Der Stadtrat hat in seiner Februar-Sitzung beschlossen das Modell-Projekt „Eigene Wohnung“ fortzuführen. Mit diesem, dem Housing-first-Ansatz folgenden Projekt konnten bisher 24 Menschen aus der Wohnungslosigkeit geholt werden. Housing first ist ein überzeugender, nachhaltiger Ansatz um Menschen eine Perspektive zu geben, wir sind überzeugt davon. Meine Rede:
2018 haben wir mit dem Beschluss des Fachplans Wohnungsnotfallhilfe den Startschuss für housing first in Leipzig gegeben, 2021 dann nach einer Strategiekonferenz und konzeptioneller Arbeit das Modellprojekt eigene Wohnung auf den Weg gebracht: Und heute liegt vor uns die Evaluation mit durchweg positiven Befunden. 24 Personen haben demnach ihre Wohnung bezogen und leben dort, es gab 10 Abbrüche, die soziale Betreuung durch den Träger Boot funktioniert und wird angenommen. Es gab und gibt Problemchen, die aber gelöst werden. Wichtig ist der Befund dass die ehemals Wohnungslosen eine hohe Wohnstabilität und perspektivisch deutlich bessere Lebenslagen erreichen als sie durch eine Notunterbringung zu noch höheren Kosten hätte gewährleistet werden können.
Als Linksfraktion stehen wir ohne wenn und aber zum Grundansatz von housing first: zuerst eine Wohnung und dann soziale Stabilisierung und die Wiedererlangung der Möglichkeit ein selbst bestimmtes Leben zu erlangen. Jetzt sehen wir auch schwarz auf weiss, dass das was in anderen Ländern und Städten schon funktioniert, auch bei uns gut angelaufen ist.
Zum Beispiel am Weg von Christian, der jüngst im Stadtmagazin Kreuzer über seine Erfahrung im housing first berichtete: 10 Jahre lebte der fast 40-jährige auf der Straße, nun ist er einer der Teilnehmer in einer eigenen Wohnung: „Die größte Angst war schon, dass ich das hier verkacke. Ich will hier wohnen bleiben, das Ding ist durch.« sagt er und allein das ist ein Riesenschritt. Denn oft sind es die Angst vor Einsamkeit, vor nicht zu erfüllenden Anforderungen und psychische oder Suchtprobleme, die den Zugang zur eigenen Wohnungen versperren oder zu Abbrüchen führen.
Mit weiteren 30 Wohnungen und der Ausweitung der sozialen Betreuung wollen wir ab 2025 an den Start gehen. Das ist grandios. Im Sozialausschuss haben wir auch intensiv besprochen warum wir damit erst zu Beginn des kommenden Jahres starten.
Und auch, dass es notwendig ist, dass auch genossenschaftliche und private Wohnungsmarktakteure neben der LWB Verantwortung übernehmen und sich mit Wohnungen beteiligen.
Wir beantragen mit der SPD eine Erweiterung des Eigene-Wohnung-Projektes über die mit der LWB geplanten hinaus um 15 per anno ab 2026 unter der Voraussetzung, dass Genossenschaften und Private verbindliche Zusagen über die Bereitstellung von Wohnungen treffen. Interesse bekunden diese Anbieter in vielen Bereichen an vielen Stellen vieles: Wenn es ernst wird, sind Zusagen dann leider oft nicht mehr so viel wert.
Insofern: Lassen sie uns die Schritte so gehen, dass sie auch wirklich zum Erfolg führen und weiteren Wohnungslosen Menschen ein neues Zuhause und eine neue Perspektive geben!