Lesungen, Buchvorstellungen und Diskussionen im linXXnet & interim im Rahmen der Buchmesse vom 17. bis 20. März 2016
DONNERSTAG, 17. März
Landolf Scherzer: Der Rote. Macht und Ohnmacht des Regierens
Donnerstag, 17. März 2016, 18:00 Uhr
INTERIM, Demmeringstraße 32
Ein erhellender Blick hinter die Kulissen der Macht Thüringen sei das grüne Herz Deutschlands, jetzt solle es auch „das bunte Herz“ werden, sagte Bodo Ramelow, der im Dezember 2014 gewählte Ministerpräsident des Freistaats Thüringen, in seiner Regierungserklärung. Mit ihm ist erstmals ein Politiker der Linken Regierungschef, ein Umstand, der vor der Wahl für erregte, oft unsachliche Diskussionen sorgte.
Landolf Scherzer, seit dem „Ersten“ engagierter Beobachter der Entwicklung in Thüringen, verfolgt aus unmittelbarer Nähe Bodo Ramelows erste hundert Tage im Amt. Kann Rot-Rot-Grün die Stromtrassen noch verhindern? Was kann man für Asylbewerber und gegen Sügida tun? Welche Gestaltungsmöglichkeiten hat die Koalition, welche Grenzen setzt die knappe Mehrheit? In einem Kaleidoskop von Beobachtungen und Stimmen blättert Landolf Scherzer Grundfragen der Politik auf. Und nebenbei versucht er beharrlich herauszufinden, was er eigentlich für ein Mensch ist, dieser „Rote“.
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Tomasz Konicz,: Aufstieg und Zerfall des Deutschen Europa
Donnerstag, 17. März 2016, 18:00 Uhr
linXXnet, Bornaische Straße 3d
Der Ausbruch der Eurokrise markiert die Geburtsstunde des »Deutschen Europa«, in der die drückende ökonomische Überlegenheit der BRD in einen politischen Führungsanspruch umgewandelt wurde. Merkel und Schäuble bestimmten den Kurs der europäischen Krisenpolitik, die sich weitgehend an den Interessen der deutschen Exportindustrie ausrichtete. Im Buch soll die Durchsetzung dieser rücksichtslosen Politik Berlins, die Europa entlang der Verwertungsinteressen des deutschen Kapitals transformierte, ebenso beleuchtet werden wie die verheerenden sozioökonomischen Folgen dieses deutschen Dominanzstrebens in der Peripherie der Eurozone. Dieses Buch ist folglich zuallererst eine Generalabrechnung. Es ist eine Abrechnung mit einem verhängnisvollen Großmachtstreben der deutschen Funktionseliten aus Politik und Wirtschaft, das eine erstaunliche langfristige Konsistenz aufweist und auf ein altes Ziel hinarbeitet, an dessen Realisierung Deutschland bereits zwei Mal scheiterte: das Erreichen einer deutschen Hegemonie in Europa. Eine Kernthese des Buches lautet daher: Die deutschen Funktionseliten unternehmen einen dritten historischen Anlauf, um die Position einer europäischen Hegemonialmacht zu erringen – wobei dieser dritte Griff nach der Macht in Europa mit ökonomischen Mitteln und Methoden, als eine Art Wirtschaftskrieg, geführt wird.
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Murmeln, Mumbeln, Flüstertüte – Lexikon der Bewegungssprache
Donnerstag, 17. März 2016, 20:00 Uhr
INTERIM, Demmeringstraße 32
Von Abschaffen über FLTI* und Lauti bis Zusammenhang: Linke wollen nicht nur alles anders machen, sie reden auch anders. Das Lexikon der Bewegungssprache umfasst 150 Begriffe der außerparlamentarischen Linken. Manche sind für Außenstehende oder Neulinge völlig unverständlich, etliche werden anders verwendet, als man erwartet, oder sind zu abstrakt, um Leute auf die Straße zu bringen. 20 Autorinnen und Autoren bemühen sich um Aufklärung, teils sachlich, teils ironisch und immer kritisch-solidarisch. Das Buch ist ein Lexikon besonderer Art. Es versucht gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, unverbrüchliche Wahrheiten und immerwährende Weisheiten zu verkünden. Es ist höchst subjektiv und damit angreifbar.Trotzdem weiß man am Ende viel über das, was Linke in den vergangenen Jahrzehnten getan, gedacht und bewegt haben. Ein kurzweiliges Lesebuch für alle, die die linke Szene und ihre Sprache verstehen wollen.
