Mücken und Elefanten – Print-LVZ schürt Stimmung

Ja, Marco Böhme und ich haben an einer Transparent-Aktion am Connewitzer Kreuz teilgenommen. Mit einer politischen Botschaft haben wir ein Zeichen in einem politischen Stadtteil gesetzt.

Frank Döring, Polizeireporter der LVZ, lässt die Gelegenheit nicht aus um zum wiederholten Mal Stimmung zu machen. Ich bin nach diversen Attacken, zuletzt wegen meiner Anmeldung einer Protestkundgebung gegen den Polizeiposten in der Wiedebachpassagen, inzwischen abgehärtet und lasse mich nicht irre machen.

Meine Eindrücke zum Geschehen zu Silvester am Connewitzer Kreuz habe ich hier niedergeschrieben.

Die von dem Journalisten gewählte Überschrift „Illegale Silvester-Demo: Linken-Abgeordnete an der Spitze Juliane Nagel und Marco Böhme marschieren mit vermummten Gewalttätern – warum?“ ist eine klare und unzutreffende Zuspitzung. Denn: 1. waren an der Spitze der Demo keine „vermummten Gewalttäter*innen“ und 2. habe ich mich zum Ende hin als Kommunikatorin und schließlich auch als Anmelderin angeboten, während Marco intensiv mit Behördenvertreter*innen kommuniziert hat. Beides sollte der Deeskalation dienen. Die Annahme einer Versammlungsanmeldung wurde von der Versammlungsbehörde abgelehnt, was sicher berechtigt war.

Der Polizeireporter, war in der Nacht selbst vor Ort, kannte jedoch nicht einmal die Strecke der Demonstration und saß dem von seiner Zeitung selbst in die Welt gesetzten Mythos auf, dass Scheiben des Polizeipostens durch Demoteilnehmer*innen zerstört worden wären. Dies war tatsächlich nicht der Fall. Auch die Demo führte dort nicht entlang.
Dass die Situation richtig eskalierte, als die Polizei eine Kette auf der Wolfgang-Heinze-Straße zog und auch auf mündliche Vermittlungsversuche nicht reagierte, wird außerdem ausgelassen.
Genau dies passt zu gut ins Kalkül der LVZ, die auf Teufel komm raus Probleme herbeistilisieren muss.

Ja, es gab am Connewitzer Kreuz Flaschenwürfe auf die Polizei. Dies verurteile ich klar und bestimmt. Aber: es gab auch Polizeigewalt. Diese schafft Frank Döring auszublenden. Denn diese passen scheinbar nicht ins Weltbild der verbliebenen LVZ-Print-Leser*innen.

Ja, ich werde mich Demonstrationen anschließen, die gegen gesellschaftliche Missstände anzugehen versuchen, oder diese anmelden. Egal ob sie zu Ostern, Weihnachten oder zu Himmelfahrt stattfinden. Demos, die mit Inhalten zu überzeugen versuchen. Ob das bei der Silvesterdemo so war, ist durchaus streitbar. Aus meiner Sicht war ihre Intention keine eskalative.

Von der LVZ Print wünsch ich mir für 2015, dass sie auch in Bezug auf Connewitz lernt, andere Perspektiven einzunehmen und dass sie endlich aufhört Probleme zu machen, wo keine oder kaum welche sind.

16 Gedanken zu „Mücken und Elefanten – Print-LVZ schürt Stimmung“

  1. Hallo,

    Ich würde in keinem Zug mitmarschieren, schon gar nicht an der Spitze und als Organisator, an dem auch Vermummte und Gewaltbereite/Gewaltätige teilnehmen. Ein politischer Stadtteil ist toll, fanatische/radikale Tendenzen müssen jedoch eigenverantwortlich! und ohne Polizei gelöst werden. Wenn die Connewitzer das nicht schaffen – aktuell der Fall- braucht es eben die Polizei. Oder als Alternative das autonome Gebiet – wer das will…

  2. Ich muss mich dem anschließen. Ich habe dich übrigens gewählt Juliane und find das ehrlich gesagt auch alles andere als schön wenn du dich nicht klar genug von den Idioten distanzierst die uns hier in Connewitz immer wieder ärger machen. Ich lebe jetzt seit 20 Jahren hier und immer wieder rückt eine neue Generation Krawallmacher nach. Ich bin es einfach nurnoch leid. Grüße!

