In seiner Sitzung am 19.9.2024 befasste sich der Leipziger Stadtrat mit der Petition der Gedenkstätte für Zwangsarbeit zum ehemaligen KZ-Außenlager Kamenzer Str. 10/ 12. Beschlossen wurden Änderungsanträge von Linke und CDU, mit der die Stadt nachdrücklich beauftragt wird ein Denkmalschutz-Gutachten zu erstellen, den Ankauf des Geländes weiter auf der Agenda zu behalten und die Arbeit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit auf stabile Beine zu stellen. Meine Rede:
Endlich befassen wir uns heute mit der Petition zum Umgang mit dem ehemaligen KZ-Außenlager in der Kamenzer Str. 10/12 in Leipzig.
1944 errichtet wurde es schnell zum größten Frauenaußenlager des KZ Buchenwald, hier waren etwa 5000 Frauen untergebracht, die bei der HASAG Munition und Granaten herstellen mussten.
Heute gehört der Komplex einem Neonazi, des öfteren fanden hier Rechtsrockkonzerte und Treffen von rechten Rockergruppen statt, auch eine extrem rechte Kampfsportgruppe nutzte den Ort als Trainingszentrum.
Seit vielen Jahren halten erinnerungspolitische Vereine und antifaschistische Initiativen das Gedenken an die Vergangenheit dieses Ortes wach und skandalisieren zurecht die heutige Eigentümerschaft und Nutzung. Auf unseren Antrag hin wurde 2022 vor dem Gebäude ein offizieller Gedenkort errichtet, der die schon 2009 vom VVN/ BdA ehrenamtlich installierte und immer wieder zerstörte Gedenkplakette ablöste.
Es bleibt aber ein zentrales Grundsatzproblem: Überlebende des Naziterrors und der Zwangsarbeit können den Ort ihrer Pein nicht besuchen, Erinnerungs- und Bildungsarbeit wird verhindert.
Vor über zwei Jahren reichte die Gedenkstätten für Zwangsarbeit die vorliegende Petition ein. Wertvolle Zeit ist seitdem verstrichen.
Das wichtige Anliegen den Gebäudekomplex in öffentliche Hände zu überführen scheitert an den vollkommen überzogenen finanziellen Forderungen des Eigentümers. Wir plädieren in unserem Änderungsantrag trotzdem dafür diese Option nicht gänzlich auszuschließen. Dem Ansinnen der CDU hier ein Vorkaufsrecht zu prüfen können wir gut und gerne zustimmen.
Das hängt auch damit zusammen, dass die Denkmaleigenschaft der Hausnummer 12 nicht abschließend bewertet wurde. Erst durch eine Kleine Landtagsanfrage konnten wir im Frühjahr in Erfahrung bringen, dass das Anfertigen eines Gutachtens, das auch eine bisher nicht erfolgte Begehung des Gebäudes einschließt, bei der Stadt liegt und bisher eben nicht umgesetzt wurde. Das muss aus unserer Sicht unverzüglich passieren und an den Kulturausschuss rückgebunden werden.
Einen großen Verdienst an der Aufarbeitung der Vergangenheit des KZ-Außenlagers in der Kamenzer Straße und des Verbrechens der Zwangsarbeit in der Stadt Leipzig hat die Gedenkstätte für Zwangsarbeit. Das anerkennt auch die Stadt. Wer die Gedenkstätte schon mal an ihrem Platz auf dem Gelände des Umweltforschungszentrum besucht hat, weiß unter welchen beengten Bedingungen sie ihre wichtige Arbeit verrichten muss. Wir wollen neue Raumoptionen für die Gedenkstätte nicht vom weiteren Vorgehen bezüglich der Kamenzer Str. abhängig machen, denn da gibt es keinen unmittelbaren Sachzusammenhang. Wir wollen räumliche Zukunftsoptionen für die Gedenkstätte verbindlicher machen.
Ich schließe mit einem Zitat der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano:
“Ihr seid nicht schuldig für das, was damals geschehen ist, aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts von dieser Geschichte wissen wollt.”
Wir bitten in diesem Sinne um Zustimmung zum Anliegen die Erinnerungsarbeit auf stabilere Beine zu stellen.