In vielen größeren Städten fragen sich Mieter*innen, wie lange sie sich die Mieten noch leisten können und wer von den steigenden Preisen profitiert. Eine Analyse der Eigentümerstruktur am Leipziger Immobilienmarkt zeigt: Große börsennotierte Unternehmen haben ihr Leipziger Portfolio in den letzten zehn Jahren fast vervierfacht und kontrollieren damit einen noch größeren Teil des Marktes als in Berlin.
Am 23. Juli wurden in Leipzig erste Rechercheergebnisse für die lokale Studie „Wem gehört die Stadt“ vorgestellt.
«Die größte Eigentümergruppe sind private Kapitalanleger, die selbst nicht in Leipzig wohnen. Mit etwa jeder zehnten Wohnung ist die städtische Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) die mit Abstand größte Eigentümerin. Durch den Zusammenschluss von Vonovia und Deutsche Wohnen entsteht gerade ein neuer Zweitplatzierter mit etwa halb so vielen Wohnungen und verdrängt die Wohnungsbau-Genossenschaft
Kontakt eG auf Platz drei», fasst Christoph Trautvetter, Autor der Studie und externer Leiter des RLS-Cities-Projektes «Wem gehört die Stadt?» der Rosa-Luxemburg-Stiftung, die aktuelle Recherche zusammen.
« Für Mieter*innen ist diese Entwicklung in Leipzig und andernorts ein schlechtes Zeichen. Denn die Geschäftsmodelle der Konzerne sind auf Gewinnmaximierung und nicht auf das Wohl der Mieter*innen aus-
gelegt. Was es in Leipzig und vielen anderen Städten bräuchte, sind mehr Wohnungen in öffentlicher Hand. Überfällig sind außerdem öffentlich einsehbare Immobilienregister. Es ist ein Skandal, dass die Besitzverhältnisse bei Immobilien der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Der Verschleierung von Eigentümerstrukturen und Steuerflucht werden so Tür und Tor geöffnet » , kommentiert Caren Lay, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag.
« In Leipzig wächst der Mietbelastungs-Druck insbesondere für Geringverdiener*innen, Alleinerziehende, Rentner*innen. Sozialleistungsbezieher*innen finden in der Stadt kaum noch bezahlbare Wohnungen. Wir brauchen im Bund eine neue Wohnungsgemeinnützigkeit um die gemeinwohlorientierten Wohnungsunternehmen als Garanten für die soziale Wohnraumversorgung strukturell zu stärken. Stadt und Land müssen schleunigst dafür sorgen, dass der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen Einhalt geboten wird und Mieter*innen stärker geschützt werden. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, müssen wir in der Stadt
wohl bald auch über eine bürgerschaftliche Initiative zur Enteignung der großen profitorientierten Player sprechen » , ergänzt Juliane Nagel, Mitglied des Sächsischen Landtags für DIE LINKE.
Das Projekt «Wem gehört die Stadt?» der Rosa-Luxemburg-Stiftung soll dazu beitragen, die Geschäftsmodelle und Praktiken der Wohnungsunternehmen aufzudecken und Mieter*innen und Initiativen bei der Suche nach ihrem Vermieter zu begleiten. Die Daten der Recherche sind unter www.wemgehörtdiestadt.de einsehbar. Nach Berlin wurden nun weitere deutsche Großstädte, darunter Leipzig, Hamburg und München, in die Recherchedatenbank aufgenommen.
Leipzig, 23. Juli 2021