  3. Hallo Dirk, Hallo Francis.
    ich weiss nicht ob ihr dabei wart.. es ging wohl anfangs um eine Transparent-Aktion, die am Kreuz ein Zeichen setzen wollte. Dann gab es eine Dynamik.
    Wie ich beobachten konnte – und ich erhebe keinen Anspruch darauf, die ganze Szenerie erfasst zu haben – war der Zug zumindest im vorderen Teil gewaltfrei. Vermummung gabs, Pyrotechnik auch (wie überall), ok. Was hinten passiert ist, habe ich nicht mitbekommen und erst viel später am Kreuz reale gewalttätige Angriffe auf die Polizei mitbekommen. Dazu habe ich was klares geschrieben.
    Die gesamte Spontandemonstration zur gewalttätigen Aktion zu machen, entbehrt m.e. der Realität.

  4. Jule schreibt: „Ja, Marco Böhme und ich haben an einer Transparent-Aktion am Connewitzer Kreuz teilgenommen. Mit einer politischen Botschaft haben wir ein Zeichen in einem politischen Stadtteil gesetzt.“

    – HAB VIELEN DANK DAFÜR! –

  5. Ach Frau Nagel, genauso wie Sie Veranstaltungen der IG Wiederitzsch dargestellt haben, die dazugehörige Infoveranstaltung, ist es Ihnen wohl nun auch ergangen…es gibt immer zwei Seiten…wenn Sie das Volk mit Ihren Anhängern sind, dann Prost Mahlzeit!!!!

  6. Schön wie gut sie bescheid wissen.
    Dieselbe LVZ (online) schreibt am 2.1.
    „Die Silvesternacht in Leipzig war schließlich überwiegend friedlich verlaufen. Eine Spontandemo in Connewitz sorgte am Kreuz kurzzeitig für Aufregung.“

  7. Wenn hier schon von einem Polizeireporter versucht wird dreckige Wäsche zu waschen, dann bitte richtig.

    Es war deeskalierend, dass die Route nicht am Polizeiposten vorbei ging. Wer auch immer für die Route verantwortlich war, das ist ein Umstand, welcher nirgends Beachtung fand.

    Das die Demo von den BeamtInnen blockiert wurde, erschien mir als unverhältnismäßige Provokation. Das Jule Nagel umgehend den Kontakt mit den BeamtInnen gesucht und durch ihr Eingreifen dazu beigetragen hat, dass die Blockadesituation nicht eskaliert, fand ebenfalls keine Beachtung.

    So wie es vereinzelt QuerulantInnen unter den DemonstrantInnen gab, so gab es auch QuerulantInnen unter den BeamtInnen.

    Das sich im Kessel ca. 30 BeamtInnen in eine Hofeinfahrt quetschten und auf einen, auf dem Boden liegenden, Mann eintraten und einschlugen scheint medial nicht existiert zu haben. Ein Fotograf der die Szene fotografieren wollte, wurde von einem Beamten gewaltsam abgedrängt.

    Mit dem folgenden agressiven Auftreten der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten hat sich die Einsatzleitung, in meinen Augen, endgültig disqualifiziert. Es gab mehrfach Situationen, in denen es DemonstrantInnen waren die deeskalierend eingeschritten sind. Teilweise haben diese selbst leichte bis schwere Verletzungen davon getragen.

    Ingesamt beurteile ich positiv, dass die BeamtInnen von ihren Sonderrechten aus der Errichtung des Kontrollbereiches scheinbar nicht sonderlich viel Gebrauch gemacht haben. Das Auftreten bei Demos (angemeldet oder nicht) könnte allerdings noch ein bisschen geübt werden. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der diffamierende Artikel der Einschätzung der Einsatzleitung entspricht.

