Pressemitteilung zu den Vorfällen am Samstag in Lindenau: NPD-Zentrum ist und bleibt Bedrohung für Menschen und muss geschlossen werden
Dass von Naziveranstaltungen und explizit dem NPD-Zentrum in der Odermannstraße 8 eine Bedrohung ausgeht, zeigte sich am vergangenen Wochenende ein weiteres Mal. In der Nacht vom 18. zum 19.8.2012 war die Odermannstraße 8 Ort einer lautstarken Feierlichkeit mit Lagerfeuer und Rechtsrock. Allein die Beschallung mit menschenverachtenden Klängen wie denen der Band „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ (eine Band die bereits 2010 in ihrem Lied „Dönerkiller“ die NSU-Morde besungen hat) wirkte bedrohlich.
Gegen 1 Uhr verließen einzelne Nazi-Party-Gäste zu allem Überfluss ihr Domizil und statteten einem in der Nachbarschaft stattfindenden Sommerfest des Kunstvereins D21 in seinen Räumlichkeiten in der Demmeringstraße Ecke Odermannstraße einen Besuch ab. Nachdem die Nazis verbale Bedrohungen („Scheiß Studenten!“, „linke Drecksäcke“, „linke Fotzen“) ausgestoßen hatten, riefen die VeranstalterInnen des Sommerfestes die Polizei. In der Zwischenzeit strömten immer mehr Nazis zum Ort des Geschehens, die Drohungen spitzten sich zu, es fielen antisemitische Sprüche. Dabei versuchten die Nazis ihre Gewaltandrohungen auch in die Praxis umzusetzen, indem sie Gäste des D21 mit Tritten zu attackieren versuchten. Dies wurde glücklicherweise von der Polizei unterbunden, die sich schließlich dazu durchringen konnte, die Nazis in die Odermannstraße zurückzudrängen. Hier eskalierte die Situation ein weiteres Mal: die Nazis schmissen u.a. Steine in Richtung von Polizei und Sommerfest-Gästen. Aufgrund dieser Vorfälle musste der Kunstverein das Sommerfest beenden und seine Gäste die Szenerie unter Angst verlassen.
(Ein AugenzeugInnenbericht findet sich hier)
Juliane Nagel, Stadträtin in Leipzig, zeigt sich aufgrund dieses erneuten Vorfalles entsetzt:
„Es kann und darf nicht sein, dass Veranstaltungen, die soziale und kulturelle Einrichtungen im Umfeld der Odermannstraße 8 ausrichten, abgebrochen werden müssen, weil die Bedrohung durch Nazis zu groß ist. Es darf nicht sein, dass es in einer Großstadt, die sich als weltoffen bezeichnet, Angstzonen gibt, in denen Menschen, die nicht ins Weltbild der Nazis passen, sich nicht bewegen können.
Nachdem die Stadt Leipzig sich nicht zum konsequenten Ahnden von Verstößen gegen bauordnungsrechtliche und gaststättenrechtliche Vorgaben im Nazizentrum durchringen konnte, muss zumindest dafür gesorgt werden, dass die Unversehrtheit von Menschen, die sich im Umfeld des Nazizentrums bewegen, gesichert wird.
Finales Ziel muss es allerdings bleiben, das Zentrum zu schließen.
Die Betreiber und Besucher der Odermannstraße 8 sind jederzeit bereit ihre menschenverachtende Ideologie gewaltvoll umzusetzen. Sie sind eine Bedrohung für ein solidarisches Zusammenleben und die demokratische Kultur. Und dies ist nicht nur ein Problem für die Nachbarschaft sondern für die gesamte Stadtgesellschaft.“
Juliane Nagel, 21.8.2012