https://www.facebook.com/events/868390343259004/
Reiner David: Wie ich den Krieg erlebte – Eine Geschichte in Briefen
Donnerstag, 17. März 2016, 20:00 Uhr
linXXnet, Bornaische Straße 3d
Heute ist der Krieg von 1999 in Deutschland weitgehend vergessen. Die Details und seine Vorgeschichte kann man bei Wikipedia („Kosovokrieg“) oder in zahllosen Büchern nachlesen. Reiner David schildert lediglich seine persönlichen Erfahrungen und seine vergeblichen Versuche, Einfluss auf den Irrsinn zu nehmen. Dieses Buch erschien im Juli 2015 und ist heute aktueller denn je. Deutschland erntet die Früchte vergangener Kriege in Form von Flüchtlingen und der Angst vor dem Terror. Als Antwort darauf fällt unseren Politikern nur ein altes und „bewährtes“ Mittel ein: Noch mehr Krieg!
https://www.facebook.com/events/1010942678978290/
FREITAG, 18. März
Robert Misik: Kaputtalismus
Freitag, 18. März 2016, 18:00 Uhr
INTERIM, Demmeringstraße 32
Robert Misik fasst die derzeitigen Debatten um die Krise des Kapitalismus zusammen und zeigt auf, welche Fragestellungen uns heute beschäftigen müssen. Seine zentrale These ist: Die Krise der Gesellschaftsform, in der wir heute leben, ist so umfassend, dass es nicht genügt, mit Umverteilung gegenzusteuern. Das gesamte System muss neu gedacht werden. Nicht erst seit dem griechischen Schuldenskandal stellen sich Ökonomen weltweit die Frage: Wie konnte der westliche Kapitalismus in eine so schwere Krise geraten? Die gegenwärtige Lage ist durch drei wesentliche Faktoren gekennzeichnet: Explodierende Verschuldung, niedrige Wachstumsraten und gravierender Anstieg von Ungleichheit. Diese Faktoren sind unmittelbar miteinander verbunden. Niedrige Wachstumsraten erschweren die Rückzahlung der Verbindlichkeiten. Die wachsenden Schulden führen zu mehr Ungleichheit, denn die Schulden der Einen sind die Vermögen der Anderen. Irgendwann kommt es zu immer massiveren Zahlungsausfällen und Insolvenzwellen. Ist die kapitalistische Weltordnung am Ende? Welche Alternativen gibt es? Robert Misik gibt erhellende Antworten auf diese Fragen.
„Robert Misiks „Kaputtalismus“ ist der Warnruf eines der innovativsten deutschsprachigen Intellektuellen. Die Botschaft: Wir müssen den europäischen Kapitalismus schnellstens stabilisieren, bevor er den nächsten Zusammenbruch heraufbeschwört, der katastrophale Auswirkungen auf Europa und die ganze Welt hätte.“ Yanis Varoufakis
https://www.facebook.com/events/247371982260668/
Kirsten Achtelik: Selbstbestimmte Norm. Feminismus, Pränataldiagnostik und Abtreibung
Freitag, 18. März 2016, 18:00 Uhr
linXXnet, Bornaische Straße 3d
Sollen Feministinnen jede Art von Abtreibung verteidigen? Können Entscheidungen überhaupt selbstbestimmt getroffen werden? Welche Art von Wissen entsteht durch pränatale Untersuchungen? Dienen sie der Vorsorge oder sind sie behindertenfeindlich?Kirsten Achtelik lotet in ihrem Buch das Spannungsfeld zwischen den emanzipatorischen und systemerhaltenden Potenzialen des feministischen Konzepts „Selbstbestimmung“ in Bezug auf Abtreibung aus. So mischt sie sich in die aktuellen feministischen Debatten um reproduktive Rechte ein, die mit den zunehmenden Aktivitäten und Demonstrationen von „Lebensschützern“ wieder aufgeflammt sind. Zugleich ist es ihr Anliegen, einer neuen Generation von Aktivistinnen und Aktivisten die Gemeinsamkeiten und Konflikte der Frauen- und Behindertenbewegung sowie die inhaltlichen Differenzen zwischen Frauen mit und ohne Behinderung verständlich zu machen.