    Die provokante Headline sowie der unsachgemäße Artikel sprechen für eine auflagengeile Feder auf BILD Niveau. Im schwierigen Print Umfeld eher eine Bankrotterklärung seitens der LVZ. Der Blick auf Anteilseigner und Auflagenentwicklung spricht für sich.

  8. Sehr geehrte Frau Nagel,
    Ihre Offenheit und Toleranz erkennt man bereits am Satz über die“verbliebenen LVZ-Leser“, Glückwunsch zur Stimmungsmache Ihrerseits.

    Jeder, der Silvester spontan in Connewitz demonstriert oder was man so nennt, weiß um die Provokation der Polizeikräfte und weiß, wie viele gewaltbereite, betrunkene und zugedröhnte Krawallos unter den Anwesenden sind! Welch eine Überraschung, wenn früher oder später die Situation eskaliert und wieder Menschen verletzt werden…

    Sie selbst arbeiten als Angestellte im Öffentlichen Dienst des Freistaates, genau wie ihre Polizeikollegen. Ihr monatliches Einkommen zahlt der Steuerzahler, wahrscheinlich genau „diese LVZ-Leser“, deren Eigentum in Connewitz mal wieder beschmiert oder zerstört wurde, oder die mit Kindern in einer Straßenbahn saßen, als Schneebälle mit Steinen gegen die Scheiben am Kreuz flogen und die Kinder anfingen zu weinen! Haben Sie so etwas schon einmal miterlebt? Ich ja!

    Es ist einfach, Polizei- und Staatsgewalt zu verachten und selbst im goldenen Käfig zu sitzen mit feinen Abgeodnetenbezügen, oder?

  9. Liebe Frau B.

    waren sie zu Silvester am Kreuz? Haben sie den Ablauf der Dinge gesehen? Haben Sie mitbekommen was ich getan habe?

    Ich vermute, dass sie zu all dem „Nein“ sagen werden.

    Spontane oder überhaupt Demonstrationen geniessen den Schutz des Grundgesetzes. Nicht jede Demonstration ist gewalttätig, es ist sogar die absolute Minderzahl. Bei den hunderten, die ich in den letzten über 10 Jahren zu verantworten hatte, waren es vielleicht 2, die eskalative Momente hatten.

    Zu Silvester am Kreuz habe ich keine Demo veranstaltet, auch das Mitlaufen wie von der LVZ hochgeschrieben, heisst nicht, dass ich Vermummung, Einatz von Pyrotechnik oder das vereinzelte Flaschenwerfen gut heisse. Im Gegenteil habe ich auch zu vermitteln versucht.

    Ich heisse es nicht gut, wenn Betrunkene PolizistInnen verletzten, genau wie ich es nicht gut heisse, dass PolizistInnen Menschen verletzten. So viel Zeit muss sein.

    Ich sitze seit 4 Monaten im Sächsischen Landtag, Ich bin keine Angestellte im Öffentlichen Dienst.

    Zu meiner Kritik an einigen Beiträgen in der PRint-LVZ stehe ich. Solche, die wie der Artikel von Herrn Döring, Dinge hochspielen und wenig Ausgewogenheit an den Tag legen, um Menschen, einer Partei oder einem Stadtteil zu schaden. Ich wurde in dieser Zeitung in den letzten Jahren immer wieder in LeserInnenbriefen massiv angegriffen. Die LVZ hat dies mutmasslich genüßlich veröffentlicht.
    Es ist wohltuend, dass viele Menschen sich ihre Meinung selbst bilden und dieser Linie nicht aufsitzen.

    Mein Verständnis einer Abgeordnetentätigkeit schliesst ein so oft wie möglich vor Ort zu und auch in schwierigen Momenten aufrecht und intervenierend dabei zu sein. Oder wäre es besser gewesen, wenn ich einfach nach Hause gegangen wäre und die Situation hinter mir gelassen hätte? Wäre ich dann nicht viel eher in den „goldenen Käfig“ (Was auch immer das meint) geflohen?

