediglich um die 30 GesinnungsgenossInnen ein, die zum Großteil von außerhalb herangekarrt waren. (5)

Im November wiederholte sich dieses Schauspiel. Im Rahmen einer sachsenweiten Tour „Einmal Sachsen und zurück – Asylmissbrauch & Islamisierung stoppen” machte eine Handvoll Funktionäre der NPD Sachsen Station an der Al-Rahman-Moschee in der Roscherstraße und an der geplanten Unterkunft für Asylsuchende in der Pittlerstraße. Ziel dieser „Brandstifter-Tour“ war die Zuspitzung kontrovers geführter lokaler Debatten, einerseits um den Imam der Al-Rahman-Gemeinde, einen Protagonisten der ultrakonservativen islamischen Strömung des Salafismus, andererseits um den auch von AnwohnerInnen erbittert bekämpften Plan der Stadt Leipzig, im Stadtteil Wahren 37 Asylsuchende wohnen zu lassen.
Wie im August traf die klägliche Präsentation der Nazis auf Protest, zudem griffen Ordnungsamt und Polizei diesmal hart durch, was zu Handgreiflichkeiten und in Wahren zum vorzeitigen Abbruch der Kundgebung führte. (6) Ein Schulterschluss mit den Wahrener AnwohnerInnen gelang nicht.

„Prinzenschläger“ drängt nach vorn

Die nicht nur in der Stadt Leipzig schwelende Debatte um die Unterbringung von Asylsuchenden ließ die NPD in den Folgemonaten Fahrt aufnehmen. Auch erschien ein hartgesottener Nazi wieder auf der Bildfläche: Im Jahr 2012 wurde Alexander K. aus der Haft entlassen, die er unter anderem wegen eines Übergriffs auf den Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel 2003 in der JVA Torgau absaß. (7) Seinerzeit als Regionalverantwortlicher des querfront-orientierten „Kampfbund deutscher Sozialisten“ (KDS) fungierend, war er auch während der Strafhaft in seiner Mission unterwegs, bezog Propagandamaterial z.B. über die inzwischen verbotene „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG), schrieb Texte für die Gefangenenzeitung (8) und war als Mitglied der Gefangenenmitverantwortung aktiv.ak-ds

Aus dem Gefängnis entlassen sammelte der Mitt-Dreißiger KameradInnen um sich und stampfte die Kameradschaft Möckern aus dem Boden, die relativ schnell in der NPD bzw. deren Nachwuchsorganisation JN aufging.

K. kann inzwischen als Reanimateur der Leipziger Nazipartei bezeichnet werden, der einige Fäden zieht und von seinem Kumpel, dem jetzigen NPD-Multifunktionär aus Nordsachsen, Maik Scheffler, gezielt aufgebaut wird. (9) Das Band zwischen K. und Scheffler dürfte mindestens der mutmaßliche NSU-Unterstützer Thomas Gerlach sein. Dieser war ebenso wie K. Aktivpart des 2008 aufgelösten KDS.  Scheffler baute mit Gerlach das „Freie Netz“ auf und gilt noch heute als Bindglied zwischen parteifernen Nazis und NPD.

Reaktivierung der Strukturen

Im Jahr 2013 stand auch für die Leipziger NPD der Bundestagswahlkampf auf der Tagesordnung. Als Direktkandidaten wurde im Leipziger Nordwahlkreis der Stadtrat Klaus Ufer aufgestellt, der im Stadtrat durch das Ablesen von NPD-Propaganda und wirre Zwischenkommentare auffällt, im Süden bewarb sich der unscheinbare Matthias Koch.

Zum Auftakt des Bundestagswahlkampfes wurde vom NPD-Bundesvorstand ein „sozialer Aktionstag“ am 23.3.2013 ausgerufen, der u.a. für die Teilnahme an IMG_0756bundesweiten Anti-GEZ-Aktionen genutzt werden sollte. In Leipzig tauchte eine kleine Gruppe von NPD-lern, darunter neben Scheffler und K. auch JN-Sachsen-Chef Paul Rzehaczek (Eilenburg) bei der Kundgebung am mdr-Gelände auf. Die Nazis wurden durch die VeranstalterInnen von der verschwörungstheoretischen und ansonsten rechtsoffenen „Partei der Vernunft“ allerdings ausgeschlossen. (10)

