Mit einer Million Euro will die Stadt Leipzig den 100. Katholikentag unterstützen. Weltnest will wissen, was Politiker*innen darüber denken
Martin fragt:
1. Sollte die Stadt ein teures „Image-Projekt“ mit einer so stattlichen
Summe unterstützen?
und
2. Sollte die Stadt eine religiöse Veranstaltung überhaupt unterstützen?
Ich gebe mich bei Nummer 1 als linke Pragmatikerin und in Punkt 2 als Vertreterin der Religionsfreiheit, die die konsequente Trennung von Staat und Kirche einschließt.
Nummer 1: die Stadtverwaltung knausert mit jedem Euro, der in das gute und sozial sichere Leben der Menschen, die in dieser Stadt leben, fließen soll, spart bei Jugendhilfe, Schulsanierung und hat auch keine Ideen wie notwendige Erwerbsarbeit im non-profit-Sektor nach dem Wegbrechen von Arbeitsförderungsmaßnahmen geschaffen bzw unterstützt werden kann. Für ein Megaevent sollen aber einfach mal 1 Millionen aus der leeren Kasse zur Verfügung gestellt werden? Nö! Die versprochenen Einnahmen durch den Katholikentag in Höhe von 4.3 Millionen Euro fließen ja auch nicht in die Stadtkasse zurück.. sonst könnte die Stadt ja eine Leihgabe machen.
Nummer 2: Ich bin auf jeden Fall für Religionsfreiheit und auch dafür, dass Gebetshäuser sichtbar in der Öffentlichkeit stehen und Gläubige ihre Veranstaltungen an allen, auch öffentlichen, Orten machen können. Hier muss aber sauber getrennt werden – zwischen privater und öffentlicher Angelegenheit. Religion ist Privatsache. Daher ist auch Religionsunterricht an öffentlichen Schule abzulehnen. Schwer wiegt außerdem die Bevorteilung der evangelischen und katholischen Kirche von Staats wegen. Nicht nur dass die Kirchensteuer von den Finanzämtern eingezogen wird (das ist als wenn die Gewerkschaft verdi, in der ich Mitglied bin, ihre Beiträge durch diese öffentliche Stelle einziehen lässt), die Kirche kassiert jährlich fast eine halbe Milliarde Euro vom Staat – für Zahlungsverpflichtungen, die vor fast einem Jahrhundert ausgelaufen sind. Und nicht zuletzt profitieren kirchliche Träger auch bei der Betreibung von Kita, Krankenhäusern und anderen sozialen Einrichtungen von öffentlichen Geldern. Die öffentliche Co- inanzierung von Veranstaltungen wie dem Inrede-stehenden Katholikentag ist quasi „nur“ ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ergo: ein klares, prinzipielles Nein für das Ansinnen der Stadt.
Was aus meiner Sicht möglich wäre ist, dass die Stadt dem Katholikentag Räume zur Nutzung zur Verfügung stellt und sich selbst mit einer Diskussionsveranstaltung – Religion im säkularen Staat inhaltlich einbringt.