    Zur Schneeballschlacht: ich habe daran nicht teilgenommen, nicht in diesem und nicht in den letzten Jahren. Ich weiss nicht warum sie dies subtil mir zur Last legen.

  10. Hallo Frau Nagel,

    als Landtagsabgeordnete haben sie auf einen Eid geleistet. Für dessen Erfüllung und zur Wahrnehmung ihrer parlamentarischen Rechte und Pflichten erhalten sie ca. 8000 EUR + Reisekosten.
    Ich bin mir ziemlich sicher, daß Teil des Eides ist aktiv die Verfassung Sachsens/Deutschlands zu schützen. Dazu gehört doch nun aber gerade, das Gewaltmonopol des Staates einzufordern. Oder einfacher gesagt: Polizisten und andere Vollstreckungsbehörden sind die einzigen vom Staat – und damit auch von Ihnen – legitimierten Gewaltanwender.

    Ergo: Polizeibeamte dürfen/müssen Mitmenschen „verletzen“.
    Im übrigen ist das Verletzen die Folge der Gewaltanwendung die notwendig ist um Gesetzeseinhaltung durchzusetzen. Genau wegen der leider immer wieder auftretenden Gewalt bei Demonstrationen sind diese ja auch Genehmigungspflichtig – nur so hat die Polizei eine Chance Gewalt a) durch Präsenz zu vermeiden oder b) bei Auftreten zu stoppen.
    Sollten sie – so habe ich das unterschwellig wahrgenommen – eine unverhätnissmäßige Gewaltanwendung durch die Polizei beobachtet haben – machen sie einfach ein Video/Foto und schicken Sie es Herrn Merbitz mit der Forderung um Aufklärung, Stellungnahme und Entfernung des Beamten aus dem Dienstverhältnis.
    So würden sie auch etwas ändern!

    Sätze wie „auch das Mitlaufen heisst nicht, daß ich Vermummung, Steinewerfen etc. gut heisse“ sind unklug.
    Sie bedeuten nämlich nicht, daß sie diese Gewalt verurteilen, sondern nur daß sie nicht gut heissen.

    Distanzieren Sie sich bitte deutlich von Gewaltanwendung als Mittel der politischen Einflußnahme und rufen zur Gewaltfreiheit auf, so wie es auch PEGIDA schafft.

    Sonst besteht durchaus die Gefahr, daß ihr Verhalten nicht mit Pflichten einer Landtagsabgeordneten vereinbar ist.

    Und ganz ehrlich, ihr Äußerung, daß eine Demonstration zu einem derart emotionalisierenden Thema in der Silvesternacht mit vielen angetrunken Teilnehmern „deeskalierend“ wirken sollte, ist eine Schnapsidee. Das Plakat kam doch auch von Ihnen, oder?
    So etwas kann nur zu Gewalt führen – und das hat es ja auch.

    Also Politik ja, aber bitte mit der nötigen Gelassenheit und Gewaltfreiheit.

    Beste Grüsse,
    Dirk Neumann

  11. @ Dirk: Sie heißen es also explizit gut, wenn Polizisten Menschen verletzen? (Die Anführungszeichen bei diesem Wort können Sie sich übrigens sparen.)

    Demonstrationen sind in Deutschland glücklicherweise noch nicht „genehmigungspflichtig“. Sie müssen lediglich angemeldet werden. Es sei denn, es handelt sich um eine Spontandemonstration.

    Inwiefern können schließlich Transparente mit den Schriftzügen „Nationalismus raus aus den Köpfen“ und „Still fighting fortress Europe“ ihrer Meinung nach „nur zu Gewalt führen“?

  12. @Moi: Wie kommen sie denn darauf, daß ich das gut heisse????? Bitte lesen sie Richtig.
    Ich halte es für unverzichtbar, in einer Demokratie ein Gewaltmonopol zu haben (Exekutive) und das auch Durchzusetzen.
    Sonst ist es eine Anarchie und jeder verhaut den, der nicht seiner Meinung ist…
    Dieses Gewaltmonopol übt die Polizei aus. Wenn sie das falsch macht, muss sie dafür angeklagt werden. Also her mit den Videos/Bildern. Die Dienstaufsicht der Polizei wird das bearbeiten und Konsequenzen ziehen…

    Wie ich darauf komme, daß wenn sich in der Silvesternacht angetrunkenes Partyvolk sammelt und durch politische Botschaften emotionalisiert wird, Flaschen und Böller schmeißt? Vielleicht einfach, weil es logisch ist?