Jenseits solcher eher kläglichen Interventionsversuche lief zu dieser Zeit im Hintergrund der Strukturaufbau auf vollen Touren. Im Sommer 2013 schien die Integration von K. und seinem Häuflein in die Parteistrukturen komplett vollzogen. Eigene Aktionen, wie z.B. die Huldigung des NS-Verbrechers Erich Priebke am Völkerschlachtdenkmal, ein „JN-Kreativtag“ sowie die Teilnahme an diversen Aufmärschen dürfen seit Juni auch auf der JN-Leipzig-Facebook-Seite verfolgt werden. Auffällig oft wird dabei Alexander K. ins Bild gesetzt, ob am Fronttransparent posierend, als Redner bei Aufmärschen, beim Tag der Offenen Tür im Sächsischen Landtag oder mit Partei-Oberen.
Im September ging auch die NPD Leipzig mit einem Facebook-Auftritt ans Netz, was ebenfalls auf das Konto von K. gehen dürfte.

Im 20scheffler-doebeln13-er Bundestagswahlkampf schien Leipzig für die regionale NPD (noch) keine Priorität zu haben. Außer der obligatorischen Plakatierung, der Bestückung von Briefkästen sowie zwei plakativer Aktionen im öffentlichen Raum – eine Kundgebung an der Al-Rahman-Moschee im August, zu der 80 % TeilnehmerInnen von außerhalb angefahren wurden, und einer weiteren Station der „Deutschland-Fahrt“ im September, die aufgrund von Protesten nicht an ihrem angemeldeten Ort stattfinden konnte – wagte sich die Partei nicht aus der Deckung. Das Dreier-Gespann Scheffler, Rzehaczek und Alexander K. zog es vor, Veranstaltungen der LINKEN in Döbeln und Eilenburg zu stören und unterstützte die NPD-Wahlkampftour in Bayern.

Die Gestaltung des politischen Alltages für das eigene Fußvolk dagegen gewann ganzjährig an Fahrt: Im Jahr 2013 intensivierte sich der Veranstaltungsbetrieb in der Odermannstraße 8. Mittlerweile finden monatlich Vortrags- bzw. „Kultur“-Veranstaltungen hinterm Blechzaun statt. Seit Jahresbeginn waren dies u.a. ein mäßig besuchter Vortrag von Holger Apfel im Sommer, ein massiv besuchter Vortrag eines Ex-SS-Opas im September und „nationale Liederabende“, beispielsweise mit dem Nazibarden Frank Rennicke und auch Ex-Landser Sänger-Michael „Lunikoff“ Regener. Zuletzt fand hier am 14.12.2013 die Jahreshauptversammlung der JN Sachsen statt.

Anknüpfen an niedere Instinkte

In den letzten drei Monaten des Jahres hatten die Nazis spürbaren Auftrieb. Mit dem geplanten Moscheebau in der Georg-Schumann-Straße in Leipzig-Gohlis und der Unterbringung von Asylsuchenden bieten sich den Nazis zwei Themen, die in der gesamten Stadtgesellschaft für kontroverse Debatten sorgen. In den xenophoben Ressentiments aus der selbst ernannten gesellschaftlichen Mitte finden die Nazis ideale Anknüpfungspunkte für ihr rassistisches Weltbild. Auf der Basis ihrer reaktivierten Strukturen verausgaben sie sich derzeit sowohl mit Aufmärschen im öffentlichen Raum als auch mit personeller Präsenz bei Veranstaltungen.

gohlis-nov13-npdGanz geht ihr Plan sich an die Spitze der xenophoben Erhebungen zu stellen jedoch nicht auf: Die bürgerlichen MoscheekritikerInnen, von denen Einige der NPD in Aggressivität und Absurdität der Ablehnung des Islams in Nichts nachstehen, hielten sich von der NPD-Kundgebung „Schöner leben ohne Moscheen“ am 2.11. in Gohlis überwiegend fern. (11)

In Leipzig-Schönefeld schlossen sich hingegen einige AnwohnerInnen der von der NPD Sachsen veranstalteten Kundgebung gegen die Nutzung der leer stehenden Fechner-Schule als Notunterkunft für Asylsuchende am 18.11. an. (12) Hier kann die NPD auf Mitglieder und SympathisantInnen in der Elternschaft der Astrid-Lindgren-Grundschule, die sich direkt neben der inzwischen bezogenen Asyl-Notunterkunft befindet, zurückgreifen. Auch die Abgrenzungs-Bemühungen anderer „besorgter AnwohnerInnen“ sind dürftig. Die NPD sei eben die einzige Partei, die sich für ihre Belange einsetzen würde, äußerte Elke T., eine der AdministratorInnen der (inzwischen nicht-öffentlichen) Facebook-Gruppe „Kein Asylheim in Leipzig-Schönefeld“, gegenüber Stern TV. (13)

