Gruppe Gedenkmarsch Leipzig zeigt sich entsetzt über Schändung des Erinnerungsortes Flößberg

Am 8.8.2011 wurde bekannt, dass an das Eingangstor des ehemaligen KZ-Außenlagers Flößberg eine antisemitische Parole sowie Hakenkreuze geschmiert wurden. Sowohl TäterInnen als auch der Zeitpunkt der Tat sind unbekannt. Die Polizei ermittelt.Das Tor um den Friedhof des ehemaligen KZ-Außenlagers in Flößberg war erst vor kurzem errichtet worden.

Als Ende 1944 / Anfang 1945 im thüringischen Konzentrationslager Buchenwald eine Überbelegung drohte, wurden Zweigstellen des KZ errichtet. Eine davon war im Flößberger Wald bei Borna.

Das Denkmal ist das einzige Zeugnis dieser furchtbaren Geschichte.

Nur noch wenige Spuren zeugen heute von der Zeit vom 30. November 1944 bis zum 13. April 1945, als sich in diesem Wald ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald befand, dessen insgesamt 1.904 Häftlinge für die HASAG-Fabrik Leipzig Panzerfäuste herstellten. In den viereinhalb Monaten des Bestehens des Lagers wurden den Zwangsarbeitern mit der Verlegung von etwa 2.350 m Eisenbahngleisen und der Errichtung von etwa zehn Häftlingsbaracken, mehreren Baracken für die Bewacher, Unterkünfte für Bautrupps deutscher Firmen und den eigentlichen Produktionsbaracken eine – gemessen an der kurzen Zeit – dermaßen hohe Arbeitsleistung abgefordert, daß es zu riesigen Opfern unter den Gefangenen kam.

Allein im Februar und März 1945 wurden 461 Häftlinge als nicht mehr arbeitsfähig nach Buchenwald geschickt. Und insgesamt 168 Menschen starben in Flößberg, also fast neun Prozent der Lagerinsassen. Damit lag die Sterberate im Flößberger KZ sogar höher, als in Buchenwald selbst.

Durch ihre schwere Arbeit, die Kälte und mangelnde Ernährung trat bald ein Massensterben im Zweiglager ein. Die bereits qualvoll Gestorbenen begrub man im Flößberger Wald. Als am 11. April 1945 das Konzentrationslager Buchenwald und somit auch seine Außenstellen befreit wurden, kam endlich die Erlösung. Doch kaum jemand überlebte diese Strapazen.

Gruppe Gedenkmarsch erklärt:

„Seit September 2010stehen wir in Kontakt mit dem Verein Geschichtswerkstatt Flößberg e.V. und unterstützen dessen reges Engagement für die Schaffung eines würdigen Gedenkortes an der Stelle.

Wir zeigen uns entsetzt über die Schändung des entstehenden Gedenkortes. Der antisemitische Spruch „Der Jude Sieg mit der Lüge und stirbt mit der Wahrheit“ sowie Hakenkreuz-Schmierereien weisen auf einen neonazistischen Hintergrund der Tat hin. Seit längerer Zeit ist der Landkreis Leipzig ein Schwerpunkt neonazistischer Aktivitäten. Die Opferberatungsstellen der RAA Sachsen e.V. zählen im Landkreis sachsenweit die meisten rechts- und rassistisch motivierten Übergriffe auf Menschen.

Wir dürfen nicht wegsehen, wenn das Gedenken an das schlimmste Kapitel der deutschen Geschichte – den Nationalsozialismus und die Millionen von Menschen, die ihm zum Opfer fielen – mit Füßen getreten wird. Wir werden die Geschichtswerkstatt weiterhin mit aller Kraft unterstützen, die Erinnerung an das ehemalige ZwangsarbeiterInnenlager Flößberg sichtbar zu machen.“

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