    Nationalismus ist ein schwieriger Begriff. Was ist die deutsche Nation? Was ist die deutsche Kultur? Oder ist die gesamte Menschheit eine Nation (united nation) – steht dann auf dem Plakat „Menschlichkeit raus aus den Köpfen“?
    Naja ich glaube ich weiß was gemeint sein sollte. „Solidarität mit den Ärmeren ist wichtiger als Fokussierung auf den eigenen Wohlstand“ – richtig? Ich mag diese Botschaft, und die ist deutlich weniger pauschal als der Text „Nationalismus…“. Meinten sie vielleicht Nationalsozialismus? … ach egal.

    „Still fighting fortress Europe“:
    Die Festung gibts doch gar nicht, sonst würden die Schiffe auf dem Burggraben Mittelmeer doch versenkt werden?. Ob es prinzipiell Grenzen geben sollt ist eine spannende Frage. Wenn alle Länder gleiche Werte (Gewaltfreiheit, Menschenwürde, Religionsfreiheit u.s.w.) praktizieren und akzeptieren – wäre ich für grenzenlose Freiheit…. Da ist die Welt aber noch nicht angekommen.
    Wir haben de facto wahnsinnige Wohlstandsunterschiede schon in der EU, noch deutlich massiver über die EU Grenzen hinaus. Die philosophische Frage/Forderung die hinter diesen Transparenten steht ist – meiner Meinung nach.
    „Wohlstand für Alle“. Find ich auch gut – ist jedoch meiner Meinung nach durch Migrationsbewegungen nicht lösbar. Dazu müssen in den „Wohlstandsarmen“ Gebieten Prozesse gestartet werden um Wohlstand zu erzeugen.
    Und das geht meines Erachtens nur, wenn dort die oben genannten Grundwerte,Menschenrechte etc. geachtet und praktiziert werden (Überschrift „politische Stabilität und freiheitliche Grundordnung“).
    Dafür würde ich auch gernen einen Soli von +10% Einkommenssteuer zahlen….

    Ja, jetzt bin ich abgedriftet –

    Kernaussage: Diese Plakate (alle rein) sind genauso naiv wie auch die PEGIDA Plakate (alle raus) – die Probleme lösen beide Ansätze nicht, es geht nur um „Einstellung“.

  13. Hallo,
    wenn ich es richtig verstanden habe, müsste man eine Demo anmelden, es sei denn es ist spontan, so dass die Anmeldung wegfallen kann. Richtig?

    Nur ist so eine Demo wirklich spontan, wenn schon im Vorfeld Plakate/Banner angefertigt wurden?

    Bzgl. der Polizeigewalt sehe ich es so wie Dirk, das Gewaltmonopols liegt beim Staat. Wenn bei der Ausübung des Monopols etwas nicht korrekt abläuft, muss man entsprechene Mittel nutzen.

    MfG I.