Solche Statements geben der Nazipartei Auftrieb und so legte sie in Schönefeld schnell nach. Eine Informationsveranstaltung der Stadt Leipzig am 25.11. flankierte die NPD mit einer Mahnwache unter dem Motto „Bürgerwille bricht Asyl Lobby“ vor dem Veranstaltungsraum, zeitgleich marschierten die „besorgten AnwohnerInnen“ mit Fackeln auf. schoenefeld2511Bei der Veranstaltung selbst standen sich einige BürgerInnen und die etwa 30 NPD-AnhängerInnen in aggressiver Stimmungsmache gegen Asylsuchende und den referierenden Sozialbürgermeister in Nichts nach. (14)

Am 7.12. folgte die von der NPD Sachsen und einer ominösen Elterninitiative veranstaltete Demonstration „Kinderschutz statt Asylrecht“, die an der Asylunterkunft vorbeiziehen sollte. (15) Ihre letzte erfolgreiche Demonstration hatten die Nazis, noch unter der Ägide von Tommy N. und Istvan R., im Oktober 2008 veranstaltet. Aufmarschiert wurde seinerzeit ebenfalls in Schönefeld, 200 AnhängerInnen demonstrierten ohne Hindernisse durch den Leipziger Nordosten. (16) Im Dezember 2013 waren es nicht einmal 100. Die Klientel reichte kaum über den harten Kern der organisierten NPD-/JN-Anhängerschaft hinaus. Mit einer Blockade verhinderten zirka 500 Menschen, dass der Tross vor der Asyl-Notunterkunft seine rassistische Propaganda ablassen konnte. (17)

Die Wirkung der NPD-Propaganda ist nicht zu unter-, aber auch nicht zu überschätzen. Schönefeld zeigt, dass es gelingen kann, niedere Stammtisch-Instinkte gegen vermeintlich Fremdes zu bedienen und zu verstärken.

Anders als in Schönefeld scheint in Gohlis dagegen die Tabuisierung des offenen Sympathisierens mit organisierten Nazis zu wirken. Der bürgerlichen, aggressiv vorgetragenen Ablehnung des Islam wäre die Beteiligung der NPD eher hinderlich. Als legitime FürsprecherInnen der „Bewahrung des Abendlandes“ dürften hier eher CDU und Alternative für Deutschland (AfD) gelten.

Dennoch störte sich CDU-Mitglied und Burschenschafter Sebastian Schermaul nicht an der Präsenz organisierter Nazis bei einem der zwei misslungenen Versuche, eine BürgerInneninitiative gegen den Moscheebau zu gründen. (18)

Statt im real life organisiert sich der diffuse islamfeindliche und rassistische Mob rein virtuell in der Facebook-BürgerInneninitiative „Gohlis sagt nein“, ganz offensichtlich unter Mitwirkung von Nazis. Die Stimmungsmache in den Kommentarspalten mündete am 14. November in einer gezielten Schändung des Ortes, an dem die Ahmadiyya-Gemeinde ihre Moschee errichten will. (19) Die NPD distanzierte sich auf den Fuß folgend von diesem Angriff und lenkte den Verdacht subtil auf eine „Islam-Lobby“, die daraus Kapital schlagen würde. (20)

Ob in Gohlis oder Schönefeld: Neben Alexander K. tritt aktuell auch Enrico Böhm, ehemaliger Macher der rechten Lok-Fangruppe Blue Caps und NPD-Stadtratskandidat 2009, wieder regelmäßig in Erscheinung. Und auch Landespartei-Vize Maik Scheffler läßt kaum eine Gelegenheit dem Hyperaktivismus seiner GesinnungsgenossInnen in Leipzig beizuwohnen, meldet Versammlungen an und mimt den Ansprechpartner für die Medien. In Pressemitteilungen nennt er sich mittlerweile „Wahlkampfleiter für die Messestadt. Sein Mandat als Stadtrat in Delitzsch nimmt er dagegen eher geräuschlos wahr.