Vor allem aber stellt sich Achtelik der dringend zu klärenden Frage, wie ein nicht selektives und nicht individualisiertes Konzept von Selbstbestimmung gedacht und umgesetzt werden kann.
https://www.facebook.com/events/1566023687049584/
Tom Strohschneider: Die Best of Leserbrief Show
Freitag, 18. März 2016, 20:00 Uhr
INTERIM, Demmeringstraße 32
Eine Zeitung schreibt Texte für Leser. Umgekehrt geht es aber auch. Dann schreiben die Leser zurück! Chefredakteur Tom Strohschneider holt aus Panzerschränken des Redaktionskellers die brisantesten Leserbriefe zu den drängendsten Fragen der Zeit: Wie steht Mick Jagger zur Großen Sozialistischen Oktoberrevolution (sympathie for the devil)? Wieviel ziviler Ungehorsam ist für eine Abokündigung notwendig? Ist Wigald Boning Einsteinversteher? Was macht so der Klassenfeind? Und die Außerirdischen? Buch oder Frühstücksbrettchen? Nach dieser Nacht werden Sie die Welt mit anderen Augen sehen. Und Ihre Lieblingszeitung auch…
https://www.facebook.com/events/662704353867269/
Heike Kleffner & Anna Spangenberg: Generation Hoyerswerda – Das Netzwerk militanter Neonazis in Brandenburg
Freitag, 18. März 2016, 20:00 Uhr
linXXnet, Bornaische Straße 3d
Brandanschläge, Morde und Überfälle – in den 1990er-Jahren verbreiteten rechte Gewalttäter Angst und Schrecken in Brandenburg. Ihr Vorbild: »Hoyerswerda« – die sächsische Stadt, aus der 1991 nach schweren Krawallen Flüchtlinge evakuiert worden waren.
Dieses Buch zeichnet nach, wie Brandenburger Neonazis sich radikalisierten, Untergrundzellen aufbauten und Anschläge begingen. Schließlich wird gezeigt, wie die »Generation Hoyerswerda« heute die Proteste gegen Flüchtlingsheime anfacht. Droht eine Welle rechter Gewalt, mit Pogromszenen wie vor 25 Jahren?
https://www.facebook.com/events/998876106824707/
SONNABEND, 19. März
AnouchK ibacka valiente: Vertrauen, kraft & widerstand. kurze texte und reden von audre lorde
Sonnabend, 19. März 2016, 18:00 Uhr
linXXnet, Bornaische Straße 3d
“es sind nicht die unterscheide, die uns hemmen, es ist das schweigen” (audre lorde). mit ihren gedichten, texten und reden wollte audre lorde das schweigen über rassismus_sexismus_klassismus in politischen aktivismus transformieren. sie wurde und ist noch immer eine der wichtigsten inspirationen für antirassistische frauenlesbenbewegungen. im deutschen kontext hat ihr aktivistisches und akademisches engagement in den 80er jahren zentral zu debatten um rassismus_antisemitismus innerhalb feministischer zusammenhänge beigetragen und Schwarze feministische stimmen sowie das bilden einer community bestärkt. noch bis heute wirkt ihr denken fort und verhelfen ihre w_orte zu: vertrauen, kraft & widerstand.