  14. @ I.A. Genauso sehe ich das auch. Frau Nagel spricht sich zwar offen und zu Recht gegen jede Form von Rassismus aus, aber offensichtlich hält sie die Masse ihrer Nichtwählerschaft, das sind allein in Connewitz rd. 70 Prozent der Wahlberechtigten zumindest für blauäugig :-) Natürlich war die Demo gaaaanz spontan, in den Abendstunden des 31.12. entschloss man sich im Hause Nagel gaaaanz spontan, aus der Silvesterdekoration Transparente zu basteln, und die dann gegen Mitternacht ganz schick im Kiez auszuführen. Dass mehrere hundert Menschen, alkoholisiert oder testosterongesteuert und in krawalliger Stimmung, die gleiche Idee hatten, war natürlich reiner Zufall. Frau Nagel wusste davon natürlich nichts, sie hörte und sah ja auch nichts, wie auch, sie marschiere – ups – spazierte ja auch an der Spitze des Plakategassigehens… merkt da jemand was?
    Nein, Frau Nagel bevorzugt es einfach, sich abseits nicht schwer zu erlangender demokratischer Legitimation nach eigenem Gustus politisch zu betätigen und nennt das emanzipatorisch. Als Landtagsabgeordnete, ihren eigenen Worten zufolge sogar die beste weil produktivste sächsische Landtagsabgeordnete ever, hat sie sich zwar mit dem Eid auf die Verfassung auch der Anerkennung der demokratischen Regularien verpflichtet einschließlich des Gewaltmonopols des Staates, aber diese waren und sind ihr immer wieder ein Dorn im linken Auge, ebenso wie jedwede Kritik an ihrem Handeln. Dass sie mit ihrem Handeln nicht nur Anwohner nervt, sondern auch einen Teil der Linkswählerschaft vergrätzt interessiert sie dabei nicht. Sie beansprucht seit ihrer Wahl zum MdL nicht nur die Deutungshoheit über Connewitz und das tumbe Wahlvolk dort, sondern auch über die Themen, die den Kiez gefälligst zu beschäftigten haben. Das darf sie natürlich, aber mit welchen Mitteln? Anstatt sich der gesamten Bandbreite demokratischer Möglichkeiten umfassend zu bedienen, gefällt sie sich in der subversiven Pose. Nichts gegen ihre Arbeit und ihre Anliegen, allein die Art und Weise der Umsetzung sollte sie überdenken. Anstatt beispielsweise sich auf den zahlreichen städtischen Bürgerversammlungen Flüchtlinge-Migration argumentativ und überzeugend einzubringen, gern auch lautstark, zieht sie es vor, gerade dort als lediglich stiller Beobachter zu erscheinen und sich tags darauf zu beschränken, nachträglich in verschiedensten Foren über das wirre Volk zu ätzen, wobei natürlich klar ist, dass wenn man sich am linksradikalen Tellerrand bewegt, alles – nagelzentrisch betrachtet – irgend wie rechts einzuordnen ist. Der darauffolgende Shitstorm ist natürlich in ihren Augen total unfair. Oder anstatt sich etwa in Schulen zu begeben um der nächsten Generation Solidarität mit Flüchtlingen zu vermitteln, bevorzugt sie es, sich hinter Riesentransparenten mit plakativen Pauschalforderungen in der Silvesternacht zu verstecken. Nein Frau Nagel, das ist keine Politik die perspektivisch Mehrheiten für einen Wechsel schafft. Solange Sie nicht von ihrem hohen Ross der linken Haarspalterei herabsteigen und auch zwischen den Wahlen Basisarbeit überzeugend und in erster Linie argumentativ mit den Menschen vor Ort – und zwar möglichst vielen in ihrem Wahlkreis – gestalten, sehe ich leider nach wie vor schwarz für dieses Land. Das bringt keine Unterstützung, lediglich Wähler wie mich gegen Sie auf. Aber wenn Sie es bevorzugen in einem Kreis von wenigen hundert Adepten Ihre rein ideologische Bestätigung als Direktmandatsträgerin des Wahlkreises 28 zu suchen, dann weiter so. Schade um das Direktmandat.

  15. Ich gehe davon aus, dass sie zu Silvester am Kreuz waren und authentische Eindrücke schildern können? Siehe meine anderen Statements. Eskalativ wurde die Situation als sich eine Polizeikette vor der spontanen Demo aufgebaut hat. Hier habe ich interveniert.

    Ansonsten wäre es schön, wenn sie sich informieren, bevor sie hier zu bewertenden Brandreden ansetzen.

    1. Gehören auch links engagierte Menschen aus Connewitz zur Bevölkerung. Deren Stimme ist genau so viel wert wie die von nicht-links engagierten Menschen. Und ich „nehme mir heraus“ auch diese bzw deren Einstellungen zu vertreten, insofern ich sie mittragen kann (siehe zb meine Position zu dem Angriff auf das Polizeirevier).

