Kritik an „Ausgangssperre“ für jugendliche Flüchtlinge und Bewegungsfreiheit für Nazis in Bautzen

dresden2908-640x427Mein Statement zur abendlichen Ausgangssperre für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bautzen

In allen deutschen Städten gibt es UMAs – unbegleitete minderjährige Asylsuchende. Und fast überall mehr als in Bautzen. Mal unterstellt, dass die Bautzener Sozialarbeiter nicht schlechter als anderswo und die UMAs hier nicht besonders böse sind (beides hat noch niemand behauptet), stellt sich doch die Frage, wieso es genau hier zu bürgerkriegsähnlichen Szenarien kommt, die nun weltweit kommuniziert werden. Das lässt aus meiner Sicht nur eine Schlussfolgerung zu: Hier wurde eine alltagsrassistisch motivierte Eskalationsspirale entwickelt, als deren Sündenbock nun auch vom örtlichen Polizeiführer eine Handvoll geflüchteter Jugendliche stigmatisiert werden. Gleichzeitig verharmlost dieser Bautzener Polizeichef auf der gestrigen Pressekonferenz die rechten Hass-Verbreiter als „eventorientierte“ Leute. Schlimmer geht’s nimmer.

Wer Beinahe-Erwachsenen verbietet, nach 19 Uhr auf die Straße zu gehen, zeigt, dass er seit den Pogromen in Hoyerswerda 1991 nichts dazugelernt hat. Immer dasselbe Muster: Die als störend Empfunden werden verbarrikadiert oder gar woandershin transportiert, und diejenigen, die den Unfrieden durch ihre Unverträglichkeit gegenüber allem scheinbar Fremden ausgelöst haben, dürfen sich nach Herzenslust ausbreiten. So gehen Ruhe und Ordnung im demokratischen Sinne einer offenen Gesellschaft nicht! Die „Ausgangssperre“ ist ein vordemokratisches, autoritäres Sanktionsmittel, ein Eingriff in Grundrechte und eine Beschädigung von Integration. So haben die Nazis erreicht was sie wollten. Denn beliebte Kulturangebote, bei denen Jugendliche jeder Herkunft zusammenfinden können, finden üblicherweise abends statt.

PM Fraktion DIE LINKE im SLT, 16.9.2016

8 Gedanken zu „Kritik an „Ausgangssperre“ für jugendliche Flüchtlinge und Bewegungsfreiheit für Nazis in Bautzen“

  1. Wenn sich der Anführer der Bautzener UMAs mit einer Kalaschnikow in Facebook präsentierte (Aussage Bautzener Bürgermeister) dann haben die Verantwortlichen geschlafen oder die „Aufarbeitung“ den Rechten überlassen. Hatten die Verantwortlichen Angst in die rechte Ecke gestellt zu werden? Es ist richtig eine Ausgangssperre zu verhängen bis die Hintergründe dieser „Kalaschnikow- Präsentation“ nicht umfassend aufgeklärt sind.

  2. Richtig. Und die Polizei hat ja wohl eindeutig gesagt, das die ersten Provokationen von den umAs ausgingen. Auch wenn das hier keiner hören will. Apropos umAs- minderjährige Flüchtlinge im regelmäßigen Alkoholrausch? Der Nachwuchs der Hausbesetzerszene darf das natürlich.

  3. Ein Beispiel für totales Versagen der Politik bei der Integration der Flüchtlinge.

    Wie kann es sein, dass viele Flüchtlinge nach 1 Jahr immer noch nicht fließend Deutsch sprechen können?

    Wie kann es sein, dass viele Flüchtlinge mit Bleibeperspektive immer noch keine Schul- oder Berufsausbildung begonnen haben oder in Arbeit vermittelt wurden?

    Wie kann es sein, dass generell für alle Flüchtlinge, egal ob mit oder ohne Bleibeperspektive keine sozialen und kulturellen Intergrationsangebote in Vereinen oder anderen soziale Projekte geschaffen wurden?

    Die Flüchtlinge können je nach Interesse auch bei der Feuerwehr mitmachen, beim Fußball spielen oder sich sozial engagieren und so die Sprache und Kultur besser kennenlernen.

    Heute bin ich Mittags durch Halle gelaufen, ich sah viele afrikanisch aussehende Menschen in Kleingruppen und fragte mich, läuft die Integration etwa hier in Halle auch total schief? Wird diesen Menschen nicht mit Sprach-, Schul- und Berufsausbildung bei der Integration geholfen?

    Hier scheint bei der Integration massiv gespart worden zu sein, mit hohen Folgekosten für die Zukunft und Spannungspotenzial.

    Alleine wer nicht die gleiche Sprache spricht und nicht wenigstens die andere Kultur in Grundzügen kennt, versteht sich nicht, so werden immer wieder Konflikte hochkochen.

  4. Mal eine ganz andere Frage, in Bautzen wohnen laut Medienberichten ca. 100 Flüchtlinge?

    Laut bundesweiten Verteilungsschlüssel müssten es ca. 500 sein, wo ist die Differenz von 400, in Westdeutschland oder anderswo?

  5. Genau die Flüchtlinge müssen sich integrieren und dazu brauchen sie Angebote wie in Sportvereinen, bei der Feuerwehr….wenn die Flüchtlinge in den Gemeinden mithelfen, lernen sie auch Deutsch und die deutsche Kultur kennen.

