Pünktlich zum regulären Bezirksligaspiel der BSG Chemie Leipzig gegen den SV Taucha am Samstag, 24.8.13 haben Nazis im Leutzscher Alfred-Kunze-Sportpark unmissverständliche Botschaften hinterlassen. Vier Tage später tauchten außerdem Beschädigungen auf einem Spielfeld auf: darunter auch Hakenkreuze. Mit fragwürdigen Begründungen wurde zudem das Spiel zwischen BSG Chemie und Lok 2 abgesetzt
Von „Jude Chemie“ über Davidsterne auf den Vereins-Logos bis hin zu einem zum Schriftzug „NSU“ umgestalteten Vereinsemblem – die TäterInnen hinterließen am 24.8. eine deutliche Ansage an ihre „politischen GegnerInnen“. Bekanntermaßen sind zahlreiche Fans der BSG Chemie, u.a. die Ultragruppe Diablos, antirassistisch und antifaschistisch engagiert.
Es bedarf keiner Spekulation um die antisemitischen und neonazistischen Schriftzüge als Vorboten für das Derby zwischen der BSG und der U23-Mannschaft des 1. FC Lok Leipzig am 1.9. zu werten. Unter den Fans von Lok Leipzig werden auch organisierte und gewalttätige Nazis erwartet.
Anzumerken ist auch, dass im Nazizentrum in der Odermannstraße 8 am Vorabend des samstäglichen BSG-Spieles ein „Come in“ war, mutmaßlich aufgrund des Besuches des NPD-Vorsitzenden Holger Apfel und des stellvertretenden sächsischen Landesvorsitzenden Maik Scheffler in Leipzig.
Am 28.8. wurden bei einer Platzbegehung im Alfred-Kunze-Sportpark Beschädigungen im Rasen auf dem Hauptspielfeld entdeckt. Mit Unkrautvernichtungsmittel wurde unter anderem auch mindestens ein Hakenkreuz im Rasen markiert.
Der Hauptpächter das Alfred-Kunze-Sportparks, die SG Sachsen Leipzig, kommentierte die Vorfälle auf den Fuß folgend, und schießt vollkommen am Ziel vorbei. Denn zum politischen Hintergrund der Aktionen, die eindeutig als Drohung gegen die Fans der BSG Chemie zu werten sind, verliert SGL-Geschäftsführer Jamal Engel in der Leipziger Volkszeitung kein Wort. Stattdessen schlägt Engel die Installation von Videoüberwachung im Alfred-Kunze-Sportpark vor. Eine Maßnahme, die den Hintergrund der Zerstörungsaktionen vollkommen außer Acht lässt, ja an sich wiederum ein Politikum darstellen würde. Videoüberwachung kann nichts gegen menschenfeindliche Einstellungen ausrichten und schon gar keine Aktionen wie die des vergangenen Wochenendes verhindern. Vielmehr könnten Videokameras kurzerhand zur Überwachnung von Fußballfans umgenutzt werden.
Die Hoffnung, dass sich am historisch bedeutsamen 1. September (seit den 1950er bzw. 1960er Jahren ist der 1.9. Weltfriedenstag, erinnert wird damit an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Angriff der Wehrmacht auf Polen am 1.9.1939) keine Szenen wie am 3.8. in Babelsberg ereignen, hat sich inzwischen überdauert.
Das Spiel zwischen BSG und Lok wurde auf Initiative beider Vereine abgesetzt. Dass sich die BSG Chemie in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit dem 1. FC Lok zu Kampfbegriffen wie „Chaoten“, „Gewalttouristen“ und „Extremismus“ hinreissen lässt – vor allem angesichts der neonazistischen Schmähungen in ihrer Heimstätte in Leutzsch und angesichts des aktuell heftig diskutierten Naziproblems in der Fanschaft von Lok Leipzig – ist nur schleierhaft, sondern ein kleiner Affront.