Aus Sicht der Linksfraktion wäre die Weiterentwicklung aller Leipziger Kindertagesstätten zu Kinder- und Familienzentren überaus wünschenswert. Dazu fehlt es allerdings an Ressourcen. Eine Verbesserung der Betreuungssituation in allen Kindertageseinrichtungen ist nichts desto trotz vonnöten
Pressemitteilung, 11.4.2012
Zu der durch die Stadtverwaltung vorgelegten Bilanzierung des Modellprojektes „Weiterentwicklung von Leipziger Kitas zu Kinder- und Familienzentren – KiFaZ“ erklären Juliane Nagel und Rüdiger Ulrich:
Wir freuen uns über das erfolgreiche Anlaufen und die Etablierung von zehn Kindertagesstätten als Kinder- und Familienzentren und den Plan der Stadt, in den nächsten zwei Jahren weitere acht Kindertagesstätten in das Projekt aufzunehmen. Mit den Kinder- und Familienzentren wird dort angesetzt, wo die Grundsteine für die Entwicklung von Kindern gelegt werden: bei der frühkindlichen Bildung. KiFaz sind ein Bestandteil zur Herstellung von Chancengerechtigkeit für Kinder, deren Bildungsbiografien durch prekäre Lebenslagen gefährdet sind.
In den KifaZ wird Familienbildung zur Querschnittsaufgabe, d. h., dass Eltern in die Gestaltung der Angebote in der Kita einbezogen und explizite Angebote für die gesamte Familie entwickelt werden. Außerdem steht die sozialräumliche Vernetzung im Ortsteil im Mittelpunkt. Die MitarbeiterInnen der Kindertagesstätten bekommen dafür ein umfangreiches Angebot an Fortbildungen und Supervisionen sowie zusätzliche Zeitressourcen. In einigen Einrichtungen wurden zusätzlich Sprach- und KulturmittlerInnen eingesetzt, womit der Zugang zu Familien mit Migrationshintergrund erheblich verbessert werden konnte.
Die Bilanz des Projektes fällt auf ganzer Linie positiv aus. Die HTWK Leipzig, die die dreijährige Laufzeit wissenschaftlich begleitete, bescheinigt für die Arbeit in den KiFaz einen „erheblichen Qualitätssprung“.
Die Evaluation der HTWK bestätigt außerdem, dass der Einsatz von zusätzlichen Personal- und Sachkostenressourcen unabdingbare Grundlage der Weiterentwicklung von Kita zu KiFaz sind.
Aus Sicht der Linksfraktion wäre die Weiterentwicklung aller Leipziger Kindertagesstätten zu Kinder- und Familienzentren überaus wünschenswert. Dazu fehlt es allerdings an Ressourcen.
So unterstützenswert die Etablierung und Erweiterung des Modellprojektes KiFaZ ist, so wichtig ist es, dass an allen Kita-Standorten eine qualitativ hochwertige Betreuung der Kinder gewährleistet wird. Das große Engagement der ErzieherInnen wird allerdings durch die mangelnde finanzielle Ausstattung und eine prekäre Fachkraft-Kind-Relation (Betreuungsschlüssel) getrübt.
Vor diesem Hintergrund fordert die Linksfraktion ein weiteres Mal die Erhöhung der Kita-Pauschale, die vom Freistaat Sachsen pro Kind und Jahr an die Kommune ausgezahlt wird, und eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels. Dies sind auch die zentralen Forderung des Entwurfes zur Novellierung des Sächsischen Kindertagesstättengesetzes der Landtagsfraktion der LINKEN, der im November 2011 in den Sächsischen Landtag eingebracht wurde. Darin fordert die Linksfraktion unter anderem die Erhöhung der Kita-Pauschale von derzeit 1.875 Euro auf 2.025 Euro und eine Senkung des Betreuungsschlüssel für die 3- bis 6-jährigen von derzeit 1:13 auf 1:12.