    Zusätzlich brauchen die Flüchtlinge intensive Deutschkurse um erstmal die Grundbegriffe der deutschen Sprache zu lernen und ungelernte oder minderjährige Flüchtlinge brauchen eine Schul- und Berufsausbildung, um eine Arbeit zu finden.

    Von alleine integrieren sich die wenigsten Flüchtlinge, sondern bleiben unter sich und bilden Parallelgesellschaften. Da gibt es einige Beispiele in Deutschland. Und das wird dann in der Zukunft richtig teuer und bringt Konflikte hervor.

    Wir brauchen garnicht bis zu „Konflikten“ denken, es reicht schon wenn ein Arzt den jeder einmal dringend brauchen kann im Krankenhaus, weil wir einen Ärztemangel haben, der aber nur mittelmäßig Deutsch sprechen kann den Patienten nur geradeso fachgerecht behandeln kann, weil er nicht alles genau versteht was der Patient ihm sagt.

    Heißt, der Arzt ist exzellent ausgebildet und könnte einen perfekten Job tun, versteht den Patienten aber nur zu 90% so wie der Patient das auch tatsächlich meint und tut deshalb etwas anders interpretieren als der Patient es meint, wodurch nicht selten eine medikamentöse Behandlung anders ausfallen kann, die dann zwar immer noch okay ist, aber nicht mehr optimal.

    Der Spracherwerb ist also unheimlich wichtig, es reicht nicht aus dass man als Migrannt gebrochen Deutsch sprechen kann, und es reicht nicht aus das man als Arzt fließend Deutsch sprechen kann, der Staat und hier die Politik müssen den Spracherwerb soweit födern, dass jeder Migrant fließend Deutsch sprechen kann und jeder Arzt oder der es sonst beruflich braucht Verhandlungssicher.

    Bei Sprachkursen kann nicht nur die Sprache vermittelt werden sondern auch die Kultur.

    Wieso müssen Sprachkurse ein halbes oder ein ganzes Jahr in einem Unterrichtsraum stattfinden? Wieso wird nicht jede Woche einmal woanders hingegangen? Mal die örtliche Kirchengemeinde besucht, mal der Sportverein, mal der Ruderverein, mal ein Theater wie das der jungen Welt, mal die Feuerwehr, mal ein Museum, mal eine Berufsschule, UNi…..und verschiedene Soziale Projekte….damit die Migranten das Leben in Deutschland aus möglichst vielen verschiedenen Perspektiven sehen.

  6. Hier zum Thema Bautzen, steht es doch auf der MDR Webseite erklärt woran es liegt: „Beschwerden über die UMAs, so das Beamtendeutsch für „unbegleitete minderjährige Asylbewerber“, hat es in Bautzen schon länger gegeben. Die gelangweilten, beschäftigungslosen, jungen Leute tranken Bier“

    Die Flüchtlinge sind gelangweilt und tranken deshalb alkoholische Getränke.

    Wieso sind die Flüchtlinge denn gelangweilt?

    Wahrscheinlich bekommen sie Vormittags keinen Deutschkurs oder keine Schul- oder Berufsausbildung und Nachmittags / Abends haben sie kein Vereinansgebot oder sonstiges erhalten.

    Wären die Flüchtlinge bis Mittags oder frühren Nachmittag in der Schule und danach im Sportverein, der Feuerwehr oder sonst wo…wären sie nicht nur beschäftigt und würden Freundschaften zu einheimischen Aufbauen und die Kultur kennenlernen, sondern würden acuh weiter die deutsche Sprache lernen…..und wenn nur einer von 100 Flüchtlingen zu Feuerwehr geht hilft das den meisten chronisch unterbesetzten Feuerwehren auch schon weiter und wenn ein andere in den Judoverein geht lernt er auch das man Gewalt nur zu Selbstverteidigung einsetzt und auch im Ruderverein etc. lernt man Teamwork…..gibts nicht genug freie Ausbildungsplätze auf dem Land, im Handwerk, als Dachdecker, Zimmermann, Bauer, Arzthelfer, Kranken- und Pflegeberufen?

    Die meisten Flüchtlinge sind eben junge Männer / Jungs, die wollen sich auspowern und brauchen Aktivitäten um nicht auf dumme gedanken zu kommen….das ist bei deutschen jugendlichen genauso wie bei allen anderen Jugendlichen. Das Potenzial muss man nutzen, die sind körperlich fit und können jetzt etwas lernen, um etwas aus sich zu machen.

    Besser eine Karriere als Handwerker, Arzthelfer etc. als auf die krumme Bahn zu kommen….doch dafür muss die Politik auch die Angebote zur erfolgreichen Integration verbessern!

  7. UMA bedeutet nicht „unbegleitete minderjährige Asylsuchende“ sondern „unbegleitete minderjährige Ausländer_innen“.
    Nur mal so als Richtigstellung.
    Warum füttert ihr immer die Gegenseite mit solchen – leicht zu widerlegenden – falschen Behauptungen? Das ist kontraproduktiv.

  8. Ich weiss was umA bedeutet, die Ausfüllung der Abkürzung ist selbst gewählt, und wird sicher nicht der Kernpunkt des Dissenz sein.

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