Auf Messers Schneide

Es ist zu konstatieren, dass die NPD in Leipzig nach einer Phase der Bedeutungslosigkeit intensiv daran arbeitet, sich als politische Kraft wieder in Stellung zu bringen. Schließlich geht es im kommenden Jahr nicht nur um den Wiedereinzug in den Leipziger Stadtrat, sondern vor allem in den Sächsischen Landtag. Daran dürfte auch die Fortexistenz des „Nationalen Zentrums“ in der Odermannstraße hängen, das bis zu dessen Tod im Dezember 2011 aus den Bezügen des Landtagsabgeordneten Winfried Petzold finanziert wurde.

Weiter sinkende Zustimmungswertefür die NPD, auch bei der vergangenen Bundestagswahl (in Leipzig verlor die NPD mit 0,8 % fast 2000 Stimmen, in Sachsen waren es 0,7 % bzw. 13 175 Stimmen (21)) stellen keine günstige Ausgangsbasis dar. Auch ein möglicher Wahlantritt der „Alternative für Deutschland“ und ein Rechtskurs der CDU vor allem bei sensiblen Themen wie Asyl kann der NPD das Wasser abgraben. Bei den Bundestagswahlen punktete die nationalchauvinistische und europafeindliche AfD vor allem dort, wo die NPD stark war. (22) Mit der CDU geht die NPD zum Beispiel in der Frage der sofortigen Abschiebung nicht-asylberechtigter und „krimineller“ Menschen d´accord. (23)

Die „Verbürgerlichung des rechten Randes“ (24) à la AfD, Sarrazin & Co. spricht in diesem Sinne eher für eine weitere Marginalisierung der NPD. Nichts desto trotz nehmen die Ostbundesländer weiterhin eine Sonderstellung ein. Hier sitzt die NPD in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern in der jeweils 2. Legislatur im Landtag und ist in anderenmehr oder weniger knapp am Einzug (Sachsen-Anhalt 2011: 4.6 % und Thüringen 2009: 4.3 %) vorbeigeschrammt.

Es bleibt das Ziel die bekennenden und organisierten Neonazis weiter zu marginalisieren und zu bekämpfen. Die Zeichen dafür stehen gut. Und auch der derzeitige Hyperaktivismus kann schlussendlich nichtüber die fundamentalen Probleme der Nazi-Partei hinwegtäuschen: eine ausgedünnten Personaldecke, eine desaströse Finanzsituation und ein erneut drohendes Parteiverbots-Verfahren.

Auf dem Weg zu einer emanzipatorischen Gesellschaft wäre das Verschwinden der NPD nur ein winziger Schritt. Menschenrechtliche Standards, soziale und Freiheitsrechte zu verteidigen und zu erkämpfen bleibt eine nicht zu unterschätzende Alltags-Herausforderung.

Nachtrag (21.12.13)

Am 17.12.2013 verkündete der langjährige Vorsitzende der NPD Leipzig, Helmut Hermann, nicht wieder für dieses Amt zu kandidieren. Kaum verwunderlich ist die Ankündigung, dass ihm Maik Scheffler als Vorsitzender folgen soll. Der stellvertretende NPD-Sachsen-Landes-Vize Scheffler fungiert als Feuerlöscher überall dort, wo kein geeignetes Personal am Start ist und wo er seine Einflusssphäre maximieren kann. Schon nach dem Rücktritt des kompletten Kreisvorstandes der NPD im Landkreis Leipzig im März 2012  wurde Scheffler umgehend zum „kommissarischen Kreisbeauftragten“. Erst nach mehr als anderthalb Jahren ging das Amt des ordentlichen Kreisvorsitzenden im Dezember 2013 an den Scheffler-treuen Geithainer NPD-Stadtrat Manuel Tripp über.
Es steht zu vermuten, dass der Vorsitz der NPD Leipzig nur ein kleines, weiteres Mosaiksteinchen auf dem Karrierepfad eines Maik Scheffler ist. Vielmehr ist zu fragen:
Bringt der gezwungene Rücktritt von Holger Apfel von allen Ämtern am 19.12. dem anpassungsfähigen Multifunktionär Scheffler noch mehr in die Offensive? Hat er sogar maßgeblich daran mitgewirkt, wie der „Bremer Schattenbericht“ am 19.12. berichtet (hier klicken)? Verfolgt Scheffler gemeinsam mit Udo Pastörs, NPD-Fraktions-Chef in Mecklenburg-Vorpommern und Anwärter auf die Parteivorsitz-Nachfolge,  Übernahme und Umbau der NPD samt Begraben des Apfelschen Konzeptes der „seriösen Radikalität“?
Maik Scheffler kommenierte bereits im Juli 2013 auf eine Artikel auf dem „Deutsche Stimme“-Blog „DS-Aktuell“: „Auch eine Partei wie die NPD muß es aushalten können, auch mal den Trainer in manchem Verein auszuwechseln“. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Das gilt auch für den honorigen Besuch, den die Scheffler-gesteuerte NPD Leipzig einen Tag vor dem Apfel-Rücktritt empfing. Am 17.12. war der von Holger Apfel 2011 gestürzte, ehemalige NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt in Leipzig zu Gast.

