Im Rahmen des Landespokal-Derbys zwischen Roter Stern Leipzig und der SG Leipzig Leutzsch am 4.9.2011 im Alfred-Kunze-Sportpark gab es heftige verbale Ausfälle, Beleidigungen und Drohungen von Fans und Spielern der SG LL gegen Fans und Spieler des Roten Stern Leipzig. Dies berichten zahlreiche AugenzeugInnen nach dem Spiel.
Bereits im Vorfeld des Spieles gab es Anfeindungen gegen den Verein aus Connewitz. So kursierten Bilder, auf denen ein Kreuzritter zu sehen war, der einen Sowjetstern zerschlug, garniert mit dem Spruch „Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher“.
Doch diskriminierende Äußerungen waren an diesem Sonntag nicht nur vereinzelt zu hören, sondern dominierten die Atmosphäre im Alfred-Kunze-Sportpark. Aus dem SG LL-Fanblock wurden Sprüche wie „Roter Stern, Juden, Juden, Juden“, „Teutonisch, barbarisch, wir Leutzscher, wir sind arisch“, „Wenn das der Führer wüsst, was Chemie Leipzig ist, dann wär´ er nur in Leutzsch, denn Leutzsch ist deutsch“ skandiert und das antisemitische so genannte „U-Bahn-Lied“ gesungen. Selbst Spieler des gastgebenden FC Sachsen-Nachfolgers beleidigten Spieler des Roten Stern mit Sprüchen wie „Zeckenschweine“ und „Kommunistenschweine“.
Weder aus dem insgesamt um die 700 Menschen umfassenden Fanblock der SG Leipzig Leutzsch noch von Seiten der Vereinsspitze gab es während des Treibens Widerspruch oder gar konkrete Interventionsversuche. Auch der Schiedsrichter reagierte nicht auf entsprechende Hinweise der Gäste.
Juliane Nagel, Stadträtin in Leipzig und Mitglied des Landesvorstandes DIE LINKE Sachsen:
„So schockierend die Ereignisse vom Sonntag sind, um so skandalöser ist die Reaktion der Sportgemeinschaft Leipzig Leutzsch. Die unüberseh- und unüberhörbar von antisemitischen, homophoben, nationalistischen und neonazistischen Sprüchen und Gesten dominierte Stimmung, die vom Fanblock und der Mannschaft der SG ausging, wird von deren Sprecher Jamal Engel einfach geleugnet. Dieses Verhalten ist der eigentliche Skandal!
Ich fordere die Vereinsspitze der SG Leipzig Leutzsch auf sich bei Fans und Spielern des Roten Sterns zu entschuldigen, die Ereignisse mit der eigenen Mitgliedschaft ehrlich und selbstkritisch auszuwerten und Konsequenzen zu ziehen. Bild- und Tondokumente, die die Ereignisse illustrieren, gibt es zur Genüge.
Falls die SG Leipzig Leutzsch sich allerdings im Wegschauen üben will und duldet, dass Neonazis und deren SymphatisantInnen in ihrem Verein eine neue und ungestörte Aktionsfläche finden, dann fordere ich den Sächsischen Fußballverband auf Maßnahmen zu ergreifen und den Verein wegen des Verstoßes gegen DFB-Regeln zu sanktionieren.
Eine Kultur der Antidiskriminierung und ein konsequentes Vorgehen gegen neonazistische Einstellungen und entsprechende Äußerungen gehören ins Stadion und dürfen nicht (weiter) als „Missbrauch des Fußballs für Politik“ verunglimpft werden.“