Am 15. Juli 2010 veranstaltete die „Initiative für ein weltoffenes Geithain“ mit tatkräftiger inhaltlicher und personeller Unterstützung aus Leipzig eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter dem Motto “Mut gegen Nazis”. Damit sollte sowohl über Grundzüge von Naziideologien als auch -strukturen sowie über neonazistische Aktivitäten in der Kleinstadt informiert werden. Seit Jahresbeginn häufen sich in der Kleinstadt Übergriffe gegen nicht-rechte Jugendliche. Trauriger Höhepunkt war die Gewaltattacke gegen einen Jugendlichen am 7. Mai auf dem Vorplatz der Geithainer Total-Tankstelle
Beitrag von Patrick Limbach auf http://npd-blog.info
Der 15-Jährige war zuvor auf einer neonazistischen Website “geoutet” worden. Der 19 Jahre alte Neonazi-Aktivist Albert R. aus Lunzenau soll seinem Gegenüber so heftig ins Gesicht geschlagen haben, dass der aufgrund einer Nebenhöhlenfraktur vorübergehend in Lebensgefahr schwebte. Sein Opfer wird ein Leben lang unter den Folgeschäden leiden. Der mutmaßliche Täter sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Die Chemnitzer Staatsanwaltschaft legt ihm schwere Körperverletzung zur Last.
Dass Geithain ein Problem mit Neonazis hat, war auch an dem Abend der Diskussionsveranstaltung offensichtlich. Während zwei Referenten den rund 80 Besuchern einen umfassenden Überblick über die Aktivitäten der regionalen Neonazi-Szene boten, belagerten 23 Neonazis die Veranstaltung. Schon weit vor Veranstaltungsbeginn postierten sie sich auf dem Parkplatz vor dem Bürgerhaus. Unter ihnen befanden sich mehrere Angehörige des militant auftretenden “Freien Netz Borna-Geithain” um den Geithainer Stadtrat Manuel Tripp. Der Jura-Student sitzt seit der Kommunalwahl – obwohl parteilos – für die NPD im städtischen Entscheidungsgremium. Die Veranstalter verwiesen außerdem vor Beginn ein junges Pärchen, dass sie der rechten Szene zuordneten, des Raumes. Bernd Uwe Hubmann, Herausgeber der rechtsgerichteten Satire-Zeitschrift “Der Buchheimer”, erhielt erst gar keinen Zutritt zum Bürgerhaus. Auf seiner Homepage beschwert sich Hubmann über seinen Ausschluss:
“Sie reden von Freiheit, Tolleranz, Frieden, Weltoffenheit, Antifaschismus und ähnlich abgedroschenen Parolen, um im gleichen Atemzug all dass was sie fordern, durch eigenes Verhalten über Bord zu schmeißen. (…) Pressevertreter oder Regionalpolitiker die nicht im Sinne einer Neo-Kommunistischen Weltordnung ,,funktionieren,, sich entsprechend ,,positionieren,, oder gar unabhängig bleiben wollen und im schlimmsten Fall sogar kritisch hinterfragen, werden zu Neo-Nazis erklärt und permanent mit Lügen und sonstigen Unterstellungen diffamiert. Eine neutrale Haltung wird nicht geduldet.”
Dass die politische Haltung des Bad Lausicker Publizisten offenbar keineswegs so neutral ist, wie er sie darstellt, zeigte sich, als er sich wie das junge Paar zu den übrigen Anhängern rechter Ideologien auf den Parkplatz gesellte, um Manuel Tripp wie einen alten Bekannten zu begrüßen.
Erst als die Neonazis nach fast zwei Stunden realisierten, dass man sie nicht länger beachtete, lösten sie die gespenstische Szenerie auf und verließen den Parkplatz. Seine Wirkung hatte ihr provokantes Auftreten nicht verfehlt. Aus Sicherheitsgründen hatten die Veranstalter vorsorglich die Eingangstür von innen verschlossen, um das gewaltsame Eindringen der Rechtsradikalen zu verhindern. Diese wollten von einer Provokation allerdings nichts wissen. “Die Geithainer Linken und Alt-Punks haben mit unserem Anführer von hier einen Nichtangriffspakt geschlossen”, erklärte ein Bornaer Neonazi. Wie dieser angebliche “Nichtangriffspakt” in Neonazi-Augen aussieht, wurde am 7. Mai an der Total-Tankstelle deutlich.