Fußnoten:

(1) Antifaschistischer Newsflyer GAMMA, 24.2.2012: Sachsen: “Interne Differenzen” zwischen NPD und “Freies Netz” eskalieren, http://gamma.noblogs.org/archives/885

(2) Chronikle-Broschüre „Leipziger Zustände“, Dezember 2012: “Leipziger Tradition” Neonazis in der Fanszene des 1. FC Lok Leipzig,  https://jule.linxxnet.de/index.php/2013/04/leipziger-tradition-neonazis-in-der-fanszene-des-1-fc-lok-leipzig/

(3) Ladenschluss-Bündnis Januar/ Februar 2012: Neonazis nutzen Wohnhaus in der Langen Straße in Leipzig als neuen Anlaufpunkt,  http://ladenschluss.blogsport.eu/2012/01/10/neonazis-aus-dem-spektrum-freie-kraefte-junge-nationaldemokraten-nutzen-wohnhaus-in-der-langen-strasse-in-leipzig-als-neuen-anlaufpunkt/ & Aufruf des Ladenschlussbündnisses „Im Osten nichts Neues. Gegen Nazis und rechte Alltagskultur“ http://ladenschluss.blogsport.eu/2012/02/15/im-osten-nichts-neues-gegen-nazis-und-rechte-alltagskultur/

(4) Chronikle-Broschüre „Leipziger Zustände“, Dezember 2012: „Hinterm eisernen Vorhand“ Zum Stand der Dinge in der Odermannstraße 8, http://www.chronikle.org/files/chronik.LE%20-%20Leipziger%20Zust%C3%A4nde%202012%20-%20%28Web%29.pdf

(5) Antifaschistischer Newsflyer GAMMA, 8.8.2012: Das letzte Aufgebot? NPD-Kundgebung in Leipzig fand keine Resonanz,  http://gamma.noblogs.org/archives/1129

(6) Antifaschistischer Newsflyer GAMMA, 6.11.2012: NPD-Schläger auf “Brandstifter-Fahrt” durch Sachsen,  http://gamma.noblogs.org/archives/1263

(7) Hohe Haftstrafen für „Prinzen“-Schläger, Rheinzeitung, 22.12.2003 http://linksunten.indymedia.org/de/node/94330

(8) z.B. „Das Sparkochbuch“ und „Das Osterfest“ in: Aufschluss 2/2011, Zeitschrift der freien Straffälligenhilfe Sachsen

(9) linksuntenindymedia, 23.10.2013: Leipziger Anti-Moschee-Protest – Unheilige Allianzen zwischen organisierten Neonazis, konservativen Politikern und Bürgern, http://linksunten.indymedia.org/de/node/97971

(10) jule.linxxnet.de, 25.3.2013: Jämmerlicher Interventionsversuch am 23.3. verweist auf schlechten Zustand der NPD in Leipzig,  https://jule.linxxnet.de/index.php/2013/03/jammerlicher-interventionsversuch-am-23-3-verweist-auf-schlechten-zustand-der-npd-in-leipzig/

(11) Stadtmagazin Kreuzer, 3.11.2013: Gegen Kleingarten im Kopf,  http://kreuzer-leipzig.de/2013/11/03/gegen-kleingarten-im-kopf/

(12) 500 Menschen demonstrieren in Leipzig-Schönefeld gegen NPD und für Solidarität mit Flüchtlingen, Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz, 18.11.2013 http://leipzignimmtplatz.blogsport.de/2013/11/18/500-menschen-demonstrieren-in-leipzig-schoenefeld-gegen-npd-und-fuer-solidaritaet-mit-fluechtlingen/