    2. Engagiere ich mich nicht erst seit meiner Wahl zur MdL für Interessen eines Teils der Menschen, die in Connewitz leben. Das betrifft auch die Errichtung von Ampeln, das Abwenden der Schließung von Jugendclubs, die Nutzbarkeit des öffentlichen Raums, Mietentwicklung..
    Die heftige Debatte um die Kritik am Polizeiposten dürfte ihnen nicht entgangen sein. Eigenartig, dass ich trotz meiner – von PolitikerInnen anderer Parteien, einigen BürgerInnen und einigen Medien kritisierten – Haltung – nämlich, dass Kritik an der Errichtung des Postens legitim ist und ich dieser in demokratischer Art und Weise Ausdruck verleihen zu helfen versuche – gewählt worden bin.
    Ich trete seit Jahren mit klaren Positionen für bestimmte Belange ein – und ganz klar über den Mikrokosmos Connewitz hinaus. Das polarisiert ab und an. Komisch, dass Menschen genau dieses Profil im Landtag vertreten sehen wollen.

    3. Mein erster Termin als neu gewählte MdL war eine Schul-Diskussion zum Thema Asyl. Vor einem Monat hatte ich eine Diskussion mit Leipziger SchülerInnen, in 1,5 Wochen folgt die nächste. Ich bin in meinem Alltag immer wieder mit Menschen im Gespräch, moderiere und beteilige mich an Diskussionen.. nicht nur mit Gleichgesinnten und nicht nur zum Thema Asyl, sondern auch zum Thema Kinder- und Jugendhilfe, Wohnungspolitik/ Stadtentwicklung, Kultur..
    Also ruhig Blut.

    4. Dass ich die produktivste MdL wäre, habe ich nicht behauptet. Ich habe dem Schreiber nur mitgeteilt, dass ich die neue Herausforderung durchaus engagiert anpacke und die Behauptung einer „mageren Bilanz“ nicht stehen lasse. Ich befürchte allerdings, dass es – auch ihnen – darum geht welche Inhalte und Perspektiven ich vertrete und nicht darum, wie engagiert, kompetent und mit welchen Mitteln ich das tue.
    Das ist aber eben der Lauf der Dinge in einer Demokratie.
    Auch ich würde mich natürlich über die Positionen der CDU zum Thema Asyl, Ausstattung der Kinder- und Jugendhilfe, Demokratie und Mitbestimmung etc beschweren, weil sie nicht die Meinen sind.
    Aber das muss mensch aushalten und sich nicht zum polemischen Richter über jemanden erheben, dessen Politik man sowieso ablehnt.

    PS: Und wenn sie mich gewählt haben, das kann ich aus ihren Worten nicht klar schließen, freue ich mich selbstverständlich darüber zu lesen, mit welchen Erwartungen und konkreten Anliegen sie dies getan haben.

  16. Nein Frau Nagel, ich drehe meinen Löffel zwar links rum in der Suppe, aber nicht bis zum äußersten linken Tellerrand, darüber schaue ich lieber hinweg, denn jede Radikalisierung schränkt die Sicht ein. Meine „Brandrede“ bezog sich auch ausschliesslich auf Ihre – ob Sie das wollen oder nicht, sie müssen es akzeptieren und aushalten können – nunmehr herausgehoben Rolle als MdL mit einzigem Direktmandat des linken politischen Spektrums in Sachsen. Inhaltlich sehe ich große gemeinsame Schnittmengen, die Art und Weise ihrer Umsetzung durch Sie ist für mich nicht immer akzeptabel oder zumindest gewöhnungsbedürftig. Warten wir es ab. Subsumierten wir die ersten Tage 2015 mal als unglücklich gelaufen, sollte genügend Zeit sein, es ein gutes politisches Jahr werden zu lassen. In diesem Sinne, Ihnen alles Gute gerade für morgen wo ich erwarte, Ihre demokratisch legitimierte Stimme sehr lautstark zu hören. M.k.G.

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