der band, herausgegeben von anouchK ibacka valiente, bietet mit elfkurzen, erstmals ins deutsche übersetzten texten und reden von audrelorde eine pointierte einführung in die ideen ihres politischen handelns. eindringlich formuliert audre lorde darin ihre noch immer aktuelle dominanzkritik sowie ansätze zu antidiskriminierendem aktivismus: von sprachlichen interventionen bis zur schaffung politischer bündnisse über differenzen hinweg.
https://www.facebook.com/events/1565762603747486/
Hans-Dieter Schütt: Besuchen Sie mich, bin im Himmel. Elf unmögliche Interviews
Sonnabend, 19. März 2016, 20:00 Uhr
INTERIM, Demmeringstraße 32
Stellen Sie sich vor, Sie wären zum Tee bei Richard Wagner, Charles Darwin oder Theodor Fontane eingeladen! Und statt Ihnen die Ehrfurcht die Sprache verschlägt, kommen Sie mit diesen Genies ins Gespräch und fragen sich vor in deren Leben, Nöte und Konflikte. Hans-Dieter Schütt hat dieses Fantasiespiel, eine Reise in Denkwelten gewagt. Acht Schriftsteller, einen Naturforscher, zwei Komponisten – elf große Geister des 18. und 19. Jahrhunderts besuchte er. Eines ist ihnen allen gemeinsam: Sie sind in ihrem Lebenswillen maßlos, sie leiden an ihrer Zeit, erkennen die Grenze jener Konventionen nicht an, die den Eigensinn und den Geist der Revolte erdrücken. Weil sie einen Anspruch haben, wissen sie um das Scheitern. Indem sie das Scheitern herausfordern, bleiben sie uns – über alle Zeiten hinweg – gegenwärtig.
https://www.facebook.com/events/1644449989140207/
Alexandre Froidevaux: Erinnerungskulturen und Geschichte der spanischen Arbeiterbewegung vom Bürgerkrieg bis zur Transición“ (1936-1982)
Sonnabend, 19. März 2015, 20:00 Uhr
linXXnet, Bornaische Straße 3d
Gegengeschichten oder Versöhnung? Soziale Revolution versus Konterrevolution, antifaschistischer Kampf, Unabhängigkeitskrieg – vielfältig waren die Geschichtsbilder, die sich die verschiedenen Strömungen der spanischen Arbeiterbewegung vom Bürgerkrieg (1936–1939) machten. Die Erinnerungen an die Ereignisse jener Jahre (libertäre Revolution, Kriegshandlungen, franquistische Repression) prägten das Selbstverständnis der anarchistischen, sozialistischen und kommunistischen AktivistInnen und ihrer Organisationen in den Jahrzehnten danach. Die innerlinken Kämpfe der Bürgerkriegszeit belasteten jedoch den Widerstand gegen die Franco-Diktatur (1939–1975). Alexandre Froidevaux legt nach jahrelanger Erforschung spanischer Quellen und Archive erstmals eine übergreifende Erinnerungsgeschichte der spanischen Arbeiterbewegung vor: ausgehend vom Bürgerkrieg über die Zeit des Franquismus bis hin zur „Transición“ (1975–1982), der Zeit des Übergangs zur Demokratie. Er analysiert geschichtspolitische Debatten, die linken Opfererinnerungen, wie die Linken durch Rückbezug auf die Vergangenheit politische Identitäten ausbildeten und wie sich diese wandelten. Seine These ist, dass die Arbeiterbewegung häufig „in Geschichte sprach“. Nach einem Generationenwechsel, während der zweiten Phase der Franco-Diktatur, hörte sie zwar gewissermaßen damit auf, aber letztlich konnte sie doch nicht von der Geschichte lassen. Das Buch ist auch eine politische Geschichte der spanischen Linken von 1936 bis 1982. Der Autor stellt die wichtigsten Diskussionen und Entwicklungen des Antifranquismus dar. Er beschreibt das Zustandekommen der politischen Kompromisse der „Transición“, ohne die das heutige Spanien nicht zu verstehen ist.