(13) Stern TV vom 11.12.2013, ab Minute 41:00, http://rtl-now.rtl.de/stern-tv/thema-ua-mordfall-sabine-b.php?container_id=147191&player=1&season=0

(14) jule.linxxnet.de, 25.11.2013: Pogromartige Stimmung in Leipzig-Schönefeld,  https://jule.linxxnet.de/index.php/2013/11/pogrom-artige-stimmung-in-leipzig-schonefeld/

(15) lvz-online, 3.12.2013: Neonazis marschieren wieder in Leipzig-Schönefeld – Flüchtlinge beziehen Notunterkunft,  http://www.lvz-online.de/leipzig/citynews/rechtsextreme-wollen-wieder-in-leipzig-schoenefeld-marschieren-erste-fluechtlinge-beziehen-notunterkunft/r-citynews-a-217545.html

(16) Indymedia, 27.10.2008: Leipzig: Nach dem Naziaufmarsch am 25.10.2008,  http://de.indymedia.org/2008/10/230583.shtml

(17) Aktionsnetzwerk Leipzig nimmt Platz, 7.12.2013: Naziaufmarsch vor Asylunterkunft verhindert!/ Kritik am harten Vorgehen der Polizei/ Weitere rassistische Interventionen der NPD zu erwarten, http://leipzignimmtplatz.blogsport.de/2013/12/07/naziaufmarsch-vor-asylunterkunft-verhindert-kritik-am-harten-vorgehen-der-polizei-weitere-rassistische-interventionen-der-npd-zu-erwarten/

(18) Vice, 18.10.2013: Die Altgestrigen laufen Sturm gegen Leipziger Moscheebau, http://www.vice.com/de/read/die-altgestrigen-laufen-sturm-gegen-leipziger-moscheebau

(19) Chronikle.org, 14.11.2013: Blutige Schweineköpfe – Anschlag auf das Baugelände der geplanten Ahmadiyya Moschee, http://www.chronikle.org/ereignis/blutige-schweinek%C3%B6pfe-anschlag-baugel%C3%A4nde-geplanten-ahmadiyya-moschee & Kommentare auf der Facebook-Seite „Gohlis sagt nein“ im Vorfeld download als pdf

(20) Wortmeldung von Maik Scheffler auf seiner Facebook-Seite im Namen der NPD Leipzig am 15.11.2013

(21) Ergebnisse der Bundestagswahl beim Statistischen Landesamt Sachsen, http://www.statistik.sachsen.de/wahlen/bw/bw2013/BW2013.htm

(22) Bundestagswahl: NPD verliert – AfD stark in NPD-Hochburgen, http://www.endstation-rechts.de/news/kategorie/npd/artikel/bundestagswahl-npd-verliert-afd-stark-in-npd-hochburgen.html

(23) Sachsen Ministerpräsident Tillich räumt Fehler bei Asylbewerberunterbringung ein, dpa 9.11.2013, http://www.lvz-online.de/nachrichten/mitteldeutschland/sachsen-ministerpraesident-tillich-raeumt-fehler-bei-asylbewerberunterbringung-ein/r-mitteldeutschland-a-214302.html und Kein Winterabschiebestopp in Sachsen, Mitteilung SMI vom 11.11.2013, http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/188191

(24) publikative,org 12.12.2013: Die konformistische Rebellion, http://www.publikative.org/2013/12/12/die-konformistische-rebellion/

Bildnachwweise:

1. Ansicht Lange Straße 15, Januar 2012, Bild: Ladenschluss-Bündnis
2. Alexander K. (Mitte) mit Daniel S. (rechts), Bild: http://linksunten.indymedia.org
3. Nazis am Rande der Anti-GEZ-Demo in Leipzig, 23.3.13, Bild: privat
4. Maik Scheffler bei der Störaktion einer Veranstaltung mit Gregor Gysi am 28.8.13 in Döbeln, Bild: privat
5. NPD-Kundgebung am 2.11.13 in Gohlis: Bild: G.E.
6. Nazis bedrohen AntirassistInnen im Rahmen der Info-Veranstaltung der Stadt Leipzig am 25.11.13 in Schönefeld, Bild: Screenshot Stern TV

2 Gedanken zu „Die NPD in Leipzig – Reaktivierung auf Messers Schneide“

  1. Danke für den guten Überblick. EIn Fehler ist Dir aber unterlaufen: „Deutschlandfahrt“ und Demos in Roscher- und Pittlerstraße waren 2012, nicht 2013.

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